Hatebreed: Interview mit Jamey Jasta

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Hatebreed sind eine Macht, die von Fans und Kritikern für ihre Musik und ihre Live-Shows geliebt wird. Eine hart arbeitende Maschine, die immer Vollgas fährt. Momentan sieht es so aus, als ob Jamey Jasta und Co. auf der Höhe ihres Schaffens sind. Sie eilen von Erfolg zu Erfolg und ein Ende der Hatebreed-Bewegung ist nicht in Sicht.

Doch so positiv sich die Dinge jetzt auch darstellen, so hart mussten Hatebreed für ihren Erfolg kämpfen. Da wird einem schon mal der Plattenvertrag gekündigt, weil die Scheibe nur genauso viel verkauft hat, wie der Vorgänger – und eben nicht mehr. Seltsame Entscheidungen von Plattenfirmen, die besser ihre Hausaufgaben gemacht hätten, als solch alberne Entscheidungen zu treffen. „Egal!“ kann nur die Antwort darauf sein. Wobei: So ganz stimmt das in diesem Fall nicht. Hatebreed haben ihre Lehren daraus gezogen, wie Frank „3 Gun“ Novinec während des Full Force Festivals erzählt. Zu jenem Zeitpunkt war noch nicht ganz klar, bei welchem Label die neue Scheibe erscheinen würde. In den USA sind Hatebreed bei Koch Records unter Vertrag. Für Europa hat ihre alte Plattenfirma Roadrunner wieder den Zuschlag bekommen.

„Wir unterschreiben aber immer nur noch einen Vertrag über ein Album. Glücklicherweise sind wir in der Position, dass wir uns solche Optionen aussuchen können und selber die Vorgaben machen.“

Ist es also nur der momentane Status der Band oder steht in diesem Zusammenhang auch die Erfahrung als Ratgeber zu Seite, sich eher auf solche überschaubaren Geschäftsbeziehungen zu beschränken? Jasta trötet ins gleiche Horn wie sein Gitarrist: „In erster Linie geht das, weil wir die Macht haben, solch künstlerfreundlichen Verträge durchzudrücken.“ Im Nachsatz erklärt Jamey Jasta aber auch ganz diplomatisch, dass alle Plattenfirmen in der Vergangenheit großartige Arbeit zu jedem Album geleistet hätten. Genau. Medienprofi halt.

Nichtsdestotrotz lässt Jasta es sich nicht nehmen, die Ausnahmestellung seiner Band zu betonen: „Wir sind dankbar und überglücklich, dass Hatebreed momentan diesen Erfolg haben. Wir sind auf einem absoluten Höhepunkt angekommen. Aus der Band ist eine Bewegung geworden. Genau aus diesem Grund ist es auch völlig egal, welches Plattenfirmen-Emblem hinten auf dem Album prangt – die Fans wollen das Album so oder so.“

Genau diese Größe macht Hatebreed zudem für die hart rockende Musikszene so unverzichtbar. Sie vereinen die Genres. Nicht nur Metal und Hardcore – es geht darüber hinaus. Das ist einer von vielen Verdiensten der Band. Sie haben bereits viel geschafft, Jasta hat in seinem Leben ebenfalls schon viel vollbracht. Dennoch singt er mit voller Inbrunst in der ersten Single von HATEBREED ‘In Ashes They Shall Reap’: „Born to bleed, fighting to succeed, built to endure what the world throws at me!” Ergo: Der Kampf geht weiter, immer weiter. Doch für was kämpft diese Band eigentlich noch? Seit 1994 erleben sie einen stetigen Aufstieg, haben es zur Bewegung geschafft, wurden für einen Grammy nominiert und spielen vor ausverkauften Konzertsälen. Sie könnten es durchaus ruhiger angehen und den Erfolg genießen. Doch weit gefehlt. Jasta hat ganz andere Dinge im Sinn: „Nicht nur als Band und Musiker, auch als Mensch will man beziehungsweise darf man nie zufrieden sein.“

Mit diesem Statement schlägt Jasta gekonnt den Bogen zum Albumtitel des Debüts aus dem Jahre 1997: SATISFACTION IS THE DEATH OF DESIRE. Zu deutsch: Zufriedenheit ist der Tod der Begierde. „Siehst du?“, entfährt es dem Tausendsassa. „Genau das ist die Botschaft dieser Band! Darüber hinaus wird die Welt niemals perfekt sein. Die Person im Spiegel wird ebenfalls niemals perfekt sein. Aber jeder einzelne kann tun was in seiner Macht steht, um besser zu werden und eben nicht selbstgefällig und selbstzufrieden zu sein und einfach aufzuhören oder gar aufzugeben. Wenn jemand unser neues Album hört und diese Textzeile hört, dann will ich, dass derjenige denkt ‘das ist mein Song!’ – genau das ist unser Anspruch.“

Hält man sich diese spezielle Textteile vor Augen – „Born to bleed, fighting to succeed, built to resist what the world throws at me!” –, dann kommt man nicht umhin. sich mit einem Grinsen im Gesicht diesen Song in der Live-Situation vorzustellen: zig Tausende, die unisono diese Worte brüllen. Pathos, Streetcredibility, Kämpferpoesie. Jasta, der Straßenpoet, Lyriker der Die-Hards und Verwalter des Hatebreed-Jargons. Genau dafür lieben die Fand Hatebreed. Stellt sich in diesem Zusammenhang jedoch die Frage: Wie kommt der Mann immer wieder auf solche pathosschwangeren Durchhalteparolen, die perfekt zum Hatebreed-Image passen, den Fans aus der Seele und bereits vor der Kombination mit der Musik zum Psalmen der Underdogs avancieren? Hat Meister Jasta immer bereits die Live-Situation im Hinterkopf, wenn er seine Texte schreibt sowie anschließend an den Gesangsarrangements bastelt?

„Als ich diesen Song schrieb, ging es mir um Motivation. Wie kann ich Leute motivieren? Wie kann ich mich motivieren? Wenn ich mich persönlich motivieren will, dann denke ich an eine Hatebreed-Show. Von daher liegt es in diesem Fall auf der Hand, dass die Live-Situation maßgeblich ist. Generell wollte ich, dass dieser Song einen musikalisch hart trifft, aber man sich dennoch gut fühlt.“

Harte Musik mit einem positiven Vibe – dafür stehen Hatebreed seit Beginn ihrer Karriere. Jasta segnet diese These mit einem kräftigen „Auf jeden Fall!“ ab und führt weiter aus: „Wichtig im Leben ist die Balance. Man kann die guten Dinge nicht erfahren und wertschätzen, wenn man sich nicht durch die schlechten Dinge gearbeitet hat. Ein Song wie ‘Between Hell And A Heartbeat’ mag vom Titel her negativ behaftet sein, aber er ist es nicht. Ich war an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich an nichts mehr glaubte und keine Motivation mehr fand. Aber es kommt immer ein Schimmer Hoffnung, an dem man sich festhält und genau das ist der Herzschlag, den man braucht, um wieder aufzustehen. Das Herz pumpt wieder Blut durch den Körper und man fühlt sich wieder lebendig. Und genau das will ich auch auf einem Album ausdrücken. Es ist eben dann doch mehr als nur die reine Musik.“

Dass dies für die so genannten Die Hards der Fall ist, steht außer Frage. Es gibt einige Hatebreed-Ultras, die sich beispielsweise das Logo der Band über die Brust oder auf den Rücken tätowiert haben, deren Körper ganze Song-Texte zieren oder auf deren Arm die Unterschrift eines Jamey Jasta verewigt ist. Genau diese Leute sind Jamey sehr wichtig. Und wer denken könnte, dass so eine unbedingte Hingabe dem Frontmann suspekt sein könnte, irrt. „Im Leben nicht!“, entfährt es dem Sänger. „Ich liebe das. Es ist eine Ehre. Man muss sich nur vor Augen halten, dass diese Leute – unsere Die Hards – diese Tätowierungen mit ins Grab nehmen. Genau das inspiriert mich, gibt mir Halt und lässt mich immer fokussiert eine gute Platte zu machen.“

 

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