Rekordverdächtig: Kurz nach 20 Uhr Ortszeit stehen Satyricon auf der (Miniatur-)Bühne des Hamburger Knust. Die Melodic-Satyricon auf der (Miniatur-)Bühne des Hamburger Knust. Die Melodic-Death-Kombo Zonaria aus Schweden (für Evile eingesprungen, deren Gitarrist sich leider das Kauwerk gebrochen hat) teilt somit das Los diverser Vorbands im straff organisierten Hamburger Samstagabend-Club-Betrieb: Man muss bereits zur Sandmännchenzeit sein Set durchorgeln, vor halbvoller Hütte. Schade eigentlich – die Jungs können was!
Dass Satyricon indes unangefochten zur Crème de la Crème modernen Black Metals gehören, beweisen Satyr, Frost und ihre Live-Musikanten auch zur besten Samstagabend Prime Time. Während sich knapp dreieinhalb Millionen Deutsche vom BMX fahrenden, baggernden oder bowlenden Stefan Raab im TV berieseln lassen, feiern Satyricon im Knust vor ein paar hundert Gefolgsmännern das Ende ihrer Europa-Tournee – und liefern dabei das eindeutig attraktivere Entertainment ab.
Richtig gelesen: Entertainment. Satyricon machen Spaß und haben die aufgesetzte „Ich bin böse“-Attitüde schon längst gegen sympathische Attitüde, intelligentes Songwriting und donnernde Grooves eingetauscht – und sind dadurch vielen ihrer Kollegen nicht nur in punkto Glaubwürdigkeit um einiges voraus.
Ein buntes Potpourri aus fünf Alben Satyricon-Geschichte kredenzen die Norweger an diesem frostigen Winterabend. Falco-Look-alike Satyr erweist sich als perfekter Entertainer, peitscht den proppenvollen Knust-Schlauch in die Massenekstase und fordert zum munteren Mitgrölen und Hüpfen auf. Für True-Black-Metal-Verfechter sicher ein No Go, doch diese dürften sich ohnehin spätestens seit NOW, DIABOLICAL von Satyricon distanziert haben.
Dass das ein Fehler ist, zeigen die Norweger mit diesem Tour-Abschluss-Gig eindrucksvoll: Satyr schmettert mit seiner gestählten Reibeisenstimme eine Bandhymne nach der anderen in den Saal, und Bruder Frost (den man in seinem Drum-Turm nur vage erahnen kann) drischt sich dazu die schwarze Seele aus dem Leib. „Die by my hand!“ grölt das Auditorium unisono – und mit der obligatorischen zweiten Zugabe „Mother North“, die fast schon „Fear of the Dark“-Feeling auslöst, gehen Satyricon schließlich um etwa 21:45 Uhr in den wohl verdienten Winterurlaub. Da standen Raab noch drei Stunden Kofferpacken, Frisbee und Leitergolf bevor.
Bilder findet ihr oben in der Galerie, die Setlist weiter unten.
Hier gibt es außerdem weitere Bilder von Satyricon live bei der Satans Convention!
Benjamin Foitzik
Weitere Live-Rezis:
+ Morbid Angel + Kataklysm + Marduk + Keep of Kalessin + Arsis in Hamburg
+ Satans Convention 2008
+ 25 Jahre Doro in Düsseldorf
Setlist:
Repined Bastard Nation
The Wolfpack
Now, Diabolical
Havoc Vulture
Black Crow On A Tombstone
Forhekset
Commando
To The Mountains
The Rite Of Our Cross/The Sign Of The Trident
Die By My Hand
The Pentagram Burns
K.I.N.G.
Fuel For Hatred
Mother North