With Full Force: Der Samstag mit In Flames, Hellyeah und Sodom

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Im Goove mit Hellyeah und Coal Chamber

Sonne, Wolken, gute Laune – bestes Festivalwetter auf dem With Full Force am frühen Nachmittag. Doch das soll nicht lange so bleiben, zu grantig schmiert sich bald die graue Himmelsdicke wie Zement über das gemächlich aufblühende Areal. Aber noch ist alles eitel Sonnenschein: Während bei der Mainstage mit A.O.K. und Hämatom der Punk (und das Niveau beziehungsweise die Hosen auf und vor der Bühne – Pulleralarm!) abgeht, fängt die Hardbowl an zu zittern. Breakdown Of Sanity und Bane laden zum Abhampeln ein. Viele folgen auch dem Ruf, doch der Campingplatz ist den meisten noch zu gemütlich. Bei solch sommerlicher Wohlfühltemperaturen sind eben Trinkspielchen wichtiger, allzumal die diesjährigen Festivalbesucher eh mehr in den Schnarchsack gelugt haben. Früh im Bett verschwinden und dann nicht in die Gänge kommen, aber man wird halt älter.

Adept haben kurz vor Vier gerade so noch Glück mit dem Wetter; wärmende Energie, die sie zur vollsten Blüte erstrahlen lässt. Die Jungs aus Schweden haben sichtlich Spaß, die Bühnengröße auszunutzen. Genauso glücklich müssen wohl die Sprunggelenke der feiernden Fans sein, die sich ihre Bahnen in der lockeren Menge suchen. Ganz so wild wird‘s danach nicht mehr, nachdem die Jungspunde das Feld räumen und Platz für die etwas ältere Zielgruppe hinterlassen. Bei Hellyeah heißt es weniger moshen, mehr Haare schütteln im Groove-Takt! Die Herren haben ihr Stammpublikum im Griff, haben es ja auch seit Jahrzehnten aufgebaut, selbst wenn die Supergroup erst seit 2006 besteht. Pantera-Taktmaschine Vinnie Paul in seinem Element zu sehen, ist einfach Zucker für die Augen; genau wie Mudvayne-Sänger Chad Gray, und das wollen natürlich nicht Viele verpassen. Am stärksten eindeutig Album-Titeltrack ‘Band Of Brothers’ und ‘Alcohaulin‘ Ass’.

Jetzt meinen es die Wolken auch nicht mehr gut mit den Festival-Fantasten. Einige träge Tropfen fallen und der Wind pfeift durch die kurzen Shorts. Für Nu Metal-Kantholz Coal Chamber überhaupt kein Problem, da wird sogar gegenüber der Bühne auf dem Jägermeister-Hochstand gerockt. Dez Fafara, sonst eher bei Devildriver unterwegs, zeigt sich schwarz geschminkt und bestens gelaunt, seine Kombo wieder unter den Lebenden zu wissen. Wenn er auch mit Hit ‘Loco’ das Set beginnt, kann ja keiner gehen.

In der Zwischenzeit drängen sich zu Hardcore-Hammer H20 die vor dem Nieselregen Türmenden ins Hardbowl. Noch besser erwischt es dann aber War From A Harlots Mouth, die nicht nur als Trockenlager dienen, sondern mit einem wirklich duften Moshpit begrüßt werden. Die Berliner müssen selbst mal zum Smartphone greifen, um festzuhalten, was hier gerade passiert. Sänger Nico ist richtig gerührt, dort zu spielen, wo er selbst Zeit seiner Jugend verbrachte. Und dann stimmt der Sound auch noch! Was bei den letzten Shows nicht immer in ihrer Hand lag. Dafür ist es heute doppelt auf den Punkt ins Gesicht und auch die neuen Songs wie ‘ Temple’ vom aktuellen Album VOYEUR funktionieren einwandfrei. Am schönsten ist es aber, wenn sich der Pit Richtung Nico bewegt, um ‘ Uptown Girl’ mitzugrölen. Großartig!

Asking Alexandria übernehmen dann den Krater, den WFAHM hinterließen. Etwas unsicher, ob ihr doch etwas mehr emotionaleren Stücke beim Hardcore-Publikum ankommen, betritt die Metalcore-Band vorsichtig die Bühne. Zur Freude aller ist der Empfang aber mehr als herzlich; wie auch nicht, wenn die schönsten Mädchen in der ersten Reihe warten. Und dieser Glanz zieht dann im Anschluss wie ein einziger Strom zur Mainstage, denn da stehen Deez Nuts schon bereit. Proll-Rap kommt eben vor allem beim weiblichen Geschlecht an. Gut, dass JJ Peters geübt hat: „I Hustle Everyday“ schreit er in unglaublichem Bewegungsdrang auf die unzähligen Stagediver und -innen.

Sodom in Flames

Der Bewegungsdrang der Zuschauer verflacht dann aber leider, denn nach Deez Nuts folgt eine unglücklich lange Pause. Unruhe im Publikum, erste Gerüchte machen die Runde, doch der Grund für die anhaltende Stille ist banal: Sodom standen aufgrund eines Unfalls im Stau und schaffen es mit einer halben Stunde Verspätung gerade so noch auf die Bühne. Leider können die Thrasher kein ganzes Set mehr abfahren, für das gefeierte ʻAgent Orangeʼ bleibt im Programm mit betont alten Songs aber natürlich Zeit, während die neuen Songs fast vollkommen vernachlässigt werden.

Trotz aller Anstrengung gelingt es Angelripper und Co aufgrund der kurzen Spielzeit leider nicht mehr, die Hauptbühne in Schutt und Asche zu legen. Dafür sind im Anschluss Sick Of It All verantwortlich, die ein furioses Hardcore-Feuerwerk abfackeln, während Sodom am Metal Hammer-Stand zu den Autogrammstunden antreten. Die Pogo-, Headbang- und Crowdsurferfraktion kommt nun wieder auf ihre Kosten, und auch das Wetter zeigt sich von seiner besseren Seite und umgibt die Action auf und vor der Bühne mit einem wundervollen Sonnenuntergang.

Zeit also für den – neben Slayer – ersten echten Headliner des Festivals: Die mächtigen In Flames ballen einen Hit nach dem anderen in die tobende Meute, spielen eine ansprechende Mischung aus Klassikern und neuen Songs, können auf einen richtig guten Sound bauen und holen zur Krönung des Auftritts einen Fan auf die Bühne, der Fotos schießt und sein Glück kaum fassen kann. Der Preis für den besten und überzeugendsten Auftritt des Festivals geht damit (zumindest bisher) ohne Zweifel nach Schweden – gemeckert werden darf lediglich über die sträfliche Vernachlässigung des Überhits ʻOnly For The Weakʼ. Das einsetzende Feuerwerk macht diesen Wermutstropfen jedoch schnell wieder vergessen und beschließt den Samstag auf der Hauptbühne mehr als würdig. Hat die Zeltbühne dem noch etwas entgegenzusetzen?

Saturday Night Fever mit Herz

Auf Anraten von In Flames scheint anschließend tatsächlich das vollständige Mainstage-Publikum rüber ins Hardbowl-Zelt zu wandern. Dort eröffnen Kvelertak das „Saturday Night Fever“. Die Band ist derzeit der heiße Scheiß, so dass wohl auch ohne Anders Fridens Ansage das Zelt aus allen Nähten geplatzt wäre. Dabei wären die Norweger beinahe zu spät gekommen: Nach eienr Buspanne saßen sie im Niemandsland fest. Gut, dass jemand aus ihrer Crew gute Connections zu (unseren Infos zufolge) Def Leppard hat: Mit deren Privatflieger düsten Kvelertak nach Leipzig und kontnen noch rechtzeitig und voll Adrenalin die Bühne entern.

Adrenalin gibt’s auch bei Haudegen: Das Singer/Songwriter/Geschichtenausdemleben-Duo packt extra für das With Full Force ihre härteren Nummern aus und mimt überzeugend und mit viel herz die Rock-Band. ‘Halte durch’ und ein ‘Ein Mann, ein Wort’ kommen heftig, bei ‘Flügel und Schwert’ regiert dann doch wieder der liebgewonnene haudegensche Herzschmerz.

Mit The Other und Smoke Blow rockt das With Full Force schließlich spät in die Nacht hinein. Ein wunderbar harter Tag geht zu Ende – Vorhang auf für’s Final mit Korn, Caliban, Amorphis und Mambo Kurt!

Was am Final-Sonntag geht, erfahrt ihr natürlich live auf unserer Twitter-Wall!

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