Wenn es einen Dio-Karaoko-Wettbewerb geben würde – Nils Patrik Johansson hätte gute Chancen auf den Titel. Seine Stimme besitzt großen Wiederkennungswert sowie Volumen und Ausdrucksstärke. Letztes Jahr bewies er am Mikro von Lion’s Share, dass er sich auch in härteren Gefilden zuhause fühlt.
Astral Doors ist seine melodischere, seine Hard Rock-Seite – wenngleich auf REQUIEM OF TIME zahlreiche klassische Metal-Zitate ihren Platz finden. Leider auch textlich – denn da wimmelt es vor Plattitüden der Marke Hammerfall. Ziemlich furchtbar, doch das tut der sehr guten Musik ja keinen Abbruch.
Metal- und Hard Rock-Riffs zerbersten an monumentalen Orgelbergen, darüber thront Johanssons prägende Stimme, die Höhepunkte werden immer mundgerecht (und breit orchestriert) serviert. Das hat teilweise schon fast was von Metal-Schlager (der Chorus von ‘Power And The Glory’ könnte von Pur stammen), fällt aber aufgrund der satten Produktion nie ins softe Fach ab. Gerade im hinteren Tiel spielen Astral Doors noch einmal ihre progressiven Trümpfe aus und beweisen, warum sie in der Szene so beliebt sind.
Die Leichtigkeit, die noch ihr Debüt OF THE FATHER AND THE SON (2003) auszeichnete, ist ihnen allerdings ein bisschen abhanden gekommen. REQUIEM OF TIME macht Spaß, stellt aber bandintern nicht die Bestleistung dar. Ich kann daher für die Zukunft nur warnen: Vorsicht vor der Klischeefalle!
Matthias Weckmann
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der Januar-Ausgabe des METAL HAMMER.
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