Auf dem beliebten Online-Marktplatz und der Kleinanzeigen-Webseite Tradera befand sich 24 Stunden lang das als kinderpornografisch eingestufte Scorpions Albumcover von VIRGIN KILLER. Am Freitag wurde eine Anzeige geschaltet, bei der sich der Inserent am ursprünglichen Titelbild des Albums bediente, das bereits vor Jahren ausgetauscht wurde. Der Verkäufer wies darauf hin, dass es sich um eine unzensierte Kopie des Original-Covers handeln würde. Bevor die Anzeige zurückgezogen wurde, gab es zehn Kaufangebote für die LP, darunter eines für 352 schwedische Kronen (etwa 40 Dollar). Nun droht dem Inserenten eine Anzeige bei der Polizei.
Bereits 2015 entschied ein schwedisches Gericht, dass das Bild des nackten Mädchens auf dem Scorpions-Album VIRGIN KILLER aus dem Jahr 1976 als pornografisches Material angesehen werden kann. Kurz davor fand man es in der Wohnung eines 53-jährigen Pädophilen. Nun äußert sich Niclas Hjelm, der Sicherheitschef von Tradera, auf Aftonbladet zu dem Vorkommnis. „Wir werden uns den konkreten Fall genauer ansehen“, erklärte er. „Dies ist ein Album, das auf Tradera von Zeit zu Zeit auftaucht und das wir abschalten, sobald Werbung dafür bemerkt wird.“
🛒 VIRGIN KILLER auf Amazon bestellenScorpions-Platten-Label steckte hinter der Cover-Idee
2007 erklärte Scorpions-Gitarrist Rudolf Schenker in einem Interview, dass die Idee für das Album-Cover von der Plattenfirma stammte. „Selbst wenn wir in den Knast müssen, steht es außer Frage, dass wir das veröffentlichen“, hieß es von Seiten des Labels. Der eigentliche Gedanke war anscheinend, die Zeit als „Virgin Killer“ anzusehen. Nachdem sich die Band in etlichen Interviews zu der Bedeutung von Inhalt und Titelbild des Albums äußern sollte, sagte Schenker: „Hört euch mal den Text an, dann wisst ihr, wovon wir reden. Wir benutzen das nur, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das ist es, was wir tun. Selbst das Mädchen, als wir sie 15 Jahre später trafen, hatte kein Problem mit dem Cover.“
Ein Jahr zuvor griff auch der ehemalige Scorpions-Gitarrist Uli Jon Roth in einem Gespräch mit Classic Rock Revisited das anfechtbare Thema auf. Er selbst bereut, sich damals nicht aktiver gegen die Veröffentlichung des Bildes eingesetzt zu haben. „Wenn ich mir das Bild heute ansehe, schaudert es mich“, verriet er. „Es war geschmacklos gemacht. Damals war ich zu unreif, um das zu erkennen. Schande über mich – ich hätte alles in meiner Macht stehende tun sollen, um es zu verhindern.“