TheCityIsOurs: Selbstbekenntnis

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Genau dem setzen TheCityIsOurs ihr drittes Album WILL YOU STILL LOVE ME? entgegen – und berichten von den persönlichen Erfahrungen eines Outcomings.

METAL HAMMER: Zuerst etwas Aktuelles: Ihr wart vor etwa zwei Monaten auf Tour in Europa, als ihr einen Unfall mit eurem Tourbus hattet. Zum Glück wurde niemand verletzt, aber ihr musstet den Rest der Tour absagen. Welche Herausforderungen gab es, und wie haben eure Fans reagiert?

TheCityIsOurs: Leider ist das Abgassystem unseres Vans explodiert, was eine teure Reparatur bedeutete. Wir hassen es, unsere Fans um etwas zu bitten, ohne ihnen etwas dafür zurückzugeben. Deshalb haben wir sie gebeten, unser Album vorab zu bestellen, um uns zu helfen, nach Hause zu kommen. Die Band musste sich aufteilen, um alles von Europa zurück nach Großbritannien zu transportieren, und glücklicherweise haben unsere Fans uns unterstützt und geholfen nach mehreren Überfahrten und Flügen alles sicher nach Hause zu bringen!

MH: Als Dankeschön für die Fans habt ihr einen neuen Song von eurem kommenden Album veröffentlicht, der ‘Hot Mess’ heißt. Worum geht’s darin?

Oli Duncanson: Die wahre Bedeutung des Tracks handelt davon, sich selbst naiv über die eigene Darstellung zu belügen und ein verstecktes Leben zu führen. Ich habe mir vorgemacht, dass ich mein Leben als „heterosexueller Mann“ verbringen kann, und bin vor einem kleinen Teil meines Lebens davongelaufen, den ich nicht ändern kann. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass meine Welt um mich herum zusammenbricht. Es geht um die quälende Erkenntnis, dass ich meine Familie, wenn ich ihnen meine Sexualität gestehe, verletzen könnte, aber wenn ich es nicht tue, nie wirklich glücklich sein werde und schließlich allein sterben könnte, ohne wirklich mit jemandem verbunden zu sein.

Spaß statt Stereotype

MH: Drei eurer zuvor veröffentlichten Singles (‘Shame’, ‘In The Dark’, ‘Psycho’) drehen sich um den Kampf mit der gesellschaftlichen Akzeptanz der eigenen sexuellen Orientierung. Warum ist dieses Thema so wichtig für euch?

Oli Duncanson: Es ist so wichtig, weil man heutzutage zwar sieht, dass immer mehr Menschen in jüngerem Alter ihr Coming-out haben und sich früher selbst entdecken, aber Menschen in weniger progressiven Regionen oder einfach ängstlichere Menschen noch immer erst in ihren mittleren bis späten Zwanzigern ihr Coming-out haben, wegen der Art, wie sie aufgewachsen sind. Ich denke, dass die Community im Metalcore immer stereotypische Männlichkeit geschätzt hat. Nicht jeder kann sich damit identifizieren. Unser Ziel war es, mehr Spaß und Authentizität in die Community zu bringen. Wir wollten, dass Menschen die Freude spüren, die man haben kann, wenn man alle Aspekte von sich selbst akzeptieren und feiern kann, egal wie maskulin oder feminin man ist.

MH: Warum habt ihr die Zeile „Will you still love me?“ als Albumtitel gewählt?

TheCityIsOurs: Wir haben uns entschieden, das Album WILL YOU STILL LOVE ME? zu nennen, weil es die provokativste Textzeile aus ‘Enough’ ist, dem gefühlvollsten Song des Albums. Es fasst die Botschaft des Albums zusammen, die im Wesentlichen den Gedankengang von Oli beschreibt, als er sich seiner Familie und seinen Freunden gegenüber outete. Es bezieht sich auch auf die Veränderung der Stimmung der Songs im Vergleich zu unseren älteren Liedern, da wir das Gefühl haben, dass dies das erste Album ist, das wir wirklich für uns selbst geschrieben haben.

Musikalische Experimentierfreude

MH: Was wolltet ihr bei diesem neuen Album im Vergleich zum Vorgänger COMA anders machen?

TheCityIsOurs: Wir wollten mehr Riffs, Rock- und Pop-Elemente einbringen und Davids Stil in die Drumparts integrieren. Wir wollten auch Genre-Grenzen überschreiten und Einflüsse aus Pop- und Rockmusik der Neunziger Jahre einbeziehen, wie *Nsync, Craig David und Beastie Boys. Wir alle sind mit dieser Musik aufgewachsen und haben sie genossen.

MH: Die Musik von TheCityIsOurs ist eine Mischung aus Pop-Einflüssen, modernem Metalcore-Sound, elektronischen Beats, Rap-Teilen und einer ganzen Reihe von Hardcore-Elementen. Woher kommt eure Leidenschaft, damit zu experimentieren?

TheCityIsOurs: Wir haben alle sehr vielseitige Musikgeschmäcker, und wir wollten das in diesem Album so weit wie möglich vereinen. Mikey liebt den Pop der Neunziger, Oli mag die härtere Hardcore-Seite, Jay hat die elektronischen Beats stark beeinflusst, und David hat den Schlagzeug-Parts seinen Stempel aufgedrückt. Unabsichtlich haben wir das Gefühl, etwas Einzigartiges geschaffen zu haben, während wir den Post Hardcore- und UK-Rock-Sound bewahrt haben, den TheCityIsOurs schon immer hatten.

Persönliche Offenbarung mit gesellschaftlicher Relevanz

MH: WILL YOU STILL LOVE ME? klingt in vielerlei Hinsicht wirklich verzweifelt und wütend – hat aber auch hoffnungsvolle Momente. Ist es für euch letztendlich ein Album mit einer positiven Botschaft?

TheCityIsOurs: Wir wollen, dass jeder Aspekt des Albums gefeiert wird, und wir wollten nicht auf den traurigen Teilen verharren, da wir das Gefühl haben, dass Metalcore in den letzten Jahren genau das übertrieben hat und dabei eine Komponente des Spaßes fehlt. Wir haben während der letzten Album-Tour gelernt, dass wir auf der Bühne keine traurige oder wütende Band sind. Wir wollen, dass alle, einschließlich uns selbst, so viel Spaß wie möglich haben, und darauf haben wir auch beim Schreiben geachtet.

MH: Habt ihr Hoffnung für die Zukunft der Gesellschaft, dass sich Dinge wie die Akzeptanz von LGBTQIA+-Personen verbessern werden?

Oli Duncanson: Jeder, mit dem wir gesprochen haben, hat den Bedarf an etwas wie diesem Album ausgedrückt. Mit dem Aufstieg rechter Bewegungen in der Gesellschaft haben wir das Gefühl, dass es deshalb wichtiger ist denn je. Alles ist zyklisch, doch im Moment habe ich das Gefühl, dass es schlimmer wird, besonders für Trans-Personen im Vereinigten Königreich. Ich habe auch bemerkt, dass einige abfällige Begriffe wieder häufiger auftauchen, die jedoch immer wieder angeprangert werden können. Hoffentlich wird es bald wieder besser. Es wird immer notwendig sein, sich für Minderheiten einzusetzen, wenn sie Anfeindungen erleben, und wir würden gerne ein Ort des Trosts für Menschen sein.

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