Saltatio Mortis: Würfeln auf Nerdtum

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Das komplette Interview mit Saltatio Mortis findet ihr in der METAL HAMMER-Juniausgabe 2024, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

In der Aufzählung der Gäste, ach, schon im stilistischen Bruch zwischen den ersten beiden Songs, lässt sich bereits ein Trend erahnen: Saltatio Mortis springen mehr zwischen den Genres als üblich. Von monumentaler Epik mit fatalistischem Unterton (‘Finsterwacht’) zu getragener Melancholie (‘Schwarzer Strand’) durch Mitgröl-Passagen im schwungvollen ‘Vogelfrei’ über das schunkelnde ‘Aurelia’ hin zum emotionalen Schlussakt ‘Oh treues Herz’: Teile dieser Vielseitigkeit sind METAL HAMMER stilistisch fern, in anderen hingegen holen Saltatio Mortis aus Dudelsäcken das wohl Härtestmögliche heraus. Was auf FINSTERWACHT instrumental passiert, spiegelt die Texte des Albums wider.

„Und dann geht’s rein in die Schänke“

„Es ist ein abgedroschenes Bild, zu sagen, ‚wir nehmen euch mit auf eine Reise‘, aber in diesem Fall ist es wirklich so“, reflektiert Jean. „Der rote Faden über das Album hinweg ist eine Reise durch das Land Aventurien.“ Solch eine Reise ist im Rollenspielerkosmos üblich: Nicht selten müssen Spieler ihre Figuren durch die fantastischen Lande wandern lassen, um Aufträge zu erfüllen. In der Rahmenhandlung von FINSTERWACHT ziehen die fiktionalisierten Saltatio Mortis als Truppenbespaßung von Wachturm zu Wachturm und er­­leben dabei einige Abenteuer.

Saltatio Mortis veröffentlichen mit FINSTERWACHT passend zu ihrer Burgentour nicht nur ein Konzeptalbum, sondern auch ein Buch und ein Rollenspiel. METAL HAMMER-Volontärin Annika Eichstädt lud die gesamte Band für den METAL HAMMER Podcast zur Tafelrunde.

„Es gibt einen Song wie ‘Feuer und Erz’, in dem es unmissverständlich um Zwerge geht, oder auch ‘Oh treues Herz’, in dem die Reise endet“, führt Jean aus. „Und dann geht’s rein in die Schänke und man feiert zusammen mit Knasterbart! Eine Reise durch das Land mit allen Facetten – mit Härte, Kampf, Kraft, Sehnsucht. Und manchmal ist es eher eine Reise, die sich im Kopf abspielt.“ Alea ergänzt zwischen Jeans Aussagen noch die Stichworte Leichtigkeit und Freiheit. Außerdem freut er sich über ‘Aurelia’: „Ich fand extrem schön, dass wir es gewagt haben, einen zotigen Song zu machen. So etwas gehört für mich in eine Fantasy-Welt.

Verklausu­lierte Pornos

Wenn ich mir die Lieder aus den ‘The Witcher’-Büchern anschaue, was Rittersporn so fabriziert, da geht es auch immer um eine Hexe oder die Schönste aus gewissen Etablissements.“ Hier springt Elsi, der für Saltatio Mortis Dudelsack und aller­hand weitere Pfeifeninstrumente spielt, ins Gespräch ein: „Diese mittelalterlichen Songs sind nicht nur mahnende Lieder!“ Was Falk kichernd als „verklausu­lierte Pornos“ bezeichnet, weiß Elsi als „authentisches Unterhaltungsprogramm von damals“ zu benennen. FINSTERWACHT funktioniert demnach als Album, könnte in dieser Form aber auch in Aventurien selbst bestehen. „Falk mussten wir manchmal ausbremsen“, sagt Jean lachend.

Angepasstes Vokabular

Dennoch hatte der ‘Das Schwarze Auge’-begeisterte Musiker stets den Blick darauf, dass das Voka­bular der Texte auf FINSTERWACHT an das Spieleuniversum angepasst ist – auch in Rücksprache mit Nikolai und dessen Team. Ein Beispiel: Das Wort „Chai“ existiert in Aventurien nicht – es konnte auf dem Album also nicht genutzt werden. „Insgesamt gibt es auf dem Album genau ein Wort, bei dem zwischendurch bei den Autoren eine Augenbraue hochging“, verrät Jean – welches, teilt die Band allerdings nicht.

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