Kein Wunder, dass neben dem Gefühl des Stolzes und des Glücks vor allem die Erleichterung bei Jari Mäenpää überwiegt. In seiner Stimme liegt allerdings der ganze Frust der vergangenen Jahre. Nein, so klingt niemand, dem sein aktuelles Album einfach so zugeflogen ist. Rau, kratzig und gequält hört er sich an. Doch Ruhe kann er sich im Moment nicht leisten.
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TIME I erscheint jetzt, und TIME II 2013. „Die Idee, das Album zu teilen, kam bereits 2010 vom Label. Zunächst mochte ich diesen Plan nicht. Aber als wir darüber diskutierten und erneut bemerkten, dass uns das alles sehr viel Zeit kostet, habe ich eingesehen, dass es wirklich die beste Idee sei. Ich habe beim Mischen von TIME I dann auch feststellen müssen, dass es im Moment unmöglich wäre, die kompletten 80 Minuten fertigzustellen. Dies war so anstrengend, dass ich mich jetzt noch davon erholen muss.“
Plötzlich entringt sich dem rauen Organ des Finnen sogar ein Lachen. Der Druck fällt aus seiner Stimme. Nein – immer wieder erklären möchte sich Jari nicht. „Natürlich ist mir klar, dass ich viele Fans enttäuscht habe. Andererseits: Wo steht geschrieben, dass eine Band alle zwei Jahre ein Album veröffentlichen muss?“
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Ein Vergleich darf natürlich nicht fehlen, selbst wenn Tante Axl fast doppelt so lange am aktuellen Guns N’ Roses-Album schraubte: „ Viele sehen TIME I als mein CHINESE DEMOCRACY, aber es gibt einen Unterschied: TIME I ist ein tolles Album geworden. Hätten wir das Budget von Axl Rose gehabt, wäre unsere Platte schon vor langer Zeit veröffentlicht worden.“ Das hat gesessen.
Fehlende finanzielle Mittel („Ich habe nicht mal genug Geld, um den Führerschein zu machen“) als Erklärung. Wir erinnern uns – Jari machte sein schwaches Computerequipment für die Verzögerung verantwortlich. Aber warum nicht einfach die Musik erschaffen, die man auch umsetzen kann? Was hat Metal mit Computern zu tun? Sollte man nicht einfach seine Gitarre einstöpseln und losriffen? „TIME sollte eine fette Orchestrierung haben. Das wollte ich schon auf dem ersten Album, hatte aber nicht die Möglichkeit dazu. TIME sollte mein Traumalbum werden. Ich wollte all das, was ich früher komponiert hatte, aus dem Fenster werfen und auf mein Herz hören.“
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Dass das Album ausgerechnet auf den Namen TIME („Zeit“) hört, mag skurril erscheinen. Vor allem, wenn Jari auf die lyrische Ebene des Albums zu sprechen kommt: „Es geht darum, wie wenig Zeit wir im Leben haben und welche Gefühle wir empfinden, wenn wir sowohl die Zeit als auch geliebte Menschen verlieren. Meine Texte drehen sich darum, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen. Dabei erschaffe ich mir ein eigenes Universum. Ein Universum, in dem immer Winter ist.“
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Mehr von Wintersun und dem neuen Album TIME I lest ihr in unserer November-Ausgabe.
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