Da liegt es nun auf dem Tisch, RIZE OF THE FENIX, das dritte Album des kongenialen Rockduos Tenacious D. Ein fetter Aufkleber prangt in der Mitte des Albumcovers: „Warning! Not for children (or religious people)“ sagt er und verdeckt den sonderbaren Körper eines stolzen Feuervogels, der – entfernt man den Aufkleber – eine auffällige Ähnlichkeit mit erigierter Männlichkeit aufweist.
„Was laberst du da?“, echauffiert sich Jack Black, der zusammen mit seinem (big) Buddy Kyle Gass am Karfreitag Telefonaudienz gewährt. „Junge, diese Interpretation sagt mehr über dich als über das Bild selbst. Das ist wie ein Rohrschach-Test: Wenn du einen Penis siehst, heißt das, dass du eine Penisfixierung hast. Der Fenix ist ein prächtiger Feuervogel mit dem starken Schaft eines Halses, auf dem Adern pulsieren und kräftige Muskeln pochen, der mit blauem Saft gefüllt ist und einen violetten Helm trägt. Er sucht den Horizont nach Feinden ab, jederzeit bereit zu explodieren“, erklärt der wohlgenährte Comedian/Schauspieler/Sänger/Gitarrero mit verstörender Doppeldeutigkeit.
Doch anscheinend sind auch andere beim Ro(h)rschachtest durchgefallen: Bei einem großen Internetkaufhaus wurde der Körper des Feuervogels auf dem Albumcover bis zur Unkenntlichkeit verpixelt – herzlich willkommen im prüden Deutschland!
Justin Bieber schlägt zurück
Wie auch immer: Sechs endlos lange Jahre haben Tenacious D ihre Fans auf ein neues Studioalbum warten lassen – die beiden sensiblen Musikanten mussten sich wohl erst vom massiven Schock erholen, dass 2006 ihr Zweitwerk THE PICK OF DESTINY und vor allem der dazugehörige Film an den Kinokassen gehörig floppte. „Das musst du erst mal wegstecken“, erinnert sich Kyle. „Ich hatte damals ein paar wirklich dunkle Momente, in denen ich dachte, dass wir vielleicht gar nicht die beste Band der Welt, sondern nur in den Top 5 oder Top 10 sind. Selbst Justin Bieber war erfolgreicher als wir.“
Doch nun sind alle Selbstzweifel ausgeräumt und Tenacious D fegen mit RIZE OF THE FENIX strotzend vor Selbstbewusstsein zurück in den Rock-Olymp. „Rough and yet… a masterpiece“, zitieren sich die beiden Rock-Maestros auf dem Albumcover selbst – und sie müssen es ja wohl am besten wissen.
Titten oder Schicksal?
Ein weiterer Grund für die lange Wartezeit aufs dritte D-Werk ist ebenfalls schnell gefunden: Bei Jack und Kyle fließen die kreativen eben nicht ganz so schnell und oft wie die körpereigenen Säfte.
„Wir sind nicht der Magie nachgelaufen, sondern haben darauf gewartet, dass sie zu uns kommt“, erklärt Jack die Genesis des neuen Meisterwerks. „Das funktioniert, dauert aber ewig – deswegen bringen wir auch nur alle sechs Jahre ein neues Album raus. Wir sitzen einfach nur wie buddhistische Mönche herum und warten. Und unterbrechen das Warten nur um zu kacken, zu essen, zu vögeln und zu schlafen.“
Umso schöner, dass sich die elende Warterei auch für alle D-Jünger gelohnt hat: RIZE OF THE FENIX ist einmal mehr ein großer Wurf der beiden begnadeten Spaßgranaten, die sich selbst als „Heilande des Rock’n’Rolls“ sehen. Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Tits or destiny? Kyle: „Letztes Mal habe ich die Titten genommen, und das ging nach hinten los. Ich denke, diesmal wähle ich das Schicksal.“ Jack: „Dude, du kannst nicht einfach wechseln! Gut, dann nehme ich diesmal die Titten. Einer muss es ja machen!“ Wo der Mann Recht hat, hat er Recht. In diesem Sinne: Hail, Tenacious DD!
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