„Ich war in London völlig fertig“, räumt der Sänger und Gitarrist ein. „Hinter mir lagen fünf Monate harter Arbeit ohne jede Unterbrechung, und davor waren wir drei Monate lang auf Tour. Dazu kam noch Jetlag. Aber jetzt halte ich mich ja wieder in Los Angeles auf.“ Auf den ersten Blick wirkt es seltsam, wenn ein Finne in die verrückte und als sehr oberflächlich geltende US-Metropole zieht. Doch Alexi gibt zu bedenken, dass diese Stadt nicht nur aus Hollywood, dem Sunset Strip sowie der Rainbow Bar oder dem Whisky A Go Go besteht. Aber gerade die von ihm aufgezählten Orte gelten als Grund für die dichte Rockstar-Population dieser Stadt, zu welcher der blonde Gitarrist wiederum nicht nur optisch, sondern ebenso mit seiner lockeren Attitüde und legendären Trinkfestigkeit hervorragend passt. „Natürlich hänge ich dort auch hin und wieder mit Freunden ab“, grinst der Finne. „Doch an erster Stelle kommt meine Freundin, wegen der ich dorthin gezogen bin.“ Kaum zu glauben, aber in dem Partytier schlägt eine romantische Ader.
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Während die Gitarrenhelden in der musikalischen Entwicklung zuletzt an den Rand gedrängt wurden, bleibt ihre Anziehungskraft ungebrochen. Der Mythos dieser Legenden beflügelt offenbar auch ein bekanntes Konsolenspiel. Mancher scheint jedoch zwischen Spiel und Realität nicht recht unterscheiden zu können. Auch Alexi hat dazu eine Episode parat: Gemeinsam mit anderen finnischen Gitarristen war er zur Veröffentlichung des zweiten Teils jenes Spiels als Gast zur dazugehörigen Show-Veranstaltung eingeladen. Natürlich muss sich Alexi dort mit seinen Kollegen an den Plastikknöpfen messen und schafft es prompt nur auf den letzten Platz. Eine Radioreporterin hält ihm sogleich ein Mikrofon unter die Nase und bemerkt abschätzig, dass er wohl doch kein so guter Gitarrist sei. „Ich habe ihr nur geantwortet: Lady, drück mir ein echtes Instrument in die Hand, und ich zeig es dir“, lässt Alexi hörbar amüsiert den Rockstar in sich aufblitzen. „Das Videospiel ist klasse, obwohl ich mich dabei richtig schlecht anstelle. Es hat aber überhaupt nichts mit dem Gefühl für ein Musikinstrument zu tun.“
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Die grundsätzliche Offenheit für neue Konzepte und Wege gehört ebenfalls zu den würzigen Zutaten der Children Of Bodom. Henkka geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wir nehmen bewusst jedes Risiko in Kauf“, betont er. „Uns geht es darum, nur auf die eigene Stimme zu hören und es auf unsere eigene Art und Weise zu machen.“ Als Beispiel nennt er das Debütalbum SOMETHING WILD (1997). Die Band setzte sich mit ihrem eigenwilligen Stilmix zunächst zwischen die Stühle. „Wir standen ebenso auf Darkthrone wie Yngwie Malmsteen“, meint Henkka. „Bei den Plattenfirmen stießen wir damit auf taube Ohren. Uns wurde dauernd gesagt, dass wir uns erst einen klaren Sänger wie Michael Kiske suchen sollten. Einen Teufel haben wir getan.“ Sturheit, die sich auszahlt. Ihr dauerhaft weltweiter Erfolg gibt den Finnen ebenso Recht wie die zahlreichen Nachahmer.
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