Sommer-Festivals 2022: Interviews mit Veranstaltern

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Interview mit Wacken-Mitveranstalter Thomas Jensen

Thomas, wie lange hast du nach drei Jahren ohne Festival gebraucht, dich wieder heimisch zu fühlen?

Keine Minute, das Feeling war sofort wieder da. Sobald die ersten Kumpels da waren und Dinge, von denen man gedacht hat, das wird nichts, doch geklappt haben, war alles wie immer. Ja, am Anfang hat es geruckelt, aber das war uns allen klar.

Anfangs gab es Probleme bei der Anreise und der Bändchenausgabe – teilweise standen Besucher dort fünf Stunden lang an. Woran lag’s, was habt ihr getan, und was lernt ihr daraus?

Erst mal ein riesiges Sorry. So lange Wartezeiten an der Bandausgabe sind nicht unser Anspruch. Im Nachhinein ist es dämlich: Wir hätten separate Check-ins für Mittwochs- und Donnerstags-Tickets machen sollen. Was soll ich lange drumherum reden. Es sind über 25.000 Scans mehr gewesen, das haben wir unterschätzt. Unsere Crew ist der Hammer: Jeder hat sich den Arsch aufgerissen und mit angepackt. Es hat ein Stück gebraucht, alles in den Griff zu kriegen. Für den Anreisestau in Hamburg können wir nichts, aber woran es hier auf den Flächen gelegen hat, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Erst nach dem Open Air werden wir zusammentragen können, was warum nicht funktioniert hat. Bei einer Tournee justiert man nach der ersten Show nach, aber Festivals kann man nicht üben. Gerade habe ich Ann Wilson gesehen – für mich ein Jahres-Highlight. Da haben mich auch einige Fans angesprochen und meinten, sie wollen jetzt nicht meckern, sondern Party machen. Das ist seit Mittwochmorgen die Intention.

Leider ohne Prinzenkappe und Pappnase

Für Alligatoah und Die Höhner habt ihr vorher auf den Deckel bekommen. Funktioniert hat es dann trotzdem.

Die Show von Alligatoah – ich habe sie im Stream gesehen – war Bombe. Das war witzig, musikalisch großes Kino, und der Typ ist ein Guter. Die Höhner hat Holger auf einer anderen Veranstaltung kennengelernt; nach der Show hat Holger einen Kümmel auf den Tisch gestellt und sie ein bisschen herausgefordert. Ich habe die Show noch nicht gesehen, mir aber sagen lassen, dass es wohl großes Kino war. Schade, dass der Hübner nicht noch mit Prinzenkappe und Pappnase auf die Bühne kam, das wäre Headliner-würdig gewesen! Ich will nicht den 90. Gitarristen mit langen Haaren dastehen haben – die müssen natürlich in der Überzahl bleiben, damit der Metal gewinnt, aber man muss auch ein bisschen Spaß haben.

Hat sich für das Festival und auch für dich etwas geändert durch den Investor, der 2019 mit eingestiegen ist?

Es wird alles besser. Holger und ich sind ja beteiligt. Es ist nicht so, dass wir uns verpissen wollen. Für den Fan ist das uninteressant; jeder hat gesehen, dass ich so präsent bin wie immer, während Holger im Hintergrund nach wie vor die Strippen zieht. Das Superstruct-Team aus London war da, die unterstützen uns. Wir sind jetzt mit dem Tuska in Finnland und dem Resurrection Fest in Gibraltar verbandelt. Das ist die Vollbedienung! Die Pandemie hat uns in der Entwicklung natürlich ausgebremst und finanziell das ein oder andere Polster aufgefressen, die wir aber zum Glück hatten.

Vor Ort fanden viele Dreharbeiten statt, unter anderem für einen ‘Tatort’ und die Wacken-Serie mit Charly Hübner. Wie sehr warst du da eingespannt?

Ich hoffe, dass die Filmleute noch durchsteigen und nicht die Kassetten vertauschen. Der ‘Tatort’ hat hier relativ kurzfristig mit Axel Milberg produziert, ein mega Typ. Meine Schwiegermutter ist Superfan und weiß alles; ich bin da ja nur heiß auf die Mucke – vielleicht kriegen wir Klaus Doldinger mal auf eine Bühne. Gestern Abend habe ich eine Führung gemacht und hatte das Glück, mit der Film-Crew fast den kompletten Slipknot-Gig sehen zu können. Dann habe ich denen gesagt, wenn sie etwas richtig Geiles sehen wollen, sollen sie mal mit zur Louder Stage kommen, wo mein Kumpel Phil Campbell ein Motörhead-Set spielt. Bei ‘We Are The Road Crew’ und ‘Ace Of Spades’ habe ich ihnen gesagt: Das ist es, das ist Wacken. Klar, Slipknot waren der Abriss und sind eine geile Band, aber das ist Familie.

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Interview mit Rockharz-Veranstalter Thorsten „Buddy“ Kohlrausch

Buddy, wie habt ihr die zwei Jahre Zwangspause überstanden? Konntet ihr für die Rückkehr des Rockharz Neuerungen umsetzen, Wünsche erfüllen, Abläufe optimieren – oder wart ihr schon froh, das Festival überhaupt irgendwie stemmen zu können?

Ein paar geplante Änderungen gab es, wie zum Beispiel das neue Anreisekonzept. Zum Teil hatten wir es aber auch mit Zwangsneuerungen zu tun, weil sich in den letzten beiden Jahren sehr viel verändert hat. So mussten wir einige Dinge anschaffen, die wir sonst immer gemietet hatten; schlichtweg, weil es sie nicht mehr zu mieten gab oder sie unermesslich teuer geworden sind. Wir mussten uns ein eigenes Mutantenstadl, also eine mobile Alm, aber auch Container, Fahrzeuge und weitere Absperrungen sowie viele Kleinigkeiten kaufen. Auch einen eigenen Schnaps haben wir nach der Absage eines Getränkepartners kreiert und angeboten: das Rockharz Teufelszeuch. Alles in allem kann man sagen, dass uns die Rockharz-Fans mit ihrer Treue zum Festival gut durch die Krise getragen haben. Dafür möchte ich an dieser Stelle auch nochmals persönlich danken!

Viele Veranstaltungen haben mit dem anhaltenden Personal- und Fachkräftemangel zu kämpfen. Wie seid ihr beim Rockharz damit umgegangen?

Das haben wir tatsächlich auch zu spüren bekommen. Allerdings hat uns geholfen, dass wir zu vielen Leuten unserer Belegschaft seit vielen Jahren ein sehr gutes Verhältnis haben. Außerdem haben wir während der vergangenen Jahre alles getan, unsere Stammbelegschaft, die das gesamte Jahr das Rockharz plant, bei der Stange und im Unternehmen zu halten. Das alles hat uns geholfen, dass der allgemeine Personalmangel uns zwar beschäftigt, aber schlussendlich nicht aus der Bahn geworfen hat.

Emotionaler Moment

Was waren deine persönlichen Höhepunkte des Rockharz 2022?

Als das Infield am Mittwoch geöffnet hat, war das schon sehr bewegend. Für mich als alter Running Wild-Fan war es ein Highlight, Rolf am Freitag von zu Hause abzuholen und auf der Fahrt etwas Zeit für ein sehr nettes Gespräch zu haben. Als die Band dann noch so begeistert von unserer Idee war, das Mutantenstadl in das Black Hand Inn zu verwandeln und sie dort sogar noch Band-Fotos gemacht haben, war das schon geil. Aber auch das Treffen vieler alter Bekannter und dem Festival sehr zugetanen Bands sowie anderer Personen war toll. Ein weiterer ganz besonderer, sehr emotionaler Moment war, als wir zusammen mit unseren Freunden von Powerwolf einem kleinen, leider sehr kranken Jungen und seinen Eltern ein paar schöne Momente auf unserem Festival schenken konnten. Für mich und ich glaube auch alle daran Beteiligten ein Moment, den wir wahrscheinlich nie wieder vergessen werden.

2023 steht euer 30. Jubiläum an! Unter anderem versprecht ihr „the greatest Rockharz-billing ever“. Was noch kannst du bereits über eure Pläne für den runden Geburtstag verraten?

Nicht zu viel. Wir haben viele Ideen und sind sehr motiviert, dem diesjährigen Festival im kommenden Jahr noch eins draufzusetzen. Der Vorverkauf ist sensationell gestartet, und das spornt uns unheimlich an und macht uns sehr dankbar für so viel Vertrauen in unser Festival.

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Interview mit Summer Breeze-Veranstalter Achim Ostertag

Staub, Schlamm, steigende Preise, Personalengpässe – was war eure größte Herausforderung beim Neustart nach drei Jahren, und wie wurde es trotz allem zum Erfolg?

Auf jeden Fall die steigenden Preise. Wenn man das Summer Breeze für sich allein nimmt, ist es unmöglich, annähernd kostendeckend zu arbeiten. Dazu hätten wir 30 bis 40 Prozent über sold out sein müssen. Staub und Schlamm haben uns zugesetzt – nachdem es über acht Wochen nicht geregnet hatte und dann in 30 Stunden rund 50 Liter pro Quadratmeter fielen. Personalengpässe waren vor allem bei Sanitär und Reinigung zu spüren, aber auch bei der Security: Dort fehlten fast alle eingespielten älteren Mitarbeiter. Doch auch wenn es hier und da ein etwas holpriger Neustart war, sind wir zufrieden.

Rund 600 Crew-Mitglieder aus allen Bereichen arbeiten nur beim Summer Breeze, weil sie Freunde, Familie oder Freunde von Freunden sind – sie waren fast ausnahmslos alle wieder dabei. Ohne sie hätten wir massive Probleme gehabt, aber die Breeze-Familie hat uns nicht im Stich gelassen. Zum Erfolg wurde das Festival, da die Fans mitgezogen haben. Sie haben sich weder durch Staub noch Schlamm die Laune vermiesen lassen und das Comeback ihres Lieblings-Festivals genossen. Das konnte man deutlich spüren.

Die Meldungen sexueller Übergriffe beim Crowdsurfing gingen durch die Medien. Warum war es für euch wichtig und richtig, diese Fälle öffentlich zu machen?

Weil es nicht das ist, wofür das Summer Breeze und unsere Metal-Community stehen. Wenn 45.000 Menschen selig miteinander feiern und wenige Idioten dafür sorgen, dass sich fünf Menschen dazu gezwungen sehen, ihre negativen Erfahrungen zu melden und sich etliche weitere Besucherinnen dadurch unsicher oder unwohl fühlen, muss gehandelt werden. Die Polizei übernimmt hierbei ihren Teil, und unser Mittel ist die offene Kommunikation. Nachdem unser zweiter Post mit harscheren Worten abgesetzt wurde, gab es keine weiteren Meldungen. Das war unser Ziel: Ein klares Zeichen an die Täter, dass wir solch ein Verhalten nicht dulden, und ein Zeichen an die Geschädigten, dass sie gehört werden.

Sehr herausfordernd

Die ersten starken Bands für 2023 sind bekannt, Tickets wollt ihr in mehreren Preisstufen anbieten – was bedeutet das konkret?

Es ist fast unmöglich, jetzt schon den Endpreis anzukündigen. Eine Kalkulation ist für 2023 kaum abbild­bar, da niemand weiß, was in Sachen Inflation, Preiserhöhungen und COVID auf uns zukommen wird. Die Preisstufen erlauben uns etwas Planungs­sicherheit und Frühentschlossene, die uns schon jetzt ihr Vertrauen schenken, mit einem möglichst günstigen Ticket-Preis zu belohnen. Glücklicherweise müssen wir dieses Vertrauen nicht blind einfordern, sondern bieten bereits eine starke Auswahl von Argumenten (Bands), 2023 wieder dabei zu sein.

Hattet ihr selbst Gelegenheit, kurz innezuhalten und 25 Jahre Summer Breeze zu feiern?

Hier und da: ja! Es war eine sehr herausfordernde Edition unseres Festivals. Gefühlt war es anstrengender als vor der Pandemie, aber die ultimative Belohnung ist immer, die Freude bei Bands und Gästen zu sehen, die unser Festival genießen. Wir haben das Comeback gefeiert und sind froh, dass wir wieder das machen dürfen, was unser Leben erfüllt und wir so sehr lieben.

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Wacken Open Air 2025: Alle Infos zum Festival

Wacken Open Air Datum Das Wacken Open Air findet vom 30.07. bis zum 02.08.2024 statt. Veranstaltungsort Das Wacken Open Air hat seinen Namen von seinem Veranstaltungsort: Denn das W:O:A findet in Wacken statt, einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein. Adresse: Hauptstraße 47 24869 Wacken Preise & Tickets Das Wacken Open Air 2025 ist ausverkauft. „Metalheads, ihr seid einfach der Wahnsinn!“, diese Worte richtet Thomas Jensen (Gründer & Veranstalter) an die Fans des W:O:A. Damit ist das Wacken Open Air ein weiteres Mal ausverkauft! „Wir sind unglaublich stolz, für euch alle kommendes Jahr wieder das spektakulärste Metal-Event auf die Beine stellen zu dürfen!" Holger…
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