Sonntag
Den Anfang des letzten Tags des Festivals machen die Finnen Temple Balls, die mit ihrem Hard Rock das Publikum schon langsam auf Betriebstemperatur bringen. Dies hat das auch nötig, denn anschließend verlangen Stick To Your Guns einiges von ihnen ab. Die Metalcore-Combo bringt in den ersten Spielminuten gefühlt mehr Bewegung ins Zelt als jede andere Band an den Tagen zuvor.
Auch wenn es die dritte Show für die Band innerhalb von 24 Stunden ist, sieht man ihnen trotzdem die Spielfreude an. Das ein oder andere politische Statement wird auch gebracht, bevor sich die Band zehn Minuten vor eigentlichem Set Ende von der Bühne verabschiedet, was zu vielen traurigen Gesichtern im Publikum führt.
Als Nächstes steht ein finnisches Großkaliber auf der Bühne: Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus. Der Name ist hierzulande zwar weniger bekannt, in Finnland haben sie jedoch den Heavy Metal mit finnischen Texten radiotauglich gemacht. Jede ihrer Platten erreichte bis dato Platin, und vergangenes Jahr erschien erst das letzte Album, obwohl sich die Band 2006 auflöste. Live werden sie dafür mit vielen Besuchern und guter Stimmung belohnt.
Anschließend sehen wir ein Gesicht auf der Bühne, was wir noch vom Tag zuvor kennen: Ihsahn. Das Soloprojekt des Emperor-Sängers kann sich über viel Andrang freuen. Dieser stellt unter Beweis, dass er auch alleine die Fans begeistern kann, was ihm mit viel Jubel gezollt wird. Weiter geht es mit einer Band auf die sich viele gefreut haben. Oder vielleicht doch nur auf einen Song?
Die Stimmung bei Europe will erst noch nicht so wirklich aufkommen, aber man merkt, wie alle nur auf ‚The Final Countdown‘ warten. Wie erwartet beenden die Schweden mit diesem Song ihr Set: Kaum sind die ersten Töne gespielt, geht die Stimmung durch die Decke.
Plötzlich wird das sonst eher ruhige Publikum laut, und Menschen kommen aus den letzten Ecken des Geländes hervorgekrochen. Leider zieht es nicht alle weiter zu Clutch, aber die Stimmung schafft es, den Weg ins Zelt fast unbeschadet zu überstehen. Die Blues-Rocker, welche über 27 Band Jahre immer wieder ihren Stil änderten, gönnen dem Publikum noch etwas Entspannung, bevor es zur letzten Band des Festivals geht.
Dann ist es so weit: Parkway Drive betreten die Bühne. Für die Australier ist es das letzte Konzert in diesem Jahr in Europa, und entsprechend wird dies auch gefeiert. Die Band hat mehr Pyros dabei als alle anderen zusammen und zögert nicht, diese zu benutzen. Leider wird es in Helsinki zu dieser Jahreszeit nicht wirklich dunkel, wodurch die Effekte leicht an Charme verlieren. Das stört aber die wenigsten. Im Publikum wird hart gefeiert – vor dem FOH bildet sich ein riesiger Circle Pit, der die komplette Show über bestehen bleibt – und auch auf der Bühne geht die Post ab.
Auch wenn das letzte Album von Parkway Drive nicht jeden überzeugen konnte, steht eines fest: Live kann es überzeugen. Natürlich hat die Band auch wieder ihr rotierendes Schlagzeug dabei, und so dreht sich der Drummer freudenreich über Kopf, während er zusammen mit der Band den Song ‚Crushed‘ performed. Aber alles hat ein Ende – und so auch das Tuska Open Air. Nachdem das Set der Band vorbei ist, wird es recht schnell leer auf dem Gelände und innerlich freut man sich schon, im nächsten Jahr wieder ins Flugzeug Richtung Helsinki zu steigen.
Text: Mirco Wenzel