Saltatio Mortis: Wir sind so frei

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Das komplette Interview mit Saltatio Mortis findet ihr in der aktuellen METAL HAMMER-Oktoberausgabe.

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Groove Metal trifft Dudelsack? Sie sind so frei! Von einer Pandemie und einem schweren Unfall ließ sich die Band um Jörg „Alea der Bescheidene“ Roth und Timo „Lasterbalk der Lästerliche“ Gleichmann vielleicht kurz ausbremsen, aber in keiner Weise aufhalten.

METAL HAMMER: Sind „Für immer jung, für immer frei“ keineswegs erstrebenswerte Ziele?

Lasterbalk: Corona macht sehr deutlich klar, dass grenzenlose Freiheit genauso wenig ein Ziel sein kann wie ewige Jugend. Beides ist nicht richtig. Freiheit braucht auch Beschränkung. Und speziell wir westlichen Gesellschaften haben in den letzten Jahrzehnten vergessen, unsere Freiheit auch einzuschränken oder zu hinterfragen, woher die Freiheit kommt, uns so egoistisch auszuleben, wie wir es tun – auf wessen Kosten es geht, wer dafür blutet und stirbt. In meinem Leben habe ich eine spannende individuelle Erfahrung dazu: Alea weiß, ich habe meinen Rock’n’Roll wirklich exzessiv gelebt; ich gehe hier lieber nicht auf jedes Detail ein.

Vieles würde ich heute so nicht mehr machen – bereue aber nichts. Dann kam der Moment, an dem ich mich bewusst dazu entschieden habe, mit der Frau, die ich liebe, zusammenzuleben und nicht mehr dauernd in fremde Betten hüpfen und jeden Exzess mitnehmen zu müssen. Ich habe meine nahezu grenzenlose Freiheit also ganz bewusst beschränkt. Dafür habe ich eine Tiefe in der Liebe und Beziehung erfahren, die ich zehn Jahre zuvor noch für unmöglich gehalten hatte. Eine bewusste Grenzsetzung muss also nicht nur schlecht sein, sondern kann zu großem Wachstum führen.

Kernpunkt von Saltatio Mortis

MH: Sehr frei seid ihr hingegen in eurer musika­lischen Entwicklung. FÜR IMMER FREI hat Einflüsse von Crossover (‘Mittelfinger Richtung Zukunft’), Groove Metal à la Five Finger Death Punch (‘Palmen aus Stahl’) und jeder Menge Punk. Gibt es Streit und Diskussionen in der Band, wie viel Rock, Metal, Punk und Mittelalter auf einem Album landen sollte?

Alea: Das Schöne an unserer Entwicklung ist, dass sie ehrlich ist und einfach das widerspiegelt, was uns begeistert. ‘Mittelfinger Richtung Zukunft’ ist ein perfektes Beispiel: Dieser Song kam als Skizze noch ohne Text von unserem Luzi. Jedem war klar: Wenn wir das machen, machen wir es so konsequent, dass es richtig geil wird! Ich finde den Song mega, und dann kam es auch noch zu der Zusammenarbeit mit den zwei großartigen Künstlern (Henning Wehland von H-Blockx und Swiss von Swiss und die Anderen – Anm.d.A.). Bei ‘Palmen aus Stahl’ hatte der Text solch eine rohe Gewalt, dass das ungefiltert in die Musik musste. Es geht so schön geradeaus! Auf der vorherigen Platte hatten wir noch nicht den Mut, ein derartiges Thema so hart anzupacken und klar zu sagen, was wir darüber denken.

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L: Vor bestimmt 15 Jahren, im Vorfeld von AUS DER ASCHE, haben wir diskutiert, was die musikalischen Leitplanken von Saltatio Mortis sind. Einerseits der Gesang, die Stimmfarbe, dann die Dudelsäcke und die Wichtigkeit einer starken, tragfähigen Melodie. Als Straßenmusiker haben wir festgestellt: die Top Ten des Mittelalters funktioniert überall auf der Welt! Ein ‘Palästinalied’ oder eine ‘Skudrinka’ kann man von Afrika bis ans Nordkap spielen, und die Leute tanzen dazu. Das ist die universelle Kraft einer guten Melodie. Wenn man diese Elemente als Kernpunkt von Saltatio Mortis nimmt, hat man noch viele Freiheitsgrade, die andere Bands nicht haben. Wenn man sich als Groove Metal- oder Hardcore-Band definiert, hat man sich beschränkt auf gewisse Schlagzeug-Grooves, eine gewisse Art von Riffing, eine gewisse Art, wie Gitarre, Bass und Schlagzeug Musik interpretieren müssen. Wir haben schnell erkannt, dass wir das nicht haben.


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