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Frische Luft statt Stahlwerk
Aber warum klingt der schwedische Metal, der 1982 endgültig seinen Durchbruch feierte, so anders? So unvergleichlich schwedisch-melancholisch? Melodischer als die NWOBHM, aber rauer als US-Power Metal? Einerseits ist es diese Glückseligkeit, diese Absenz von vielen alltäglichen Problemen, die ihren Weg in die Musik fand. Während die Bands in Birmingham ihre Zukunft in einer Stahlfabrik oder Kohlemine sahen, mit Armut und der Thatcher-Regierung zu kämpfen hatten, gab es in Schweden frische Luft und genug Geld, um die Musik zu spielen, die man liebt.
Dort sieht jedenfalls Helvetets Port-Chef Tomas den Grund für die ausgeprägte, aber unaufdringliche Melodik des Schweden-Metal. „Es könnte etwas mit dem Klima zu tun haben“, so der Musiker. „Aber es steckt einfach tief in der schwedischen Seele. Es ist so etwas wie die Volksseele von Schweden, ein wenig in sich selbst gekehrt zu sein. Die Schweden sind keine Menschen großer Worte und geben sich viel der Introspektion hin. Das mag ein etwas altertümliches Bild eines Skandinaviers sein, aber ich denke, es schlummert noch immer in der Seele.
Und natürlich das Fehlen von Not, was eher geschichtlich und wirtschaftlich geprägt ist.“ Joey Tempest drückt es etwas musiktheoretischer aus und sieht diese typisch skandinavische Stimmung vorwiegend in der häufigen Verwendung von Moll-Tonarten. Es seien die Landschaft, das Wetter und die generelle Stimmung der Menschen, die sich in diesen dunklen, matten Tönen widerspiegeln. Ein bisschen wie die Tausende schwedischen Seen: Wunderschön, aber geheimnisvoll und undurchdringlich.
Das System austricksen
Versperrt war aber trotz der gesteigerten Aufmerksamkeit durch die Medien und immer größer werdende Anzahl Fans der Weg nach oben. Wo in den USA oder England mehr Risiko eingegangen wurde, dieses junge Genre zu vermarkten, waren die Schweden bis zur zweiten Hälfte der Dekade sehr vorsichtig. Denn, um es in den Worten von Pionier Ragnar zu sagen, glaubten die Labels nicht einmal, „dass es Bands in Schweden gibt, die guten Metal spielen“. Also mussten die Gruppen wieder selbst durchgreifen.
„Wir wollten unbedingt ein Album aufnehmen“, sagt Christer von Mindless Sinner. „Aber die einzige Chance, das zu tun, war, indem wir bei einem Wettbewerb gewinnen. Zum Glück haben wir das und konnten 1982 ins Studio.“ Und auch die späteren Welt-Stars Europe tricksten das System aus und übersprangen den Stress mit den schwedischen Labels: „Solche Wettbewerbe waren für uns die einzige Möglichkeit“, bestätigt der mittlerweile in London ansässige Sänger. „Aber wir hatten nicht viel Glück – wir dachten, wir würden auf ewig im Proberaum versauern.
Doch eines Tages wurde unser Tape aus 4.000 anderen ausgewählt, und wir durften im Finale im Fernsehen auftreten. Wir gewannen und konnten schließlich EUROPE aufnehmen.“ Das Album kam 1983 auf den Markt und verkaufte sich im Heimatland verdammt gut. Aber auch andere Hard Rock- und Metal-Bands bekamen langsam Rückenwind.
Wie Metal überhaupt seinen Weg nach Schweden gefunden hat, wie es den ersten Metal-Bands der Achtziger erging und was die Bands dieser Generation ausmacht, lest ihr in der METAL HAMMER-Dezemberausgabe 2024, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!
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