Stephen Pearcy glaubt nicht, dass Grunge den Glam getötet hat

von
teilen
twittern
mailen
teilen

In einem neuen Interview gibt sich der Sänger der US-Glam Metal-Band Ratt versöhnlich gegenüber dem von seiner Szene allseits verteufelten Grunge. Vielmehr sei das Ende des Glam diesem selbst zuzuschreiben.

Zu viel des Guten

Für viele ist es Fakt, dass mit dem Aufkommen von Grunge-Bands wie Nirvana, Pearl Jam oder Soundgarden die Zeit des Glam Metal abgelaufen war. Statt Hedonismus, Haarspray und metallischer Eingängigkeit war ab Anfang der Neunziger Jahre eine ernstere Szene angesagt – musikalisch als auch visuell. Aber nicht jeder ist überzeugt, dass es bloß der Grunge war, der den Sarg des Glam zugenagelt hat. Stephen Pearcy, Frontmann der Glam-Bestseller Ratt, äußerte sich kürzlich in einem Interview mit Goldmine gegenteilig.

Pearcy betonte, dass Grunge nicht der Hauptgrund für die Trennung von Ratt im Jahr 1992 war. Das Problem des Glam hätte bereits in den späten Achtziger Jahren bestanden, als die Musikszene mit vielen ähnlichen Bands übersättigt war:

„Viele Leute denken, dass Grunge einen großen Einfluss auf uns hatte, aber zu dem Zeitpunkt hatte es wirklich nichts damit zu tun, was mit Ratt passierte. Ich meine … wir können uns teilweise für die Musik verantwortlich machen, die in den frühen Achtzigern herauskam, aber als das Jahrzehnt zu Ende ging und DETONATOR 1990 herauskam, war die Szene total überflutet von Bands, die alle gleich klangen. Das war genauso ein Problem wie alles andere.

Es kam an den Punkt, an dem die Leute sagten: ‚Du musst dich so kleiden, dich so bewegen, so singen‘, und all dieser verdammte Mist. Die ganze Welt war voll von Mini-Mötleys und Mini-Ratts, und es wurde einfach zu viel. Und so ging es von etwas Unglaublichem plötzlich zu etwas absolut Schrecklichem. Wenn alle die gleiche Musik machen, die gleichen Produzenten verwenden und die gleichen Video-Regisseure haben, dann hat man ein Problem. Also gebe ich Grunge nicht so sehr die Schuld wie all dem, was in dieser Ära vor sich ging.“

Originalität und Leidenschaft im Grunge

Der Ratt-Fronter ist mit seiner Meinung nicht alleine – viele andere Achtziger-Glam-Ikonen äußerten sich ähnlich über das Ende der Spandex-Ära. Michael Sweet, Gitarrist und Sänger von Stryper, glaubt etwa, dass Hair Metal-Bands in den späten Achtziger Jahren an Originalität verloren hatten und viele Alben einfach mittelmäßig waren. Sweet argumentiert:

„Ich glaube nicht, dass Grunge den Glam Metal getötet hat. Ich denke, dass viele der Bands aufgehört haben, sich wirklich anzustrengen, und deshalb haben sie mittelmäßige Musik veröffentlicht. Grunge war eine Bewegung. Musikalisch gesehen war es nicht so komplex, aber es war roh und leidenschaftlich, und das macht Musik ansprechend. Egal, in welchem Genre. Originalität und Leidenschaft bilden das Fundament eines jeden großartigen Künstlers.“

Und auch Dee Snider, Frontmann von Twisted Sister, erklärte, dass er persönlich die aufkommenden Grunge-Bands wie Nirvana mochte und diese sogar in seiner Radioshow spielte. Seiner Meinung nach ist die kommerzielle Ausrichtung des Glam Metal-Genres und die zunehmende Verwendung von Power-Balladen und akustischen Songs der Grund dafür, dass sich die Fans abwandten. Er glaube nicht, dass Grunge den Glam tatsächlich „tötete“, sondern dass das Genre sich selbst geschadet hat.


Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.

teilen
twittern
mailen
teilen
Dee Snider hat Twisted Sister-Songs lieber für sich behalten

Wie viele andere Bands aus den Siebzigern und Achtigern haben auch Twisted Sister Höhen und Tiefen hinter sich. In einem Interview mit dem X5 Podcast wurde der ehemalige Frontmann Dee Snider gefragt, wie es dazu kam, dass er nach seinem Beitritt 1976 quasi jedes Twisted Sister-Lied geschrieben hat und „besitzt“. „Ich bin Twisted Sister beigetreten und habe mich einer Band angeschlossen, die bereits existierte. Sie waren alle ein paar Jahre älter als ich. Und sie kamen alle aus New York City, der Bronx. Sie hatten diese New York-Attitüde. Ich war ein Vorstadtjunge und jünger als sie. Ich hatte zwar eine…
Weiterlesen
Zur Startseite