Vorweg
Es ist ein beliebter Internet-Sport: Das Aufspüren von (vermeintlichen) Nazi-Konzerten. Ist es durchaus begrüßenswert, dass Metal-Fans mit offenen Augen durch die Szenen dieser Welt gehen und auf durchaus vorhandene(!) Misstände aufmerksam machen, schießen einige Kritiker dabei über das Ziel hinaus. So viel vorweg.
Worum es geht
Ultha spielen mit der US-amerikanischen Black Metal-Band Inquisition am 16.04. auf einem Festival in Rotterdam. Aufgrund der Vergangenheit der Amerikaner, die des öfteren durch mindestens rechtsoffenes Verhalten auffielen – einen kurzen Abriss einiger Vorfälle findet ihr unten – sehen sich Ultha schweren Vorwürfen ausgesetzt. Das machte die deutsche Band jetzt auf Facebook öffentlich. Hier einige Auszüge aus dem Statement:
„Uns war klar, dass es dazu kommen könnte und denjenigen, die uns daraufhin angeschrieben haben, haben wir gern im persönlichen Gespräch erklärt, warum wir uns dafür entschieden haben die Show zu spielen“, heißt es in dem Statement. Doch einigen Kritikern war das direkte Gespräch offenbar nicht genug:
„Stattdessen haben sie systematisch Veranstalter in Deutschland angeschrieben und versucht uns dort von gebuchten Shows werfen zu lassen. Die Anschuldigungen gehen von „rechtsoffen“ bis hin zu „Nazi Supporter“. Bei unserer Vergangenheit und der Tatsache, dass wir immer ziemlich klar gemacht haben wo wir stehen, sind wir erschrocken darüber, dass manche uns nun in diese Kategorie stecken wollen.“
Im Magazin Decibel gaben die deutschen Black-Metaller Ultha zu verstehen, was sie von Rechtsoffenheit in der Szene halten:
„Wir lieben Black Metal seitdem wir angefangen haben ihn 1992/93 zu hören, aber die Politik und Ethik die in dieser Szene mitunter vertreten wird, ist mindestens grenzwertig. Ultha ist keine politische Band, aber alle Mitglieder sind politische Menschen – so wie jeder Mensch auf dieser Erde, auch wenn einige das Hören von Musik von rechten Idioten häufig damit verteidigen, dass sie selbst ja unpolitisch seien. Das ist Bullshit.“
Drohungen und Verleumdnung
„Mittlerweile gehen die Anschuldigungen in konkrete Lügen über und gegen Veranstalter, die schon öfters mit uns zusammen Shows gemacht haben und die wissen wer wir sind, werden Drohungen ausgesprochen“, heißt es im jetzt auf Facebook veröffentlichten Statement weiter.
„Einen traurigen Höhepunkt findet das Ganze in Form von Anfeindungen gegenüber unseres Labels Vendetta. Es ist eine Sache, wenn wir in Zukunft Shows abgesagt bekommen aufgrund einer Entscheidung, hinter der wir stehen. Wenn jedoch unsere Freunde angegriffen werden, dann ist das eine andere Hausnummer, denn hier geht es auch um deren Existenzen.“
Auch wenn Ultha eigentlich eine offene Diskussion in den Sozialen Medien vermeiden wollten, nehmen sie nachfolgend Stellung zu den Vorwürfen.
So sei der Band die „problematische Vergangenheit“ von Inquisition bewusst. Das US-amerikanische Black Metal-Duo hätte aber glaubhaft vermitteln können (mehr dazu unten), dass sie sich von den Fehlern in ihrer Vergangenheit distanziert hätten.
Ultha spielen das Konzert
„Unser Booker kennt die Band persönlich und ist selbst, so wie Woe (US-Black Metal-Band, die gemeinsam mit Ultha touren werden. Anm.d.A.) und wir, ein überzeugter Antifaschist, der uns diese Show nicht gebucht hätte, würde es Zweifel an der Band geben.“
Auch der Veranstalter hätte Inquistion nicht gebucht, wenn sie rechtsgerichtet wären. Deswegen halten die deutschen Black-Metaller es für den besseren Weg, das Konzert am 16.04. auf einem Festival in Rotterdam „zu spielen und die Leute zu konfrontieren, als abzusagen und im Internet zu meckern.“
Vorwürfe gegen Inquisition
Inquisition wurde u.a. 2014 ein Konzert in Wien abgesagt, da sie ihre ersten Platten über das deutsche NS-Metal-Label No Colours Records rausbrachten. Außerdem war der Künstler „Antichrist Kramer“ für das Artwork des Reissues ihres Debütalbums INTO THE INFERNAL REGIONS OF THE ANCIENT CULT verantwortlich. Kramer ist Gründer des Metal-Labels SSP („Satanic Skinhead Propaganda“) das u.a. den Sampler Declaration of Anti-Semetic Terror veröffentlichte.
Behauptungen von einem ehemaligen Tour-Van-Fahrer schienen das Nazi-Image zu bestätigen. Laut dessen Geschichte, hätten Inquisition auf einer Kanada-Tour im Jahr 2008 den Fahrer für sein Hakenkreutz-Tattoo gelobt. Inquisition-Frontmann „Dagon“ distanzierte sich von dieser Version des Geschehenen. Decibel gab der Sänger ein Interview, in dem er klar äußerte, er sei kein Nazi und hätte nichts für Rassenhass übrig.