Serj Tankian (System Of A Down): erster Auftritt in Armenien

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Es ist spät am Abend. Wir sitzen in Serj Tankians geräumiger Suite im Hotel Marriott zu Jerewan. Zu den Füßen des sozialistischen Protzbaus erstreckt sich der Hraparak, der Platz der Republik mit seinen erleuchteten Brunnenfontänen und prunkvollen Fassaden. Es ist ein friedliches, beinahe andächtiges Bild. Tankian reicht Aprikosen, angeblich die besten der Welt, immerhin aber sehr gute. Die Aprikose wird in Armenien seit der Antike kultiviert und ist beinahe so populär wie der Granatapfel, das Symbol des kaukasischen Landes.

Doch Tankian ist nicht der Errungenschaften der armenischen Landwirtschaft wegen hier. Der Sänger der momentan auf Eis liegenden Band System Of A Down, seit einigen Jahren solo unterwegs, wird am nächsten Tag zum ersten Mal in seiner Karriere in Armenien auftreten. Und so kehrt er also zurück in ein Land, das er zwar privat schon oft bereiste, derart offiziell aber noch nie besucht hat. Ein Land, das ihm den größten Teil seines Lebens zugleich seltsam fremd und unendlich vertraut war. Dessen Probleme die komplett aus Exil-Armeniern bestehenden System Of A Down immer wieder thematisiert haben und so einem Millionenpublikum vermittelten. Und dessen Geschichte indirekt die Ursache ist für Tankians Engagement mit Tom Morello in der gemeinnützigen politischen Organisation Axis Of Justice. Nicht zuletzt aber auch ein Land, dessen Landschaft er liebt und dessen Folklore Eingang gefunden hat in sein Werk – a sort of homecoming.

[…]

Die Erinnerungen an die ganz frühe Kindheit sind inzwischen verschwommen. Tankian ist eindeutig westlich sozialisierter US-Amerikaner. Doch die Schilderungen über das armenische Trauma hinterließen ihre Spuren. Hier hat die Laufbahn des politischen Aktivisten Serj Tankian ihren Ursprung: „Die Heuchelei, die in der Leugnung des Völkermords liegt, war die Ursache für mein Engagement“, sagt er. „Wenn eine so angesehene Demokratie wie die amerikanische eine derart unfassbare Wahrheit nicht ausspricht, ja sogar leugnet, wie viele andere Wahrheiten werden dann wohl noch unter den Teppich gekehrt? Das hat mir die Augen geöffnet, mich für Menschenrechts- und Umweltfragen sensibilisiert.“

Tankian erzählt diese Dinge in jenem überaus wachen, aber stets warmherzigen und freundlichen Tonfall, der typisch für ihn ist. Der Sänger ist ein überaus ausgeglichener, relaxter und begeisterungsfähiger Typ – auch wenn seine Geduld in den kommenden 30 Stunden bisweilen auf eine harte Probe gestellt werden wird.

Die ausführliche Reise-Reportage lest ihr in der Oktoberausgabe, die seit dem 04. Oktober 2010 am Kiosk liegt. Bilder daraus gibt es hier und jetzt – in der Bildergalerie weiter oben.

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(Bilder: (c) E. Weiss)

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