Saitenhieb: Mut zur Lücke

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Liebe Metalheads,

neulich habe ich mich kurz geschämt. Bei der Lektüre unserer „500 besten Metal-Alben aller Zeiten“ musste ich feststellen, gar nicht alle Platten zu kennen. In meiner metallischen Sozialisation ging mir das oft so: Ich entstamme keiner sonderlich musikbegeisterten Familie, wuchs nicht vor dem Vinylregal auf und fand meinen Weg zum Metal eher spät. Zeit meines Lebens fürchtete ich, jemand könne mir vorwerfen, keine Ahnung zu haben.

Doch ich glaube, in unserer Metal-Welt kommt das nicht selten vor. BLACK SABBATH, das gemeinhin als erstes Metal-Album gilt, erschien 1970 – unzählige weitere folgten. Wie soll man sich als junger Mensch in diesem Überangebot zurechtfinden, wie Abertausende Platten nachhören, die man „kennen sollte“? Es gibt so viele Genres, und in jedem davon so viele Bands, dass es immer schwerer fällt, über eigene Vorlieben hinaus zu hören und sich in über 50 Jahre Metal-Historie zu vertiefen. Ich habe Metallica vor Black Sabbath kennengelernt, heutige Neulinge fangen vielleicht bei Bring Me The Horizon an, bevor sie auf In Flames stoßen. Ob sie je bei Deep Purple landen werden? Ähnliches passiert anders­herum, wenn Ältere (oder Verbohrte) nach einem gewissen Jahr veröffentlichte Werke oder Genres wie Metalcore kategorisch ausschließen.

Konstruktiv statt subjektiv

Ich fände es schön, wenn weniger abwertend über Musik diskutiert würde. Zu oft heißt es „Du hast keine Ahnung!“ oder „Du hast keinen Geschmack!“. Dabei ist Letzteres subjektiv und wäre eine konstruktive Debatte viel fruchtbarer: Wenn eine Person etwas nicht kennt, erzählt man ihr davon, statt sie niederzumachen. Niemand kann alles kennen oder mögen, das gilt es zu respektieren. Lasst uns doch, statt diesen „Makel“ zu betonen, unsere Szene als divers empfindende Gemeinschaft mit unterschiedlichen Vorlieben und Prägungen begreifen.

Dann müsste niemand um das eigene Ansehen fürchten, sondern könnte sich über die Begeisterung anderer freuen, auch ohne sie zu teilen. Vielleicht animiert unsere Liste sogar dazu, sich über den ersten Impuls („Wie kommt denn das da rein?!“) hinwegzusetzen und mal reinzuhören? Feststellen, dass eine Platte nicht den eigenen Geschmack trifft, kann man immer noch – Hauptsache, man bleibt offen für das einem Neue, Unbekannte.

Eure Katrin

Ihr erreicht die Autorin unter redaktion@metal-hammer.de.

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