Das wundert uns jetzt wenig, aber es ist trotzdem schön, es mal schwarz auf weiß zu lesen: Laut einer aktuellen Studio bestehen große Unterschiede hinsichtlich des Musikgeschmacks zwischen gläubigen und nicht gläubigen Menschen. Oder zwischen äußerst religiösen und weniger hingebungsvoll religiösen Leuten. Anders ausgedrückt: Die Wahrscheinlichkeit, dass Ungläubige zu Metalheads werden, ist nicht klein. Ist irgendwie keine sonderlich große Überraschung – oder habt ihr schon mal die Slayer-Zeile „God hates us all!“ (aus ‘Disciple’) in der Kirche gesungen?
Wie auch immer – der Soziologe Haydn Aarons hat wie bereits erwähnt eine Studie durchgeführt und seine Ergebnisse auf der australischen Website The Conversation veröffentlicht. Er schreibt darin:
„Theologisch konservativere christliche Gruppen gehen wahrscheinlicher populären Musikformen aus dem Weg als die nicht-religiösen. Und umgekehrt führen Christen und engagierte Kirchgänger bei anspruchsvollen Genres wie klassicher Musik und Oper. Von den regelmäßigen Kirchgängern haben 43 Prozent regelmäßig klassische musikalische Konzerte und Opern besucht. Bei denen, die nie in die Kirche gehen, sind es 29 Prozent.“
Aussagekräftige Texte
Haydn Aarons zufolge tendieren Christen und regelmäßige Gottesdienstbesucher dazu, „Rock, Heavy Metal und Alternative Rock“ zu meiden. Der Wissenschaftler führt das auf eine „moralische Abneigung“ zurück, „die auf einer wahrgenommenen Anregung zu Sex und Gewalt basiere, welche wiederum mit den Textinhalten in Verbindung gebracht wird“. Klassische Musik sei weniger explizit bei solchen Themen und wäre auch zentraler Bestandteil bei manchen christlichen Liturgien gewesen.
Okay, das schreit nach einer kurzen Bestandsaufnahme. Was sangen Slipknot noch mal in ‘Disasterpiece’? Richtig: „I want to slit your throat and fuck the wound“. Und wie geht noch mal die berühmteste Textzeile von Nine Inch Nails? Ach ja: „I want to fuck you like an animal“. Ja, könnte hinkommen, was der Haide (!) da schreibt. Weiter mit der Studie…
Verführung zur dunklen Seite
So würden Heavy Metal-Fans oft als gewaltbereite, unangepasste Einzelgänger und Abhängige dargestellt. Aarons warnt jedoch vor den „Gefahren, Moralvorstellungen und Musik zu vermischen“. „Jazz, Rock, Heavy Metal und Blues wurden schon oft für ihr Potenzial, besondere Leidenschaften anzustacheln dämonisiert (wortwörtlich als ,die Musik des Teufels’). Diese Stilrichtungen wurden letztlich von religiösen Gruppen selbst in Besitz genommen, doch meine Nachforschungen legen nahe, dass ein Unbehagen bezüglich ihren weltlichen Erscheinungen bleibt.“
Lest hier Haydn Aarons’ vollständigen Essay über die Musikgeschmäcker der Gläubigen und Ungläubigen.
Abschließen möchten wir mit ein paar zum Nachdenken anregenden Zeilen, die ein gewisser Andreas Frege Mitte der Neunziger zum ersten Mal sang. Die passen irgendwie ganz gut:
„Immer schön nach den Regeln spielen
Die uns sie befohlen sind
Wie sie im Buch des Lebens stehen
In Ewigkeit Amen
Ich will nicht ins Paradies
Wenn der Weg dorthin so schwierig ist
Wer weiß, ob es uns dort besser geht
Hinter dieser Tür“