Ihr seid über unseren Adventskalender 2016 hier gelandet? Glückwunsch, unserem Tagespreis – 1 von 3 „Fear The Walking Dead“ Staffel 2 auf Blu-ray – seid Ihr damit schon ein gutes Stück näher gekommen. Was nun tun? Einfach unten weiterlesen und die sich daraus selbst beantwortende Frage lösen, die Ihr hier findet:
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Das Artwork
Unglaublich, aber wahr. Der Entwurf aus den Händen des US-amerikanischen Künstlers Larry Carroll (der später unter anderem auch noch die Cover für SOUTH OF HEAVEN und SEASONS IN THE ABYSS erstellte) erscheint Kerry King anfangs „nicht metal genug“ – Ziegenkopf, abgetrennten Häuptern und allen erigierten Penissen zum Trotz. Der Legende nach ändert sich die Meinung von Slayer erst, als die Mutter eines Band-Mitglieds auf die Illustration angewidert reagiert.
Angel Of Death
Warum nicht gleich auf den ersten Metern den Turbo zünden? Dieses Lied ist kein Einstieg, sondern eine schreiende Kampfansage. Die Gräueltaten von Mengele werden sägend ausgespuckt. Vertonte Brutalität, auf perfide Weise trotzdem catchy. Mosh und Mord, gekoppelt an eine Schnellfeuerwaffe, die Lombardo Doublebass nennt. Ein Lied, das nachhaltig den Mythos von Slayer und REIGN IN BLOOD begründet. Mit 4 Minuten und 51 Sekunden quasi die Rock-Oper der Scheibe.
Piece By Piece
Wir bleiben beim Sadismus, diesmal aber nicht dem staatlich geförderten, sondern dem privat psychotischen. Gelebter Kannibalismus aus Kings Hirnwindungen. Und so schneidet ‘Piece By Piece’ auch ins Fleisch. Anfangs noch (für REIGN IN BLOOD-Verhältnisse) gemäßigt, später dann rasend. Die ursprüngliche Idee, den Song mit einem Bassintro einzuleiten, wird zugunsten der überfallartigen Dynamik geopfert. Im Liveset von Slayer lange Zeit ignoriert.
Necrophobic
Das Lied, das laut Araya gesanglich zu den größten Herausforderungen gehört und eine kreative Gemeinschaftsproduktion von Hanneman/King darstellt. Hundert Sekunden, in denen sich Gesang und Riffs gegenseitig zu jagen scheinen. Man spürt förmlich die Erleichterung Arayas, wenn ihm im Mittelteil ein Rhythmuswechsel samt kreischend kurzem Soloduell gegönnt wird.
Altar Of Sacrifice
Der Beginn ist mit das Klassischste, was REIGN IN BLOOD zu bieten hat, bevor eine nervensägende Riff-Idee den Song in den Mosh-Mixer treibt. Mit der Textzeile „Praise hail Satan“ wird ein groovender Teil eingeleitet, welcher dem Hörer eine kurze Atempause bietet und generell zum wichtigsten Element im Hochgeschwindigkeitskosmos dieses Albums zählt. Hintenraus erinnert das Ganze entfernt an ‘For Whom The Bell Tolls’.
Jesus Saves
Es bleibt rhythmisch gemäßigt. ‘Jesus Saves’ ist zu Beginn klassischer Metal, ein Mix aus Mercyful Fate, Diamond Head und Judas Priest. Nach gut einer Minute übernimmt dann aber ein Furor aus Thrash, Hardcore und Punk. Arayas Worte scheinen sich zu überschlagen und phasenweise auch komplett den Takt zu ignorieren. Das passt perfekt zum überfallartigen Charakter dieses Lieds, das die Verlogenheit des im TV zur Show gestellten Christentums thematisiert.
Criminally Insane
Dave Lombardo gibt auf seinen Kesseln den Takt vor (wenn man wissen möchte, wo Korn die Grundidee für den spukhaften Opener ihres Debüts herhaben – hier ist sie), bevor Hanneman und King den Song zu einem stampfenden Monster mutieren lassen. Und, klar: Auch hier übernimmt irgendwann die Raserei, allerdings kontrollierter als in vielen anderen Momenten von REIGN IN BLOOD. Das debile Element wird wunderbar in Arayas Gesang transportiert, der hier weniger aggressiv als verstört wirkt.
Reborn
Kann sich Kerry King in die Gefühlswelten einer Frau hineinversetzen? Zumindest, wenn sie eine Hexe ist und kurz davor steht, auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Entsprechend „feurig“ ist auch die Schussfahrt, auf die Slayer ihre Fans mit ‘Reborn’ einladen. Riffs und Rhythmen bringen die Boxen sprichwörtlich zum Lodern, doch im Höhepunkt nagelt Araya die finale Botschaft in unsere Hirnwindungen: „I will be reborn!“
Epidemic
Nachdem sich REIGN IN BLOOD bereits an Kriegsverbrechern, Kannibalen und Christen abgearbeitet hat, steht nun eine alles vernichtende Krankheit auf der Tagesordnung. Und diese bricht angesichts der Geschwindigkeit der Riffs ziemlich fix über die Menschheit herein, wenngleich ‘Epidemic’ nicht in der flinksten Tempozone von REIGN IN BLOOD agiert. Im hinteren Teil erwartet die Fans eine Passage, die sich auch auf dem rhythmischeren SOUTH OF HEAVEN gut gemacht hätte. Ein- und Ausleiten darf das Ganze wieder Dave Lombardo – diesmal mit einer Art Trommelwirbel.
Postmortem
Die vorletzte Nummer ist bereits ein Fingerzeig darauf, was vier Jahre später mit SEASONS IN THE ABYSS passieren wird: Der Song ist diabolisch, aber dennoch griffig und agiert größtenteils im Midtempo-Bereich. Auch hier entfährt Araya einer der seltenen (aber berüchtigten) hohen Schreie von REIGN IN BLOOD. Im Instrumentalteil prallen spielerische Elemente mit totaler Rasanz aufeinander. Ein hervorragender blutroter Teppich für den folgenden Höhepunkt des Albums.
Raining Blood
Da ist sie. Die metallische Legende. Das Aushängeschild ganzer Generationen von Metal-Fans. Slayers Eintrittskarte in die Geschichtsbücher. Wie die Band den vertonten Zorn der Götter (Regen, Gewitter, dröhnende Drums, scharrende Gitarren) in eines der besten Riffs dieses Planeten überleiten, raubt einem bis heute den Atem. 33 Sekunden Luft anhalten bis zur kompletten Ekstase. Und wenn der Titel-Song dann erst einmal loswalzt, gibt es im Nacken kein Halten mehr: purer Headbang-Zwang! Auch wenn sich Lombardo anfangs überhaupt nicht mit dem Intro anfreunden kann (für seine Ohren klingt es, als ob jemand an eine Tür klopft), mutiert ‘Raining Blood’ zum krönenden Abschluss von REIGN IN BLOOD, eine knapp einminütige Gewitterkulisse als Outro inklusive. Das Blutbad hat ein Ende.
Die gesamte Titelgeschichte zu REIGN IN BLOOD findet ihr in der METAL HAMMER Juli-Ausgabe 2016, die ihr inklusive der Slayer-Tribute-CD als Sonderbeilage für 8,90€ am Kiosk oder unter www.metal-hammer.de/einzelheft erstehen könnt!