Saitenhieb: Aufgemerkt!

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Liebe Metalheads,

mit anspruchsvolleren Bands wie Led Zeppelin, King Crimson oder Pink Floyd Ende der 1960er gewann ein Album gegenüber einer Single an Bedeutung. Umfangreichere Inhalte wollten transportiert werden, aufwändigere Kompositionen veröffentlicht. Und in diesem Geiste rockten mehrere Generationen Rock- und Metal-Fans um den Block, bevor es seit einigen Jahren wieder in die andere Richtung zu gehen scheint. Spotify und Co. sind dafür gemacht, Musik häppchenweise zu konsumieren. Musikalische oder textliche Zusammenhänge spielen keine Rolle mehr. Ein Song zündet sofort, oder er fliegt von der Playlist.

Armored Saint haben auf ihrem Album PUNCHING THE SKY (2020) den Schuldigen ausgemacht. ‘End Of The Attention Span’ (Das Ende der Aufmerksamkeitsspanne) heißt der Song. Wir wollen und müssen immer mehr gleichzeitig sehen, hören, lesen, mitbekommen, einordnen und archivieren. Und das in kürzester Zeit. Deshalb erfolgt die Verknappung auf das vermeintlich Wesentliche. Damit gehen Kulturgüter den Bach runter. Warum ein ganzes Buch lesen, wenn drei Zitate den Kern wiedergeben? Ein ganzes Konzert gucken? Spielt eure beiden Hits und macht Platz für die nächsten. Wenn im TikTok-Clip in den ersten drei Sekunden nicht mindestens ein Hund explodiert, wird weitergewischt.

Hätte man uns anno 1988 Smartphones in die Hand gedrückt, hätten wir auch wie bekloppt gewischt, keine Frage. So aber saßen wir da, hielten für 45 Minuten die Klappe und lauschten gemeinsam kompletten Alben. Anschließend wurde über Cover, Musik und Texte diskutiert. Klingt langweilig? Einfach mal ausprobieren. Okay, vielleicht nicht mit einem Album von Poison. Aber Werke von großartigen Künstlern wie King Diamond, Portrait oder Into Eternity (um nur mal drei Bands zu nennen) definieren sich nicht über Hits. Musik ist mehr.

Euer

Marc

Ihr erreicht den Autor unter redaktion@metal-hammer.de.

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(c) Marc Halupczok
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