Auch dieses Jahr reisen unter dem Banner der Persistence Tour wieder mehrere Hardcore-Bands durch Europa und machen dabei mehrmals in Deutschland Halt. Überraschungen im Line-Up gibt es wieder mal keine, heißen die Headliner doch meist Hatebreed, Suicidal Tendencies, Agnostic Front oder Terror. Der Zeitplan mit sieben Bands in sechs Stunden verspricht einen sportlichen Abend und lässt sicherlich keine Langeweile aufkommen.
Sehr früh beginnt das Event um 18 Uhr mit The Arrs (Piratenwitze seien an dieser Stelle erlaubt). Entsprechend leer ist der Saal als die Franzosen loslegen. Während sich der Großteil der Besucher das erste Feierabend-Bier gönnt, sind vor der Bühne bereits zwei emsige Gäste einsam am Two-Steppen.
Spätestens bei Nasty bekommen sie jedoch ordentlich Besuch. Die Aachener Band macht schon seit einiger Zeit den deutschen Untergrund sicher und hat sich inzwischen eine treue Fan-Base aufgebaut. Ein bisschen Prollhaftigkeit kann man Nasty auf den ersten Blick nicht absprechen, aber spätestens bei den sozialkritischen Texten und Ansagen von Sänger Matthi bemerkt man, dass noch mehr in der Band steckt.
Zum ersten Mal seit sieben Jahren betreten schließlich Ramallah eine deutsche Bühne. „This is not a reunion – it’s a return“, verkündet Sänger Rob Lind, der seit 1995 Gitarrist von Blood For Blood ist. Die Besucher freuen sich sichtlich über die Wiederkehr nach der Trennung 2007 und machen fleißig jeden Singalong-Part mit. Mit diesem Auftritt dürften Ramallah die Vorfreude auf ihr nächstes Album deutlich gesteigert haben.
Mit der frischen Veröffentlichung ihres neuen Albums DEAD HORSES im Rücken stürmen schließlich Evergreen Terrace die Bühne. Dass die Band um die beiden Sänger Andrew Carey und Craig Chaney schon seit 15 Jahren existiert, merkt man ihr angesichts ihrer frischen Mischung aus Metalcore und Melodic Hardcore in keiner Sekunde an. Wie schon bei den Vorgängern wird lautstark eine Zugabe eingefordert, aufgrund des engen Zeitplans müssen die Jungs aber nach 30 Minuten ihr Set beenden.
Mit Strife beginnt schließlich die Runde der Altmeister. Noch bevor der erste Song vorbei ist, hat sich Frontmann Rick Rodney mit dem Mikro seine Stirn blutig geschlagen, lässt sich davon aber nicht stören. Selten hat jemand gleichzeitig so wahnsinnig und charmant gleichzeitig ausgesehen, sodass die Band mit ihrer energischen Performance den ganzen Saal für sich gewinnen kann.
Trotz aller Bemühungen der anderen Bands sind Terror jedoch das große Highlight des Abends. Wo diese Herren auftauchen, herrscht Krieg. Großes Motto des Auftritts ist wie immer „More stage-dives!“. Die Securities scheinen dieses Prinzip anfangs noch nicht ganz zu verstehen und versuchen verzweifelt, die Menschenmassen hinter den Absperrungen zu halten, wofür sie den einen oder anderen Schlag mit dem Mikro von Sänger Scott Vogel kassieren. „This stage belongs to hardcore!“, brüllt er und holt immer mehr Menschen auf die Bühne, sodass die Band irgendwann komplett zwischen Stage-Divern untergeht.
Bei den eigentlichen Headlinern Suicidal Tendencies hat sich die Situation wieder etwas beruhigt, die ersten Gäste treten sogar schon den Heimweg an. Nach wie vor ist die Band die groovigste im Hardcore und nimmt energisch wie eh und je die Bühne ein. Sänger Mike Muir, das einzig verbliebene Gründungsmitglied, perfektioniert seit 30 Jahren den „Thriller“-Gedächtnis-Move und wird nicht müde, wortgewaltige Ansagen rauszuhauen. Auch wenn Suicidal Tendencies bei jedem Auftritt alles geben, hat man spätestens nach der zweiten Show das Gefühl, das alles schonmal exakt gleich gesehen zu haben und so schmerzt es doch nicht, nach diesem langen Abend etwas früher nach Hause zu gehen.
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