Der Campingplatz-Trinker
Bands? Welche Bands? Der Campingplatz-Trinker ist eigentlich nur in Wacken, um auf dem heiligen Camping-Land auszuspannen, je nach Wetterlage kühles bis lauwarmes Dosenbier zu trinken und dank eines mitgebrachten Stromgenerators euren Campingplatz mit allen alten und neuen Hits der großen Stars (AC/DC, Onkelz, AC/DC und Metallica) zu beschallen. Wer braucht schon dieses sagenumwobene „Infield“ von dem die Jungspunde immer fabulieren? Mach mal lieber noch ein Bier auf!
Der Underground-Fan
„Ich gucke das Metal Battle am Mittwoch. Und dann eigentlich nur Sachen im Zelt.“ – wenn jemand solche Sätze sagt, ist er einer derjenigen Fans, die schon wirklich alles gesehen haben und jetzt auf der Suche nach neuem Untergrund-Material sind. Der passende Ort dafür sind die Zeltbühnen, auf denen nicht nur das Metal Battle stattfindet, sondern auch viele kleinere Acts auftreten. Und einen Vorteil hat es: Hier ist es nicht so schlammig, der Weg zur Bar ist nicht so weit und er behält dank fehlender Sonne auch seine noble Kenner-Blässe, die er bei seinen Vorträgen über obskuren Black Metal mit Jazz-Einfluss im Camp stolz zur Schau stellt.
Der Party-Metaller
„Bembers, Mambo Kurt und Blechblosn. Ah und das Wrestling guck ich mir auch an!“. Der Party-Metaller gehört zu der Sorte Besucher, die sich am liebsten während der seichten Unterhaltung des Rahmenprogramms mit Gerstensaft versorgen und alte Klassiker mitgröhlen, die auf Blechblas-Instrumenten vergewaltigt werden. Dazu passt die Beergarden-Stage natürlich wie die Faust aufs Auge: Hier gibt es jede Menge leichte Kost und natürlich genug kühles Bier. Und mit etwas Glück auch den Blick auf die Hauptbühnen, denn die Headliner-Legenden kann man sich ja auch mal gönnen – selbst wenn die natürlich nicht halb soviel Spaß machen wie Santiano.
Der Allesgucker
Seine Freunde hat er seit Mittwoch Nachmittag nicht mehr gesehen und den Weg vom Campingplatz zum Festivalgelände und zurück kennt dieser Besuchertyp nur fast leer, weil er ihn entweder sehr früh oder sehr spät beschreitet. Er ist nämlich ein typischer Allesgucker, der von den Metal Battle Openern bis zum allerletzten Schlussakkord der letzten Band nichts verpassen will und sich alle Spielzeiten akribisch auf einem kleinen, einlaminierten Zettel notiert hat. Zwar ist es auf neun Bühnen einfach nicht möglich, wirklich alles zu sehen, aber am Ende hat er in vier Tagen so viele Bands gesehen, wie andere in ihrem ganzen Leben. Und ärgert sich trotzdem noch, einige seiner Lieblings-Acts verpasst zu haben.
Der Mainstream-Fan
Dieser Fan lieb Slayer, In Flames und In Extremo und ist nur angereist, um endlich eine der Headliner-Shows seiner Lieblinge zu sehen. Ansonsten hängt dieser Besuchertyp auf dem Campingplatz ab, streunt mit seinem brandneuen Metallica-Shirt am Leib etwas verloren durch den Metal Market oder versucht sich mit diesen „Napalm Death“ oder „Kvelertak“ anzufreunden, von denen er vor dem Blick auf das Festival-Plakat noch nie zuvor gehört hat.
Der Traditionalist
Früher war alles besser, aber ohne Wacken ist ein Jahr eben kein Jahr! Der Traditionalist erinnert sich noch an Kuhle, Naturbühne sowie Bier für eine Mark fuffzich – und erzählt jedem, der es nicht hören will, dass er bereits seit mindestens immer auf dem Wacken Open Air ist. Er hat so ziemlich jede Metal-Band die es gibt schon mal gesehen, hält überhaupt nichts von diesem neumodischen „Nu-Metal“ und glaubt nach wie vor, dass Metalcore nur eine Phase ist. Seine offensichtlich jahrhundertealte Kutte ist voll mit Wacken-Bändchen und seine Zeit verbringt er hauptsächlich auf dem Zeltplatz – es sei denn, die alten Helden stehen auf der Bühne. Oder das Bier ist alle.
Der Wacken-Neuling
Den typischen Wacken-Neuling erkennt man daran, dass er entweder völlig ohne Gepäck („Ach, ich brauche hier ein Zelt?!“) oder mit Mamas gesamtem Kleiderschrank („Man weiß ja nie wie das Wetter wird!“) anreist. Er hat noch nie mehr als die zwanzig Metaller seiner Heimat(klein-)stadt auf einmal gesehen und ist extrem aufgeregt, dass er hier gleich alle großen Helden auf einmal sehen kann. Ähnlich wie der Allesgucker hat er einen festen Plan wie viele Bands er sehen will. Das umfangreiche Rahmenprogramm, die obligatorische Wacken-Taufe und seine Fehleinschätzung in Sachen Alkoholgehalt des hiesigen Bieres machen ihm aber einen ordentlichen Strich durch die Running Order. Immerhin: Für Subway To Sally hat es gereicht!
Der Schlammcatcher
Der Schlammcatcher ist eigentlich nur in Wacken um aufzufallen – und das möglichst negativ. Sei es durch einen alkoholgetränkten Nackt-Rausch, dem „witzigen“ Kostüm, das er drei Tage am Stück trägt, oder der „lustigen“ Sexpuppe, die er jedem als „Helga“ vorstellt. Sobald es regnet kommt dann sein wahres Ich hervor: jede noch so kleine Schlammpfütze wird ausgenutzt, um auf dem Festivalgelände mal so richtig zum Schlamm-Hulk zu werden – nur um hinterher festzustellen, dass man jetzt wohl doch Duschen gehen muss. (und das ist ja kein Heavy Metal, wie der Traditionalist sagen würde.)
Der Metal-Heart Single
An dieser Stelle wollen wir mal ganz ehrlich sein: Wer in Wacken einen Meeting-Point braucht, um zwischenmenschlichen Kontakt herzustellen, der ist entweder sehr schüchtern oder sternhagelsuperdicht und braucht eine Theke zum Festhalten. Wie dem auch sei: Der Metal-Heart-Single trifft sich bei „romantischen“ Power-Balladen mit dem anderen Geschlecht um, naja, äh. Was in Wacken passiert, das bleibt hoffentlich in Wacken. Und wer wollte nicht immer schonmal zu ‚Glory To The Brave’ – na ihr wisst schon. Genau. Knutschen.
Der Interessierte Nicht-Metaller
Das Wacken Open Air hat es in den letzten Jahren dank breiter medialer Berichterstattung, Kinofilmen und nicht zuletzt aufgrund der ungebrochenen Faszination des Otto-Normal-Bürgers gegenüber den dunkel gekleideten Schreihälsen mit Make-Up und E-Gitarre weit in den Mainstream hineingeschafft. Jetzt streunen vereinzelt interessierte Nicht-Metaller über das Wacken-Land, bestaunen Fans („die sind ja alle gaaaaaanz lieb!“), Metal-Rituale („bekommt man davon keine Nackenschmerzen?“) und die Bands („das ist aber ganz schön laut!“). Der Nicht-Metaller trägt (bestenfalls) ein altes AC/DC-Shirt aus seiner Jugend oder (schlimmstenfalls) Tuchhosen – und ist entweder binnen kürzester Zeit betrunken oder genauso schnell wieder weg, wie er gekommen ist.