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Was sind eigentlich die Tops und Flops in der nunmehr 45 Jahre währenden Girlschool-Karriere? In einer neuen Folge unserer Wertschau widmen wir uns dieser Frage.
Goldwert
Hit And Run (1981)
Mit dem erneut von Vic Maile produzierten HIT AND RUN setzen Girlschool die Messlatte nach dem furiosen Erstling gleich noch ein paar Stufen höher. Band-Hymnen wie ‘C’mon Let’s Go’, das eindringlich geflüsterte ‘The Hunter’, das zackige ‘Kick It Down’ oder die punkige Interpretation von ZZ Tops ‘Tush’ sorgen nicht nur dafür, dass sich Girlschool nachdrücklich als Heavy Metal-Frauen-Band neben ihren männlichen Kollegen behaupten; auf der anschließenden Tour wird ebenfalls deutlich, dass Kim McAuliffe, Kelly Johnson und Co. ebenso locker am Bierglas mithalten können. Bis heute hat HIT AND RUN nichts von seiner Energie eingebüßt; das Album wurde zum definitiven Klassiker in der Girlschool-Diskografie und ist damals wie heute Referenzwerk im Katalog der NWOBHM. Eine Klasse, die die Band nie wieder erreichen sollte.
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Take A Bite (1988)
Glanz und Glamour legen Girlschool auf TAKE A BITE fast vollständig ab. Die harte Metal-Gitarre wieder aus dem Giftschrank geholt, rocken die vier Frauen auf dieser Platte ganz in alter Manier und so wild wie lange nicht mehr. Die Selbstbeweihräucherungshymne ‘Girls On Top’, das harte Ohrwurm-Riff von ‘Tear It Up’ und der ungestüme Rausschmeißer ‘Too Hot To Handle’ flirten romantisierend mit alten Zeiten. Ganz können sich Girlschool aber nicht von dem poppigen Glitzer-Rock lösen – mit ‘Fox On The Run’ landet ein The Sweet-Cover auf TAKE A BITE. Geschenkt. Das Gros der Platte hält die verloren geglaubte Metal-Mentalität noch höher als der Vorgänger NIGHTMARE AT MAPLE CROSS. Und wie singt Kim McAuliffe auf ‘Action’ so treffend? – „It’s never too late to change your ways!“ Wahre Worte. Girlschool sind wieder auf Kurs.
Erwähnenswert
Believe (2004)
BELIEVE wird wohl auf ewig ein Rätsel in der Girlschool-Diskografie bleiben: Ziellos trottet die Band zwischen auf Eingängigkeit gebürsteten Dudeleien wie ‘Let’s Get Hard’ und mit poppigem Mitsing- und seichtem Rock angereicherten Songs wie ‘Come On Up’ umher – beides nicht unbedingt die Trademarks, für die man Girlschool kennt und liebt. Zwischendurch schimmert trotzdem immer mal wieder etwas von ihren einstigen Punk-Anleihen (‘C‘mon’) und der bleiernen Schwere der NWOBHM-Phase (‘New Beginning’) durch. Girlschool biedern sich bilderbuchartig der härteren Radio-Rock-Schiene der frühen 2000er an. Das dürfte BELIEVE zu dem wahrscheinlich belanglosesten Girlschool-Werk machen: Das Aufregerpotenzial ist nur Durchschnitt – der Rest ebenfalls.
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Running Wild (1985)
Mit RUNNING WILD folgt die ganz große Veränderung: Kim McAuliffe zieht sich mit ihrer Gitarre in den Hintergrund zurück, überlässt Neuzugang Jackie Bodimead das Mikrofon und singt lediglich den Löwenanteil der Songs ‘Do You Love Me?’ (Kiss-Cover) und ‘Nasty Nasty’. Kelly Johnson nimmt ihren Hut, kehrt der Band den Rücken und wird durch Cris Bonacci ersetzt. Damit sind Herz und Seele von Girlschool verloren. Das Ergebnis klingt entsprechend. RUNNING WILD ist blutleerer Rock’n’Roll mit gewaltigem Glitzeranstrich – und in seinen besten Momenten gerade so zu ertragen. Belanglose Kompositionen wie ‘Let Me Go’ reihen sich an die Whitesnake-artige Heularie ‘Running Wild’ und den Konserven-Rocker ‘Nowhere To Run’. Einen kleinen Lichtblick gibt es dennoch: Nach RUNNING WILD kehrt Stamm-Frontfrau Kim McAuliffe wieder in ihre alte Position zurück.
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