Aufgaben im Job:
Kreieren von Events, Booking, Produktionsplanung, Merchandisekollektionen kreieren, Fan DVDs co-produzieren, Marketing, Werbekooperationen etc.
Bands mit denen Sven Borges schon gearbeitet hat:
Von Marilyn Manson bis Silbermond, von Söhne Mannheims bis Motörhead, von Fanta 4 bis Polarkreis 18. Alles außer Volksmusik!
METAL HAMMER: Wann und wie bist du ins „Rockbusiness“ eingestiegen?
Sven: Durch Zufall, aber das stimmt eigentlich auch nicht wirklich. Durch meine Familie bin ich kulturell vorbelastet – mein Opa war Berufsmusiker ( Trompeter ), mein Vater hat Schlagzeug und Gitarre gespielt, meine Mutter war bis August Kulturamtsleiterin und hat ihr ganzes Leben mit Kultur zu tun gehabt und somit auch ich in frühen Jahren. Nach Kündigung seitens Arbeitgeber wurde ich 1990 arbeitslos und habe in einer Galerie gejobbt. Dort habe ich dann angefangen, nebenbei Veranstaltungen zu organisieren. Später habe ich durch ein kleines Off-Theater-Haus, das ich mit einer Bekannten ins Leben gerufen habe, auch mit Livemusik zu tun gehabt. Darüber bin ich ins „Kraftwerk“ Chemnitz gekommen und habe den Club mit aufgebaut – verantwortlich für den Großen Saal und die dort stattfindenden Konzerte. Nach vier Jahren habe ich mich mit meinem jetzigen Partner Mike Schorler selbstständig gemacht. Und so ist es bis heute.
METAL HAMMER: Welche Ausbildung würdest du einem Interessierten empfehlen?
Sven: Schwer zu sagen. Da hab ich keine konkrete Idee. Grundlage sind auf alle Fälle kaufmännische Mathematikkenntnisse, denn kalkulieren muss man täglich. Ganz wichtig ist natürlich auch Englisch, ohne es geht es heutzutage gar nicht mehr. Ich denke wirtschaftsbezogene Ausbildungen bringen da eine Menge, sind aber keine Grundvoraussetzung oder gar Garantie für den Erfolg!
METAL HAMMER: Was hältst du von einem klassischen Quereinstieg?
Sven: Wer Lust auf so einen Job hat, das unbedingt machen will, der kann auch Bäcker, Kinderarzt oder Fliesenleger sein. Der Weg ist das Ziel.
METAL HAMMER: Wie siehst du bei der aktuellen Lage des Musikbusiness die Chancen einen festen Job zu finden?
Sven: Das kommt darauf an, was man wirklich will. Einen Job in einer guten Agentur, wo man relativ selbstständig arbeiten, vielleicht sogar Kreativität entwickeln kann, ist mehr als selten.
„Booking-Sklaven“ gibt es wie Sand am Meer in den Agenturen. Die kommen und gehen auch meistens sehr schnell. Und die, mit denen du heute sprichst, können nächste Wochen schon bei der nächsten Agentur oder einem Label auftauchen. Qualität, Beständigkeit und natürlich auch ungebremstes Interesse am Job sind Grundvoraussetzung und ein wirklich gutes Argument für längere Gastspiele in Firmen.
METAL HAMMER: Welche Illusionen sollte man sich deiner Meinung nach zum Thema „Rockjob“ nicht machen?
Sven: Viele rechnen die geschätzten Besucherzahlen bei einem Konzert mal Eintrittspreis, kalkulieren dann die ungefähre Künstlergage und wollen anschließend selbstständiger Veranstalter werden, weil sie davon ausgehen, dass man in einem Jahr Millionär wird. Den Zahn können sich alle Tagträumer ziehen. Als örtlicher Veranstalter hat man die meiste Arbeit, verdient aber das geringste Geld. Und Festivals wie das WITH FULL FORCE müssen über viele Jahre aufgebaut und etabliert werden, da ist es nötig Rücklagen für schlechtere Zeiten zu bilden, bevor überhaupt das Wort Gewinn in den Mund genommen werden kann. Wir sind beispielsweise neun Jahre fleißig und diszipliniert am Ball geblieben, bevor wir wirklich Gewinn machen konnten. Und nicht zu vergessen ist, dass man auch schnell Pleite gehen kann, wenn da mal ein paar Leute zu wenig kommen, das Wetter chaotisch wird oder sonst was Unvorhergesehenes passiert. Das Risiko ist enorm, ähnlich wie an der Börse!
METAL HAMMER: Welche Charaktereigenschaften oder Talente sollte ein Praktikant/Azubi deiner Meinung nach mitbringen?
Sven: Interesse an der Arbeit ist das Wichtigste. Und es sollte nicht der Eindruck erweckt werden, dass man seine Zeit absitzt, um pünktlich gehen zu können. Ein Praktikant muss sich beweisen und auch Arbeit suchen, wenn er aktuell keine hat.
METAL HAMMER: Wie wichtig sind Sprachkenntnisse?
Sven: Wie schon erwähnt, unabdingbar. Besonders Englisch, demnächst vielleicht sogar Russisch.
METAL HAMMER: Wie wichtig ist Mobilität und die Bereitschaft am Wochenende zu arbeiten?
Sven: Für den Bürojob eher nicht so wichtig, aber wenn man davon ausgeht, dass die meisten Veranstaltungen, Konzerte und Festivals am Wochenende stattfinden, irgendwie schon.
METAL HAMMER: Was ist toll an deinem Job, was ist nicht so toll?
Sven: Es gibt natürlich in 17 Jahren viele gute, aber auch schlechte Erfahrungen. Namen möchte ich nicht nennen. Gut ist, dass die Positiven bei weitem überwogen haben! Und das ist eigentlich auch die Hauptsache daran. Und das Allerschönste ist für mich, wenn die Leute dankbar für das sind, was du auf die Beine gestellt hast. Denn dann merkt man, warum man das alles macht. (Der Verdienst kommt dann von ganz allein.)