Volbeat: Das Kind im Manne

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Das komplette Gespräch mit Michael Poulsen von Volbeat findet ihr in der aktuellen METAL HAMMER-August-Ausgabe.

METAL HAMMER: Metal-Puristen könnten beklagen, dass der metallische Anteil bei Volbeat stetig abnimmt und der Rock immer mehr dominiert…

Michael Poulsen: Es hängt alles davon ab, woher man gerade seine Inspiration bezieht und wie man drauf ist. Auf dieser Platte sind definitiv mehr Rock-Nummern, ja. Hört man sich die Volbeat-Scheiben von der ersten bis zur neuen an, kann man auch feststellen, dass die Rock-Songs die Metal-Sachen in den Hintergrund treten haben lassen. Aber das ist einfach der Art und Weise geschuldet, wie wir uns weiterentwickelt haben und wovon wir uns inspirieren lassen.

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Es kann genauso gut sein, dass auf der nächsten oder übernächsten Platte wieder mehr Metal- als Rock-Songs sein werden. Zwischenzeitlich hatten wir sogar die Idee, eine EP allein mit Metal-Nummern zu veröffent­lichen, denn bei den Songwritingsessions sind eben auch ein paar richtig harte Kaliber entstanden, darunter sogar echt Old School-mäßige Thrasher. Dann wiederum hatten wir Sorge, dass dies davon ablenken könnte, was Volbeat nun sind. Wir haben dieses Zeug immer noch in uns, aber auch hier muss der Zeitpunkt passen. Besagte harte Songs stehen alle noch im Regal. Mal gucken, wann wir sie rausholen!

Die Zeitmaschine

MH: Du bist vor zwei Jahren Vater einer kleinen Tochter geworden. Inwieweit hatte dies Auswirkung auf die Platte und vor allem ihre Texte?

MP: Ein Kind lässt einen das Leben mit ganz anderen Augen sehen. Man hat plötzlich die Möglichkeit, seine eigene Vergangenheit neu zu betrachten. Als ich mit dem Texten anfing, hat mich dieser Rückblickaspekt sehr fasziniert. Man erlebt gewisse Teile und Erinnerungen seiner eigenen Kindheit als Vater noch einmal. Das kann ein bestimmter Geruch sein, den ich auf einem Motorrad-Trip mit meinem Vater damals mal wahrgenommen habe oder ein gewisser Ort, der mit glücklichen Gefühlen und Erinnerungen verknüpft ist.

Ich möchte, dass mein kleines Mädchen auch solche Erfahrungen macht und sich später an ihre Kindheit als eine wunderbare Zeit zurückerinnert. Ohne nun zu viele wirklich stark persönliche Dinge in den Texten zu verarbeiten, sind sie doch mit etlichen Hinweisen und Andeutungen gespickt, sodass der Hörer sie wie eine Zeitmaschine nutzen und sich selbst in seine eigene Kindheit zurückversetzen lassen kann. Diese ganze Thematik zieht sich durch den Albumtitel und die Songs bis hin zum Artwork. Es ist etwas, worüber ich mir viele Gedanken gemacht habe und ich hoffe, dass die Leute das in der Musik und den Texten auch erkennen.

MH: Welche schöne Kindheitserinnerung kommt dir spontan in den Sinn?

MP: Ich erinnere mich zum Beispiel an diesen großen Wald mit den riesigen Bäumen, wo ich mit meinen Freunden immer gespielt habe. Dort haben wir unsere Höhlen gebaut und uns unsere eigene kleine Welt erschaffen, in der keine Erwachsenen erlaubt waren. Nur wenn man von seinen Eltern zum Essen gerufen wurde, ist man schnell mit dem Fahrrad nach Hause gedüst, hat sein Mittagessen verschlungen und ist wieder zurück in seine kleine Blase gefahren, wo man Gesetzloser oder Rebell spielen konnte. Im Albuminneren gibt es ein Bild von Kindern, die in einem Wald spielen, welcher sich in einer Sanduhr befindet.

Der Volbeat-Frontmann hat einen neuen Boss

Sie spielen dort mit deren Sand und ihrer eigenen Zeit. Das Komische ist, dass wenn man dann als Erwachsener zurück zu diesen einst magischen Orten geht, sind die meist gar nicht mehr so beeindruckend. Was ich als Kind nämlich für einen riesigen Wald hielt, sind einfach nur ein paar Bäume! Als Erwachsene vergessen wir diese kindliche Naivität manchmal. Kinder fühlen sich viel freier und haben einfach eine viel größere Vorstellungskraft.

MH: Inwieweit hat deine Vaterrolle dein bisheriges Leben umgekrempelt?

MP: Die Geburt meiner Tochter hat mein persönliches Leben schon stark verändert. Ob ich mich auch als Künstler und Musiker gewandelt habe, ist schwer zu sagen. Zumindest auf textlicher Eben hat es – wie gesagt – ein paar neue Fenster geöffnet. Mein Privatleben ist jetzt ein anderes. Mein Töchterchen ist die Nummer eins in unserem Haus und der Rock-Star, der da vorher gewohnt hat, hat nichts mehr zu melden. (lacht) Es gibt nur noch einen Boss, und das ist meine Tochter.

Was mich ihre Geburt gelehrt hat, ist, dass sich die Wertmaßstäbe im Leben ändern. Man fokussiert sich so stark auf sein Kind und darauf, ein guter Vater und gut zu seiner Familie zu sein, dass viele andere alltägliche Dinge einfach an Bedeutung verlieren.

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