Thränenkind bezeichnen sich selbst als „Vegan Straight Edge Post Metal“, gründeten sich 2007 und veröffentlichten 2013 ihr Debüt THE ELK. Anlässlich ihres zweiten Werks KING APATHY sprachen wir mit Bandchef Matthias Settele und Sänger Nils Groth über Visionen, Wachstum und die nötige Entthronung eines unliebsamen Königs. Lest auf den nächsten drei Seiten alles über die veganen Idealisten!
Metal Hammer: Wir hatten 2013 zur Veröffentlichung von THE ELK eine kleine Story im Metal Hammer. Was hat sich seitdem im Hause Thränenkind getan?
Matthias: „In erster Linie haben wir viel live gespielt – in sieben verschiedenen Ländern, waren dabei drei Mal auf Tour und haben uns mit Auftritten auf dem Summer Breeze Open Air und dem Fluff Fest zwei große Träume erfüllt.
Des Weiteren haben wir 2014 eine kleine 2-Song-EP als 7“ veröffentlicht und natürlich intensiv am zweiten Full Length-Album gearbeitet, welches jetzt über Lifeforce Records erschienen ist. Wir sind froh, dass Supreme Chaos Records und Alerta Antifascista Records jeweils eine Special Edition der neuen Scheibe auf LP übernehmen.“
MH: Matthias, beim letzten Interview erhielt man den Eindruck, Thränenkind sei vor allem dein Projekt. Wie verhält sich die Situation heute? Lässt sich Thränenkind als Fünf-Mann-Band ansehen?
Matthias: „Schon als THE ELK 2013 erschienen ist, hatte sich Thränenkind allmählich vom Soloprojekt zur Band entwickelt. Das ist weiter vorangeschritten und wir sind als Band noch ein gutes Stück weiter zusammengewachsen. Auf dem neuen Album stammen auch nicht mehr alle Songs aus meiner Feder – es sind zwei Stücke darauf, welche wir zusammen geschrieben haben. Das ist ein schönes Gefühl, und diese Form der Zusammenarbeit wird auch in Zukunft noch intensiviert werden.“
Nils: „Als ich zu THE ELK eingestiegen bin, stand das gesamte Album mit Artwork und Texten bereits. Dadurch, dass ich in den kreativen Prozess nicht einbezogen war, fühlte ich mich damals eher als Session Musiker, was sich aber spätestens mit dem Release der EP änderte. Ich hatte schon lange Lust, bei einer Band zu singen. Da passte es ziemlich gut, dass Matthias jemanden suchte. Wir verstehen uns als Band, wobei einige von uns etwas mehr Arbeit in die Band investieren als andere.“
MH: Mittlerweile seid ihr bekannter geworden und habt einen Auftritt auf dem Summer Breeze hinter euch. Inwieweit hat das der Band weitergeholfen?
Matthias: „Der Auftritt auf dem Summer Breeze war für uns ein Highlight der Bandgeschichte. Viele von uns waren jahrelang als Besucher auf dem Festival anwesend. Als dann das Angebot kam, dort spielen zu können, waren wir begeistert. Der ein oder andere hatte dort schon mit Agrypnie und/oder Heretoir gespielt, nichtsdestotrotz war es etwas ganz Besonderes.
Dass wir dann noch von einer solchen Masse an Menschen so wohlwollend empfangen wurden, war einfach unglaublich. Der Auftritt hat uns sicher nochmal einige Hörer mehr beschert und in Metalkreisen noch bekannter gemacht. Die durchwegs positive Resonanz hat uns weiter darin bestärkt, dass es so einige Menschen gibt, denen unsere Musik etwas bedeutet.“
MH: Wo wollt ihr mit Thränenkind hin? Geht es euch vor allem darum, euch selbst auszudrücken und im Underground zu agieren, oder würdet ihr gerne vor größerem Publikum spielen und mehr Leute auf eure Botschaften und Musik aufmerksam machen?
Matthias: „Beides. Musik ist für uns auf jeden Fall ein Ventil für angestaute Emotionen und ein gutes Mittel, mit dem oft erdrückenden Alltag unserer industrialisierten Welt klarzukommen. Auf der anderen Seite ist es einfach schön, vor vielen Menschen zu spielen und zu sehen, wie die Leute mit Tränen in den Augen im Publikum stehen oder nach der Show zu dir kommen und begeistert erzählen, wie viel ihnen deine Musik bedeutet.
Vor mehr Menschen zu spielen bedeutet natürlich auch, mehr Menschen zu erreichen und auf den ein oder anderen Missstand hinweisen zu können, der diese Welt zu dem düsteren Ort macht, der sie ist. Wir sehen uns aber nicht als Missionare, die Leuten erzählen, was sie zu tun und zu lassen haben, sondern versuchen mit unserer Musik und den Texten die Menschen zum selbstständigen Nachdenken zu animieren.“
Nils: „Ich bin ein wenig ehrgeiziger Mensch und habe demnach nicht extrem hoch gesteckte Ziele. Einmal in meinem Leben möchte ich aber in den USA touren, auch wenn alle sagen, dass es dort scheiße ist, haha. Für mich ist die Message bei Musik wichtig und ich freue mich immer, wenn Bands eine Aussage haben und sich auch trauen, diese zu äußern.
Jeder Mensch ist ein politischer, und dementsprechend ist auch jede Band in irgendeiner Form politisch. Deswegen ist es auch Unsinn zu sagen: ‘Politik interessiert uns nicht.’ Musik kann aber auch einfach mal ‘nur’ Spaß machen. Wenn die Leute hinter den Bands aber Rassisten o.ä. sind, wird das nicht unterstützt. Da kann der Song noch so toll sein. Zu viele Bands haben einfach Schiss, es sich mit einer potenziellen Käuferschaft zu verscherzen.“