Von der Demo-Produktion zum Plattenvertrag

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Ist es für Newcomer-Bands schwieriger geworden, einen Plattenvertrag zu ergattern? Immerhin liegt die Musikbranche generell ja ziemlich am Boden.

Nein, es ist nicht schwieriger geworden, denn die Szene braucht ja Nachwuchs, man will schließlich auch nicht immer das gleiche Essen konsumieren. Wenn die Qualität einer Band stimmt, wenn auch das Umfeld in Ordnung ist und sich eine Perspektive eröffnet, dann verpflichten wir nach wie vor auch absolute Newcomer.

Wie viele Demos von jungen Bands bekommt ihr pro Woche zugeschickt?

So ungefähr 50. Entweder per Post, über You-Send-It oder über das Kontaktformular von Nuclear Blast.

Du bist bei Nuclear Blast dafür zuständig, diese Bewerbungen zu sichten. Wie viele der Interessenten bekommen von dir auch dann eine Antwort, wenn ihr sie nicht unter Vertrag nehmen wollt?

Alle. Die Bands geben sich ja viel Mühe, sie investieren oftmals eine Menge Geld für eine gute Demoproduktion, deswegen hören wir uns alles an und schicken auch allen Bands, von denen eine Kontaktadresse vorliegt, ein Antwortschreiben. Das ist ja das Wenigste, was wir für sie tun können.

Woraus muss eine Bewerbung bestehen, damit sie für Euch interessant ist?

Natürlich muss uns vor allem die Musik zusagen, sprich: Man muss das Potential einer Band erkennen können. Wichtig sind dann auch ein gutes Foto und am besten auch ein Promotion-Package mit Infos über die Band.

Richtige Pressefotos und auch schon ein endgültiges Cover-Artwork?

Nein, das ist nicht notwendig, ein aussagekräftiges Foto reicht. Um das Cover-Artwork kümmern wir uns ja selbst, falls wir die Band unter Vertrag nehmen.

 

Die fünf Todsünden einer Demo-Bewerbung:

Erstes Gebot: Du sollst dein Instrument lieben und stimmen, damit es keinerlei schiefe Töne erzeugt. Was heißt das? Nichts ist schlimmer, als wenn die Gitarren „out of tune“ sind oder der Sänger regelmäßig den richtigen Ton verfehlt. Wenn der Drummer mal nicht ganz tight spielt – nicht schlimm! Wenn der Text nicht immer reinstem Oxford-Englisch entspricht – verzeihlich! Aber Ton und Stimmung müssen stimmen. Im Zweifelsfall holt euch fachmännischen Rat, ein halbwegs versierter Produzent hört so etwas.

Zweites Gebot: Du sollst dich nicht mit fremden Federn schmücken und keine Klischees überstrapazieren. Was heißt das? Es spricht nichts dagegen, auf einem Demo mit überwiegend eigenem Material (denn nur das ist für Plattenfirmen ja interessant!) auch mal den einen oder anderen Song zu covern, beziehungsweise neu zu interpretieren, um damit die eigene Vielseitigkeit zu demonstrieren. Aber: Hände weg von ausgelutschten Stücken wie ‚Smoke On The Water‘, ‚Sweet Home Alabama‘, ‚Summer Of ’69‘ oder ‚Stairway To Heaven‘.

Drittes Gebot: Du sollst nicht aussehen wie Rudi Völler in den Achtzigern. Was heißt das? Demo-Bewerbungen sollten möglichst immer auch Fotos der Band beiliegen, dabei ist vieles erlaubt, einiges erwünscht und zweierlei verboten: Vokuhila-Frisuren, wie sie früher die halbe Fußballbundesliga trug, und kleine Schnauzbärte, wie Rudi Völler ihn einst hatte. Das sah schon vor 30 Jahren bei Sportlern scheiße aus und geht bei Metal anno 2010 gar nicht. Also: lange Haare, kurze Haare, gar keine Haare – alles egal! Lange Bärte, kurze Bärte, gar keine Bärte – auch in Ordnung! Nur kein Nackenspoiler mit Schnodderbremse unter der Nase.

Viertes Gebot: Du sollst die Metal-Titel-Sünden in Frieden ruhen lassen. Was heißt das? Bitte keine Songtitel, bei denen die hohe spirituelle Kraft des Metals gepredigt werden, also nix in der Art wie ‚Bound For Metal‘, ‚Live/Die For Metal‘ oder ‚Hail To Metal‘. So etwas dürfen nur Manowar, für alle anderen gilt: Finger weg von tumben Metal-Lobpreisungen.

Fünftes Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden. Was heißt das? Natürlich sollte jeder Demo-Bewerbung auch ein Info-Schreiben über euch und eure Band beiliegen. Aber beschränkt euch bitte auf Fakten, lobpreist nicht euren Gitarristen als neuen Malmsteen, euren Bassisten als Turbovariante zu Billy Sheehan oder euren Drummer als härtesten Fellgerber seit Dave Lombardo. Es nützen euch keine kopierten Presseberichte aus den Butjadinger Wiesennachrichten, die vermelden, dass ihr das Jugendzentrum Rönnelmoor mehr gerockt habt als die Scorpions einst die riesige Open Air-Bühne in Rio. Immer schön bei den Tatsachen bleiben, die Plattenfirma beurteilt eure Fähigkeiten sowieso nach eigenen Kriterien.

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