Als 2009 „Batman: Arkham Asylum“ erschien, jubelte die Gaming-Welt: Endlich gibt es ein richtig gutes Batman-Spiel! Aber insgeheim hat man sich auch gefragt, warum das eigentlich so lange gedauert hat. Jetzt, fast 10 Jahre später, scheint sich die Geschichte mit „Marvel’s Spider-Man“ vom Entwickler Insomniac Games zu wiederholen.
Eines vorweg: Das Spiel heißt ganz offiziell „Marvel’s Spider-Man“, aber wir werden es fortan schlicht und ergreifend einfach nur „Spider-Man“ nennen, weil das deutlich kürzer ist.
🛒 Spider-Man jetzt bei Amazon.de bestellenEin erfahrener Spider-Man
In „Spider-Man“ ist Peter Parker 23 Jahre alt und schon seit acht Jahren die freundliche Spinne von Nebenan. Es war ein schlauer Schachzug von Insomniac, auf eine Origin-Story zu verzichten, sondern stattdessen einen Spider-Man zu zeigen, der seine Fähigkeiten perfektioniert hat und erfahren ist. Das hat auch den Vorteil, dass man direkt ins Geschehen einsteigt und nicht erst unnötig Zeit damit verschwendet wird, wie Peter Parker zu Spider-Man wird. Comic-Fans kennen die Ursprungsgeschichte sowieso schon in- und auswendig. Und dadurch bleibt auch mehr Zeit für die Handlung des Spiels, doch dazu später mehr.
Netz-Fähigkeiten
Spider-Man ist nicht nur akrobatisch und kann mühelos Wände und Decken hochklettern, auch seine selbstentwickelte Netzflüssigkeit liegt natürlich im Fokus des Gameplays. Allen voran natürlich das Schwingen durch New York City, beziehungsweise Manhattan, um genau zu sein. Die Entwickler haben penibel darauf geachtet, dass Spideys Netze an echten Objekten wie Häuser, Bäume oder Laternen haften und nicht einfach irgendwo in der Luft verschwinden. Aber auch die Physik spielt eine große Rolle beim Netzschwingen und macht das Manövrieren durch Manhattans Häuserschluchten anspruchsvoller als es Trailer und Gameplay-Videos vermuten lassen.
Schwing dein Ding
Ganz allgemein funktioniert das Schwingen durch die Stadt aber so: Mit einem Druck auf X springt man nach oben, anschließend lässt man R2 gedrückt und von da an erledigt das Spiel den Rest. Das macht allerdings keinen Spaß und richtiges Spider-Man-Feeling kommt erst recht nicht auf. Obendrein ist man so auch noch relativ langsam. Daher sollte man sich schnell mit den erweiterten Netzschwing-Mechaniken vertraut machen, z.B. erneutes Drücken von X, um sich direkt an Häuser und andere Objekte heranzuziehen, um so an Geschwindigkeit zu gewinnen. Dadurch sind auch schnelle Richtungswechsel möglich.
Und wenn man während des Schwingens am höchsten Punk R2 loslässt und stattdessen L3 gedrückt hält, macht Spider-Man einen Sturzflug nach unten. Wenn man jetzt noch im richtigen Moment, nämlich kurz vor dem Boden, R2 drückt, nimmt Spidey ein rasantes Tempo auf. Durch diese Techniken kann man selbst mehrere Kilometer in wenigen Minuten zurücklegen. Später im Spiel schaltet man zwar auch noch eine „Fast Travel“-Funktion via U-Bahn frei, aber warum sollte man Bahn fahren, wenn man auch durch die Stadt schwingen kann?
Das Kampfsystem
Spider-Man nutzt seine Netzflüssigkeit natürlich nicht nur, um sich durch Manhattan zu bewegen, sondern auch, um Diebe damit dingfest zu machen. Und das macht besonders viel Spaß! Spidey kann entweder ganz klassisch nach Gegnern schlagen und treten, aber sie auch mit Spinnennetzen bewegungsunfähig machen oder an Wände festkleben. Außerdem kann er später auch noch Gegner zu sich ziehen, um sie so noch schneller auszuschalten. Ebenfalls beim Kampfsystem mit dabei: Spideys Spinnensinn: Dieser warnt euch vor Angriffen, denen ihr mit einem Druck auf den Kreis-Button ausweichen könnt. Wer bereits die Batman-Spiele aus der „Arkham“-Reihe gespielt hat, wird sich gleich wie Zuhause fühlen, macht aber auch einen großen Fehler: Denn Spider-Man ist nicht Batman.
Wer einfach immer nur wild den Angriffs-Button drückt und zwischendurch ausweicht, stirbt schneller als jede Eintagsfliege. Spider-Man ist viel agiler als der dunkle Retter und es ist wichtig, in Bewegung zu bleiben und generell Gegner aus der Luft auszuschalten und Spider-Mans Netzfähigkeiten zu nutzen. Kurzum: Kämpfe sind deutlich anspruchsvoller und auch abwechslungsreicher als bei den Batman-Spielen.
Die Story
In „Spider-Man“ für die PS4 steht Peter Parker kurz vor seinem Collegeabschluss. Nebenbei arbeitet er aber noch im Labor von Dr. Otto Octavius. Seinen Job als Fotograf beim Daily Bugle hat Peter schon lange an den Nagel gehängt, nachdem J. Jonah Jameson wiederholt Peters Foto von Spider-Man genutzt hat, um Spidey zu diskreditieren. Zu Beginn des Spiels macht Spider-Man Oberschurke Wilson Fisk dingfest, später entdeckt er aber eine neue Bedrohung. Viel mehr wollen wir an dieser Stelle auch gar nicht verraten, denn die Handlung von „Spider-Man“ sollte jeder Spieler für sich selbst entdecken.
Story-Trailer
🛒 Spider-Man jetzt bei Amazon.de bestellenPeter Parker nimmt im Spiel und der Handlung einen ebenso großen Teil ein wie sein Alter Ego Spider-Man. Und zwischendurch spielt man sogar MJ. Oftmals kollidieren die beiden Welten von Peter Parker, zum Beispiel dann, wenn seine Wohnung nach einem Räumungsbescheid geleert wurde, da Peter es versäumt hat, seine Miete zu zahlen, weil er lieber als Spider-Man gegen das Verbrechen kämpft. Und genau das macht diese Figur und auch das Spiel so einzigartig:
In den Batman-Spielen ist man fast ausschließlich als Batman unterwegs, außerdem ist Bruce Wayne Milliardär und hat Kohle ohne Ende. Peter Parker jedoch ist ein ganz normaler heranwachsender Mann, der neben seiner Tätigkeit als Superheld auch noch sein Leben in den Griff kriegen und über die Runden kommen muss. Und das zieht sich durch das Spiel wie ein roter Faden. Die Zwischensequenzen in Spielgrafik, die die Handlung vorantreiben, sind erfrischend menschlich und sehr nah dran an der Comicvorlage. Und natürlich kommt auch der Humor nicht zu kurz, schließlich ist Spider-Man auch ein alter Sprücheklopfer.
Upgrades und Anzüge
Im Laufe des Spiels sammelt ihr Erfahrungspunkte und levelt euch hoch. Außerdem werden neue Anzüge für Spider-Man freigeschaltet. Diese müssen aber erst noch mit sogenannten Tokens einmalig aktiviert werden. Jeder Anzug hat außerdem eine Spezialfähigkeit. Erfreulich: Ihr könnt Spezialfähigkeiten und Anzüge nach Lust und Laune kombinieren und müsst dafür nicht auch den jeweiligen Anzug tragen. Tokens erhaltet ihr zum Beispiel durch das Erfüllen von Nebenmissionen, die in der gesamten Stadt verteilt sind.
Doch nicht nur mit neuen Anzügen könnt ihr eure Fähigkeiten verbessern, auch mit Gadgets und anderen Power-Ups, von denen ihr maximal drei gleichzeitig nutzen könnt. Dadurch nehmt ihr zum Beispiel nicht so schnell Schaden, wenn auf euch geschossen wird. Und natürlich könnt ihr auch euer Repertoire an Bewegungen erweitern, die ihr mit Skill-Points freischaltet.
Nebenmissionen
„Spider-Man“ für die PS4 ist voll von Nebenmissionen. Zum Beispiel könnt ihr als Spider-Man eure alten Rücksäcke einsammeln und euch über Collectibles freuen. Und wenn ihr die Radiotürme der Polizei von Störungen befreit, wird nicht nur die Karte der Open-World Stück für Stück freigeschaltet, auch könnt ihr Polizeieinsätze besser orten und verfolgen. Und als Peter Parker führt ihr wissenschaftliche Experimente durch. Und dann müsst ihr auch noch Tauben einfangen und Plüschkatzen von Black Cat einsammeln. Neben diesen Sammel-Nebenmissionen gibt es aber auch noch richtige „Side Quests“, die in Summe „Spider-Man“ zu einem sehr umfangreichen und abwechslungsreichen Spiel machen. Mit dem Erfüllen von Nebenmissionen sammelt ihr außerdem Tokens, die ihr dann wieder für Upgrades & Co. nutzen könnt.
Die ersten 20 Minuten von „Spider-Man“
Eine lebendige Welt
Manhattan ist unfassbar detailliert und wurde von Insomniac Games sehr liebevoll umgesetzt. Die Straßen sind belebt, auf Hausdächern werden Partys gefeiert und ihr könnt sogar in Häuserfenster reinschauen und seht dahinter richtige Räume. Und in den Straßen selbst gibt es sogar Geschäfte, in denen sich Kunden und Personal tummeln. Zwar lassen sich solche Geschäfte nicht betreten, aber es trägt ungemein zum Immersionsgefühl bei, dass Häuser nicht einfach nur schlichte Fassaden sind.
Stattdessen atmet und lebt die Welt in „Spider-Man“ und reagiert auch auf den Spinnen-Held: Manche Einwohner von Manhattan rufen Spidey einfach nur zu, andere fragen nach einem High-Five oder wollen ein Selfie mit euch schießen. Das ist verdammt cool. Einzig automatische Tag-Nacht-Wechsel gibt es in „Spider-Man“ nicht, da die Uhrzeit von den jeweiligen Missionen abhängig ist. Das stört aber in keiner Weise.
Die Grafik
Natürlich kann man nicht über „Spider-Man“ sprechen, ohne auch ein paar Worte zur Grafik zu verlieren: Gerade auf der PS4 Pro sieht das Spiel einfach nur atemberaubend schön aus: Die Weitsicht ist sehr beeindruckend, Texturen und Figuren sind unglaublich detailliert. Und das Spiel läuft auch zu jedem Zeitpunkt flüssig mit 30 fps. Selbst dann, wenn man im Affenzahn durch die Stadt schwingt, erlaubt sich „Spider-Man“ weder auf PS4 noch PS4 Pro Ruckler oder Aussetzer.
Fazit
„Spider-Man“ ist die mit Abstand beste Spieleumsetzung einer Comicvorlage, die aktuell existiert. Selbst die „Arkham“-Spiele mit Batman können hier nicht mithalten. Insomniac Games hat wirklich alles richtig gemacht, von der mitreißenden Handlung bis hin zu Spideys Netzfähigkeiten. Auch war es ein cleverer Schachzug, Peter Parker nicht einfach auszuklammern, sondern ihn zum integralen Bestandteil der Geschichte und des Spiels zu machen.
Klar, wenn man als Spider-Man die wildesten Akrobatik-Kunststücke über den Dächern von Manhattan vollführt, fühlt man sich unbesiegbar und es sieht auch noch verdammt cool aus. Wenn man aber mit MJ in einem Restaurant sitzt und über alte Zeiten spricht, oder Aunt May besucht, ist das nicht nur erfrischend abwechslungsreich, sondern auch essenziell, um eine gute Spider-Man-Geschichte zu erzählen. Bravo!
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