Unter dem Namen Zeal & Ardor verbindet der Schweizer Manuel Gagneux auf seinem Album DEVIL IS FINE Blastbeats mit Chainsongs, Tremolopicking mit Gospel. Was einst als Spaßexperiment begann und bereits 2016 in Eigenregie veröffentlicht wurde, schlägt ungeahnt hohe Wellen. „Ich habe es damals hochgeladen in der Annahme, dass vielleicht meine Mutter es kauft“, erklärt Gagneux peinlich berührt.
Stattdessen schaffte es das Album auf zahlreiche Bestenlisten von Rolling Stone bis Noisey, und wird nun mit Label im Rücken neu aufgelegt. Dass DEVIL IS FINE heiß diskutiert und hoch gelobt wird, liegt sicher an der Originalität der Songs, denn diesen Sound gab es noch nie zuvor (wie oft kann man das heutzutage behaupten?). Ein mindestens genauso wichtiger Faktor dürfte jedoch der kulturelle Konflikt sein: Gagneux nimmt die christlich geprägten Arbeiter-Songs von den Baumwollfeldern der USA und verwandelt sie in etwas zutiefst Blasphemisches und Satanisches.
Gleichzeitig nimmt er den heidnisch geprägten Black Metal Skandinaviens und reichert ihn mit schwarzer Geschichte an. Dies hat das Potenzial, viele Menschen ernsthaft anzupissen. „Es geht mir nicht um Provokation“, sagt der Musiker, auch wenn ihm die Bedeutungsschwere dieses Projekts durchaus bewusst ist. „Wegen des politischen Klimas in den USA, der ganzen ‘Black Lives Matter‘-Sache, sehen die Leute dort ein bisschen mehr darin. Für die Menschen in Europa es klang-ästhetisch interessant, während es dort fast schon ein politisches Statement ist.“
Umso überraschender wird es, als der Multiinstrumentalist (DEVIL IS FINE hat er komplett allein eingespielt und -gesungen) plötzlich über seine Liebe zu Burzum spricht. Als Mensch mit Afro-Wurzeln Sympathien für die Band eines rechtsextremen Neuheiden zu hegen – geht das? „Ich unterscheide klar zwischen dem Künstler und dem Werk. Varg kann noch so ein Arschloch sein, ich finde Burzum eben geil“, erklärt Gagneux, ohne lange nachdenken zu müssen. „Wenn man die Kunst entfremdet von denen, die sie geschaffen haben, ist das meiner Meinung nach gut und progressiv. Barthes hat geschrieben vom Tod des Autors, ‘La mort de l’auteur’. Und ich finde, der Tod des Künstlers sollte auch solch ein Schritt sein.“
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