Der verstorbene Suicide Silence-Sänger Mitch Lucker war vieles: ein unermüdlicher Anführer, ein ungestürmter Freigeist und Perfektionist. Seine Bühnenpräsenz war legendär. Chris Garza, Gitarrist von Suicide Silence, erinnert sich an Luckers exzentrische Seite: „Er war verrückt“, sagt er. „Bevor wir einen Plattenvertrag hatten und für fünf Leute spielten, übernachteten wir bei Leuten auf Tour, und er steckte sich Feuerwerkskörper in den Hintern und zündete sie an.“
Belastende Zwangsstörung
Der Musiker war aber nicht nur ein wilder Performer, sondern auch ein Perfektionist. Während der Aufname-Sessions zu THE CLEANSING (2007) blieb er oft stundenlang im Studio, lange, nachdem seine Band-Kollegen gegangen waren. Er wollte sicherstellen, dass seine Stimme genauso klingt, wie er sich das vorgestellt hatte. „Er war extrem kritisch gegenüber sich selbst“, meint Gitarrist Mark Heylmun. „Sein Ethos war nicht, dass etwas hundert Prozent sein sollte, sondern 110 Prozent, und das übertrug sich auf alle in der Band.“ Sein Einsatz zahlte sich aber im Lauf der Zeit natürlich aus. THE BLACK CROWN (2011), das letzte Suicide Silence-Album mit Lucker am Mikrofon, erreichte Platz 28 der US-Charts und brachte die Formation an die Spitze des Deathcore. Mit seinen teuflischen Screams und unnachgiebigen Lyrics war Lucker das Herz der Band und wurde schnell zu einem Idol für viele aufstrebende Musiker.
🛒 THE BLACK CROWN auf amazon.de bestellenHinter der rauen Fassade und seinen Eskapaden verbarg Lucker seine Zwangsstörung, die bei ihm schon als Kind diagnostiziert wurde. „Mitch war ein Putz-Freak“, erklärt Heylmun. „Er würde kleine Dinge an seinem Körper finden, an denen er herumnörgeln konnte. Auch hatte er keimphobe Tendenzen. Beispielsweise mochte es Mitch nicht, von betrunkenen Fans umarmt zu werden.“ Seine Texte auf THE BLACK CROWN spiegeln beispielsweise diese inneren Probleme wider, besonders der Titel ‘O.C.D.’.
Eine Stimme, die bleibt
Doch der Einfluss des verstorbenen Künstlers reicht weit über das hinaus, was er mit Suicide Silence auf die Bühne brachte. Der kompromisslose Perfektionismus, mit dem er seine Performance verfolgte, inspirierte viele Musiker und Bands. Lorna Shore nennen Mitch Lucker als großen Einfluss. Ov Sulfurs Sänger Ricky Hoover gibt offen zu, dass ihn Luckers Hingabe und Energie tief geprägt haben. Auch Betraying The Martyrs würdigten ihn mit ihrem Song ‘Legends Never Die’. Sein Vermächtnis wurde auch bei der „Mitch Lucker Memorial Show“ im Dezember 2012 besonders gewürdigt, als zahlreiche Größen der Metal-Szene, darunter Randy Blythe, Robb Flynn und Max Cavalera, zusammenkamen, um ihn zu ehren.
—
Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.