Slipknot: Ende und Anfang

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Nahe der 50 Jahre knarzt es in den Gelenken. Und mitunter auch in der Psyche. Slipknot waren immer ein Konglomerat unterschiedlichster Charaktere, die im besten Moment auf einer Wellenlänge liegen, immense Energie entwickeln und Großes bewegen, aber auch stetig Gefahr laufen, zu eskalieren und auseinanderzudriften. Tourneen stellen in dieser Grundkonstellation seit Gründung der Band ein besonders gefährliches Terrain dar, welchem mitunter nur mit lebensgefährlichen Hilfsmitteln beizukommen war.

Risiken bei Slipknot

Das vorzeitige Ableben von Gründungsmitglied, Bassist und Songwriter Paul Gray 2010 in einem Hotelzimmer in Urbandale, Iowa unter Einfluss von Fentalyn und Morphium steht ebenso stellvertretend für den Hang zur Selbstzerstörung Slipknots wie der Tod von Original-Drummer Joey Jordison letztes Jahr. Dieser berichtete 2008 von seiner schweren Drogenabhängigkeit in den zurückliegenden Jahren und davon, dass er bereits sein eigenes Grab gekauft habe. „Das ist die Konsequenz, wenn man bei Slipknot spielt.“

Auch Corey Taylor weiß um diese Risiken, speziell in der Zeit zwischen den Konzerten baut sich traditionell dicke Luft auf. Es gab zahlreiche Phasen auf Tourneen, in denen Slipknot kurz vor der Implosion zu sein schienen. Auf der Bühne und dahinter. Die Hoffnung, dass sich diese Tendenz im Alter abmildert, wischt der Frontmann direkt beiseite. „Wir sind noch immer dieselben Arschlöcher wie früher“, seufzt er angesichts der aktuellen Tourneestrapazen und deren Auswirkungen auf die Gemeinschaft der Neun. „Wir müssen aufhören so zu tun, als ob wir zwanzig Jahre alt wären und entsprechend in der Weltgeschichte herumgondeln könnten.

Runterschlucken

So läuft es langfristig einfach nicht. Mit Slipknot zu spielen, fordert einen immensen körperlichen Tribut. Außerdem haben wir alle ein Privatleben, von dem wir uns nur ungern trennen. Aktuell sind es fünf Wochen, das prügelt einem irgendwann die Scheiße aus dem Kopf. Als Folge verhält man sich zu Menschen, die man sehr lange kennt, alles andere als nett. Das steckt einfach in uns drin. Das Verhalten ist dasselbe wie vor zwanzig Jahren. Trotzdem ist es uns bislang gelungen, all das runterzuschlucken, einen gemeinsamen Weg zu finden und als Band zusammenzustehen.“ Das hat sich gelohnt. Für Slipknot, die weltweit um die 30 Millionen Alben verkauft haben und zehn Grammy-Nominierungen einsammeln konnten (eine davon siegreich: 2006 für ‘Before I Forget’), aber auch für Corey Taylor persönlich.

Neben seiner Stamm-Band konnte er mit Stone Sour ein muskulöses zweites Standbein aufbauen, trat als Gastmusiker mit verschiedensten Bands auf der Bühne und im Studio auf, gründete ein eigenes Platten-Label namens Great Big Mouth Records (sic!), trat als Produzent in Erscheinung und veröffentlichte New York Times-Bestseller. Von Sattheit ist allerdings nicht mal minimal die Rede. Wenn er von dem Ende eines Kapitels in der Band-Geschichte spricht, denkt er bereits an das nächste. Der Mann sieht sich schöpferisch noch längst nicht am Limit – und kündigt für die Zukunft von Slipknot zum Abschluss des Gesprächs Großes an.

Unbekannte Dimensionen

„Ich stehe mit Clown tatsächlich schon in Gesprächen über das nächste Album“, gewährt Taylor einen Einblick in die inneren Abläufe. „Wir haben eine absolut fantastische Idee. Das wird die größte kreative Bombe, die Slipknot jemals haben platzen lassen: Eine Masse von geiler Musik, flankiert von richtig cooler Kunst. Damit können wir unsere Fans in bislang unbekannte Dimensionen vorstoßen lassen, sofern wir es auch zu Ende bringen und wirklich realisieren. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber dieser Einfall beschäftigt uns gerade richtig. Selbst wenn wir danach nie wieder ein Album veröffentlichen – das wäre der absolut krönende Abschluss. Der große Abgang.“

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