In den letzten 30 Jahren hat sich eine ebenso bunte wie aktive Szene entwickelt, die vor allem eins zum Ziel hat: Leute mit dem entsprechenden Musikgeschmack zu verbinden. Das ist nicht nur löblich, sondern gerade abseits von in Sachen Metal infrastrukturell gut versorgten Großstädten durchaus die Chance, Gleichgesinnte kennenzulernen, mit denen man seine Freizeit verbringen kann. METAL HAMMER stellt euch ein paar Clubs und ihre Macher vor, die ihr auch im Internet oder bei Facebook finden könnt, um bei Interesse in Kontakt zu treten.
Am nordrhein-westfälischen Niederrhein, genauer gesagt in Kamp-Lintfort, waren 1988 ein paar Jugendliche nicht sonderlich erpicht darauf, sich den „Segen vom Kloster Kamp“ abzuholen – stattdessen gründeten sie den Heavy Metal Club Niederrhein. Von ursprünglich 40 Mitgliedern sind 23 Mitglieder (davon vier Personen physikalisch ohne Glieder) im Alter von 25 bis 49 Jahren und zwei Anwärter aktiv geblieben – Nachwuchs beim 1995 zum eingetragenen Verein mutierten Club ist also gerne gesehen.
Die Aufnahmebedingungen sind laut Schriftführer Markus „Newman“ Neumann relativ einfach gehalten: Sympathie, Hartnäckigkeit, Ahnung von der Materie, Trinkfestigkeit und keine Scheu, am Anfang auch mal weniger schöne Dinge wie das Reinigen der Toiletten nach einer Party zu übernehmen. Ein neues Mitglied bekommt dann, ähnlich wie bei einem Motorrad-Club, sein Colour (Rücken-Patch). Für Präsident Thorsten „Herbert“ Fehlberg bedeutet der Club Familie, Rückhalt und Leidenschaft: „Abgesehen von der unbändigen Liebe zum Heavy Metal sind mir die Freundschaft und der Zusammenhalt innerhalb des Clubs das Wichtigste. Die Bereitschaft, dem anderen beizustehen; komme, was wolle.“
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Der laute Osten
Einen Mittelpunkt in der ostdeutschen Vereins-Landschaft gibt es nicht – dafür ist die Szene zu groß, zu gut vernetzt und verfügt mit den „B East Bastards“ über eine starke überregionale Community. Einer der wichtigsten Leute der Szene ist Enrico „Enni“ Hagen (47), Chefbooker des Dresdener Metal-Clubs Skullcrusher: „2005 war ich zu Gast bei einem Skullcrusher-Konzert. Damals dümpelte der Verein vor sich hin. Es spielten schlechte Bands, und die Organisation war nicht gut. Ich habe an diesem Abend eine Brandrede im Club-Haus gehalten – wie wir den Laden und die Dresdener Metal-Szene unterstützen könnten.“
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Ennis wichtigstes Baby ist das „Metalfestival für krebskranke Kinder“, das in diesem Jahr bereits zum achten Mal veranstaltet wird und seit Jahren mit fairen und gleichbleibenden Preisen zum Erfolg wurde. In Dresden versucht man aber nicht nur die regionale Szene zu unterstützen. Auch ausländische Bands dürfen spielen: „Wir bezahlen jede Supportband, denn auch diese haben Ausgaben und wollen sich mal Buttons oder Flyer leisten. Niemand muss bei uns Geld bezahlen, um auftreten zu dürfen. Denn darum geht es doch: Die Szene zu unterstützen, und nicht auf einfachstem Wege Geld zu verdienen.“
Stark untermosht
Während sich also am Niederrhein, in Leipzig und anderen Gegenden erste Clubs formierten, entstand auch im sächsischen Vogtland der „Chronical Moshers Club“, dessen Festival wir für euch besucht haben. Alles begann 1981/82 in Reichenbach, wo sich einige Halbstarke mit ihren Mopeds auf Parkplätzen trafen. Sie alle verband eine Leidenschaft: Metal hören und die neuesten Tapes tauschen.
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Ab 2002 organisierten die Moshers ihr Open Air mit der Stadt und Kneipiers als Schirmherren, bis 2008 der Umbruch kam. Die Behörden waren der Ansicht, dass die Aktivitäten des Clubs nichts mehr mit pädagogischer Jugendarbeit zu tun hätten (alle Altersklassen vertreten, kein Betreuer vor Ort), also wandelten die Reichenbacher ihren „Jugendclub“ in einen Verein um. Seither werden mit bis zu 60 freiwilligen Vereinsmitgliedern neben dem Open Air auch größere Konzerte in der Umgebung organisiert. Neaera-Frontmann Benny kommentiert dazu: „Obwohl das Chronical Moshers Open Air klein ist, ist hier alles sehr professionell aufgezogen. Und bei einem Festival, wo das Maskottchen ein wütender Bierkrug ist, kann eigentlich gar nichts schiefgehen.“ In diesem Jahr wird die Verantwortung des Clubs bereits der dritten Generation übergeben. Dann ist es an ihr, die Satzung der Chronical Moshers umzusetzen: „Pflege, Förderung und Erhalt der Heavy Metal-Musikkultur.“
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