Es ist dunkel geworden über dem Anwesen von Reza Nouri außerhalb von Ciudad del Este in Paraguay. Im Garten patrouillieren schwer bewaffnete Wachen. Denn Reza ist kein reicher Geschäftsmann. Er ist ein Krimineller mit Kontakten zu den finstersten Personen. Er besitzt Insiderwissen. Und genau seine Informationen benötigt Spezialagent Sam Fisher. Wie ein Schatten huscht er von einem dunklen Punkt zum nächsten. Schaltet lautlos Soldaten aus und zerstört Lichtquellen mit seiner schallgedämpften Pistole. Behände schwingt er sich an einem Rohr empor und klettert ins Haus. Nun nur noch an den Laser-Barrieren vorbei und Nouri gehört ihm.
Sam Fisher schleicht endlich wieder. Das war nach „Splinter Cell – Conviction“ (2010) auch bitter nötig. Denn das Spiel verwandelte Ubisofts Vorzeige-Leisetreter in einen Ballermann, der schneller zur Pistole greift als John Rambo. In „Splinter Cell – Blacklist“ kämpft Sam Fisher für die Sicherheit der USA. Eine Terrorgruppe namens Engineers (auf Deutsch: Techniker) droht mit Anschlägen, sollten die US-Amerikaner nicht ihre Truppen aus den Ländern dieser Welt abziehen.
Müde Geschichte
Wer sein heiliges Vaterland retten soll, der braucht eine schlagkräftige Truppe. Deshalb stellt sich Sam Fisher zu Beginn von „Splinter Cell – Blacklist“ seine Mannschaft für die Fourth Echelon zusammen. Anna Grimdottir ist Kommunikationsspezialistin und für die Planung der Aufträge zuständig. Computer-Nerd Charlie Cole kümmert sich um die Technik und Soldat Isaac Briggs kommt als Sams rechte Hand an Bord. Zudem gibt es noch einen vierten Hauptcharakter, dessen Name aber erst im Verlauf der Geschichte aufgedeckt wird.
Hauptquartier von Fourth Echelon ist das Flugzeug Paladin. Ähnlich wie die USS Normandy in „Mass Effect 3“ spazieren Sie auch hier frei über das Deck. So erkunden Sie beispielsweise den Hangar, die Krankenstation oder sprechen gar am Telefon mit Sams Tochter Sarah. Zudem finden Sie die Crew-Mitglieder in unterschiedlichen Teilen des Schiffs. Nach einem ersten Lagebericht wählen Sie bei ihnen entweder Koop-Missionen aus oder gelangen in Upgrade-Menüs. Bei Charlie kaufen Sie etwa neue Waffen, Rüstungen und Gegenstände. Das Angebot ist riesig und reicht von Schrotflinten, verschiedenen Sichtmodi für Sams Nachtsichtgerät bis hin zu fliegenden Dronen oder gar Mini-Kameras mit Fernzünder.
Anna Grimdottir dagegen ist für die Erweiterung der Paladin selbst zuständig. Sie bauen 20 Bestandteile des Flugzeugs aus und erhalten so Zugriff auf neue Funktionen, Waffen und Hilfen. Mit einer Cockpit-Erweiterung schalten Sie einen kleinen Radar frei, der Ihnen in den Missionen künftig die Wege Ihrer Feinde anzeigt. Bauen Sie die Krankenstation aus, heilt sich Sam schneller, wenn er im Einsatz getroffen wird.
Sam Fisher – Ihr Zeugnis!
Sogar die Missionen selbst nehmen Sie direkt aus der fliegenden Kommandozentrale an. Am SMI (Strategic Mission Interface) wählen Sie zwischen den Versus-, Koop- und Kampagnenmissionen. Die Geschichte führt Sie rund um den Globus: Sie startet in der Andersen Air Force Base, anschließend geht es nach Benghazi, in den Irak und nach Dallas. Grundsätzlich lässt Ihnen „Blacklist“ freie Hand, wie Sie eine Mission angehen möchten. Ob Sie ballern oder lieber schleichen, liegt also ganz bei Ihnen.
Im Anschluss an jeden Job erhalten Sie eine Bewertung in drei Kategorien: „Ghost“ steht für lautlose und möglichst konfliktfreie Lösungen, „Assault“ dagegen für den Vorstadt-Rambo und „Panther“ für leises Vorgehen mit kleineren Scharmützeln. Einher mit den Bewertungen geht die Auszahlung Ihres Gehalts, mit dem Sie neue Ausrüstungsgegenstände einkaufen können.
Allerdings belohnt „Splinter Cell – Blacklist“ langsames Vorgehen und Schleichen. Nur wenn Sie die Gebiete erkunden, erhalten Sie auch Zugriff auf versteckte USB-Sticks und Computer. Außerdem nehmen Sie immer wieder Zielpersonen fest, und zwar lebendig! Für all diese Nebenaufgaben ergattern Sie Extra-Zuschüsse.
Alte Tugenden
„Splinter Cell – Blacklist“ beginnt fordernd. Sam Fisher besitzt noch keine erweiterten Ausrüstungsgegenstände, sondern nur wenige Hilfsmittel. Auf Tastendruck presst er sich an Wänden entlang. Die grünen Leuchtdioden auf der Rückseite seines Anzugs zeigen, ob er gerade für seine Widersacher unsichtbar ist. Sam ist ein Meister im Nahkampf. Zumindest, so lange er nicht entdeckt wird. Sie entscheiden selbst, wie Sam zuschlägt: tödlich oder nur mit einem kurzen K.o. Diese Wahl wirkt sich schließlich auf die Endwertung aus. Ein kleiner Wermutstropfen: Werden Sie beim Angriff entdeckt, schubst der Gegner Sam einfach weg und erschießt ihn. Ein echtes Kampfsystem, wie etwa in „The Last of Us“, gibt es hier leider nicht.
So spielt sich „Blacklist“ ausgezeichnet, auch wenn die Missionen zunächst nur wenig Dramatik und Neuerungen bieten. Die Szenarien wirken altbekannt. Erst mit fortlaufender Spielzeit gewinnt „Blacklist“ an Tempo und begeistert mit immer größeren Arealen, in denen Sie mehr Freiheiten zum Angriff genießen. Hier macht besonders das Experimentieren mit den Gadgets Freude und natürlich auch die spektakulären Luftangriffe Fishers von Balkonen oder Vorsprüngen. Zwischendurch gibt es kleinere Actioneinlagen. So flüchtet Sam vor einem Bombenangriff, führt eine Geisel aus einem Haus, ehe dort die Hölle losbricht, oder klettert wie in „Assassin’s Creed 3“ an Wänden entlang. Spielerisch macht „Blacklist“ einen sauberen Eindruck, auch wenn es eher langsam in Fahrt kommt.
Die Mehrspieler-Breitseite
Zum Höhepunkt von „Splinter Cell – Blacklist“ dürfte sich aber der umfangreiche Online-Modus mausern. So gibt es zwölf Koop-Missionen, die Sie wahlweise online oder mit geteiltem Bildschirm starten. Hier spielen die vier Crew-Mitglieder von Fourth Echelon eine entscheidende Rolle. Bis auf Briggs sind sie zwar nicht spielbar, verleihen den Aufträgen aber einen individuellen Touch. So erhält Isaac Briggs beispielsweise eine eigene kleine Geschichte an der Seite von Sam Fisher. Gemeinsam gehen Sie auf die Suche nach einem gestohlenen Nuklearsprengkopf. In den Grim-Einsätzen dürfen Sie sich dagegen nicht entdecken lassen.
Wieder mit von der Partie ist auch der Klassiker Spies vs. Mercenaries. Diesmal mit bis zu acht Spielern – vier gegen vier. Die Spione steuern Sie dabei aus der Verfolgerperspektive, die Söldner dagegen aus der Ego-Ansicht. Während die Spione schnell sind und auch klettern dürfen, fahren die Soldaten schwere Geschütze und Technik auf. Beide Parteien besitzen drei vorgefertigte Ausrüstungen, allerdings schalten Sie mit dem verdienten Geld auch eigene Sets frei, die Sie wiederum selbst bestücken.
In den Missionen streiten sich Spione und Söldner um Computer-Terminals. Die Spione hacken Sie und verteidigen die Daten anschließend in dem Sektor. Die Söldner auf der anderen Seite müssen dies verhindern. So entsteht ein packendes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Unterschiede in den Spielarten den Reiz ausmachen.
Prognose: Splinter Cell – Blacklist
Auch wenn die Hintergrundgeschichte den Otto-Normal-Mitteleuropäer nicht wirklich umhauen dürfte und gerade der Anfang mit einigen Lücken in der Geschichte aufwartet, so ist „Splinter Cell – Blacklist“ doch auf dem richtigen Weg. Die Missionen bieten viel Abwechslung und lassen Ihnen die Wahl, wie Sie tatsächlich spielen möchten. Die etwas langsamere Herangehensweise und der Fokus auf Schleichelemente und Gadgets tun dem Story-Modus sehr gut. Die Mehrspieler-Optionen sind derart vielfältig und abwechslungsreich, dass Freunde von Online-Matches hier lange beschäftigt sein werden.
Erscheinungstermin „Splinter Cell – Blacklist“: voraussichtlich am 22. August 2013 für Playstation 3, Xbox 360 und PC.
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Quelle: Computer Bild Spiele. Mehr bei computerbild.de
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