Deep Silver tritt ein schweres Erbe an: Die Marke „Sacred“ war nach ihren großen Erfolgen lange Zeit klinisch tot, jetzt reanimiert der Münchner Hersteller den Klassiker. Und hat dafür nicht nur eine Schönheitsoperation vorgenommen: „Sacred 3“ trägt zwar noch den bekannten Namen und spielt in der gewohnten Welt von Ancaria, aber es ist ein komplett neues Spiel. „Mehr Action, weniger Geloote“ – das ist die Formel, auf die es die Macher bringen. Die Redaktion fuhr nach München-Planegg, um das Spiel anzuschauen und erstmals auch zu spielen.
Klassenkeile
Fünf Charakter-Klassen gibt es im Spiel: Seraphim, Safiri, Ancarian, Khukuri und die neue Malakhim. Jede Klasse hat ihre besonderen Eigenheiten. Die Seraphim, die Schutzengel von Ancaria, haben ein scharfes Schwert und göttliche Kräfte. Die Safiri heizen ihren Gegnern mit Feuer ein. Die Ancarianer(innen) sind geschickte Schmiede, können gut mit dem Speer umgehen und nutzen nebenbei die Kräfte der Natur. Die Khukuri sind prima Bogenschützen, haben die Macht über das Eis und frieren Widersacher ein. Die neuen Malakhim beherrschen die Blutmagie und verstehen es hervorragend, mit üblen Krummklingen zu Werke zu gehen.
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Zane ist böse
Mit dieser Truppe stellen Sie sich also dem altbekannten Bösewicht Zane entgegen. Denn der mächtige Imperator will noch immer seinen Rachedurst stillen. Der Herrscher des Ashen-Imperiums paktiert mit finsteren Dämonen, um das Herz von Ancaria in seine Hände zu bekommen. Nur gemeinsam können die eigenen Helden ihn besiegen. Im Offline-Modus geht das zu zweit (im Einzelspielermodus läuft der Kompagnon automatisch mit), online sogar zu viert. Dabei hält das Spiel die Gruppe automatisch zusammen, auf einem Bildschirm spielt sich alles ab, was bei der vielen Kampf-Action auch mal unübersichtlich werden kann. Doch keine Angst: Wer nicht von seinen Partnern wiederbelebt wird, dem ermöglicht die Drop-in-/Drop-out-Funktion den schnellen Wiedereinstieg, sodass keine längeren Spielpausen entstehen.
Schnell, lernen!
Schnelligkeit ist auch nötig, um den vielen Kontrahenten Herr zu werden. „Sacred 3“ nimmt den Spieler aber in einem Tutorial-Level („Halios“) gut an die Hand. So geht’s erst gegen massenhaftes Kleinvieh, das einzeln ungefährlich ist, in großen Mengen aber doch Mist macht. Und Spaß, denn die Horden virtuell niederzumetzeln, ist ein reines Anfängervergnügen. Hier schult das Level den Hauptangriff des Spielers, anschließend lernt er unter anderem, wo und wie er den Sekundär-Angriff nutzt. Jeder der Helden wählt zwischen zwei Angriffen, zwei Kombat-Künsten zum Wechseln und hat einen Waffenwechsel und einen Super-Move zur Verfügung. „Ich liebe den Meteor-Angriff“, erklärt Creative Producer Sebastian Reichert: Für den Anfänger reicht es, das Gelernte aus dem Tutorial umzusetzen oder dem Profi hinterherzuwatscheln. Schon bald stellen sich erste Erfolge ein, wenn eine radikale Exekution klappt oder der Gegner, von einem Spieler gehalten, vom Partner erlegt wird. Oder wenn der eigene Held dank einer flotten Rolle vorwärts dem Feind ausbüchst. Cool. Um seine Super-Moves aufzuladen, looten die Helden aber doch mal: Wer zuerst Gesundheits- oder Magiepunkte sammelt oder mehr Gegner niederstreckt, bekommt zwar mehr Punkte, dennoch fällt für jeden Spieler der Truppe etwas ab. Nur zusammen sind Sie also richtig stark!
Abgespeckt
Erfahrene Rollenspieler dürften mit den abgespeckten Inventaren so ihre Schwierigkeiten haben. Doch selbst wenn die Inventare lange nicht so riesig sind wie beispielsweise in „Diablo“, so finden die Charaktere bei der Ausrüstung drei Waffen, allerlei nützliche Rüstungs-Upgrades und -teile, abwechslungsreiche Kampfkünste und mehr. Vorteil: Wer an seinen Charakteren sinnvoll etwas ändert, der merkt das tatsächlich im Kampf – oder besser die jeweiligen Kontrahenten. „Was nützt es mir, wenn ich stundenlang durch die Gegend eiere, um ein Schwert zu finden, dass 0,01 Prozent von irgendwas ändert. Wenn wir eine neue aufgewertete Waffe benutzen, dann geht das auch richtig ab“, betont Reichert. 30 Prozent mehr Schaden sind dabei keine Seltenheit.
Sieht gut aus!
15 Hauptkapitel enthält das fertige Spiel. Insgesamt kommt „Sacred 3“ inklusive der Neben- und Arena-Missionen sogar auf etwa 40. COMPUTER BILD SPIELE spielte davon drei (das vierte Level „Hafen von Pelias“, das fünfte „Shalekarst“ und das sechste „Minen von Alkazaba“) und sah weitere drei (das Tutorial „Halios“, „Hidden Grotto“, „Shaddar Cage“). Auffällig: Die Macher bemühten sich, die Orte und Landschaften charakteristisch und abwechslungsreich zu gestalten. So beginnt das Minenlevel außerhalb des Bergwerks auf saftigen Wiesen und in herrlichen Wäldern, um dann im Laufe des Spiels immer düsterer zu werden. Gemeinsam sind allen Spielabschnitten die ansehnlichen Effekte. Überall blitzt es, die Explosionen sind so eindrucksvoll wie das Neujahrsfest in New York. Geschmacksache bleibt die etwas comichafte optische Umsetzung. Unbestritten ist, dass die spielbaren Hauptfiguren sehr charakteristisch und wirklich gut aussehen. Das Spiel kommt als „First Edition“ übrigens mit einem Gratis-DLC „Underworld“, in dem ein Dark Angel eine Rolle spielt.
Freie Auswahl
Was Rollenspiel-Profis ein Gräuel sein dürfte, kommt bei „Sacred 3“ dem Gemeinschaftserlebnis entgegen. Denn jeder Spieler kann jedes Kapitel spielen, egal wie weit er seinen Charakater hochgelevelt hat (Maximum: Level 50). Zwar wird es für den Anfänger schwer, höhere Abschnitte zu bestehen, aber vielleicht kann er gemeinsam mit einem weiter fortgeschrittenen Kumpel Erfolge feiern – und einfach Spaß haben. Das war auch beim Anspielen so: Der Neuling guckt und beobachtet, was der Chef macht, der gibt Tipps. Und ruck, zuck hält der Anfänger den ganz schön starken Zwischenboss so lange in Schach, bis ihm der Experte den Garaus machte – Mann, wir sind ja richtig gut …
Echt schwierig
Aber selbst für den Profi gibt es Grenzen. Denn während Reichert und seine Kollegen das Spiel in allen drei Schwierigkeitsgraden sicherlich mehrmals durchgespielt haben, gelang das im vierten Super-Expertenmodus („New Game Plus“) nur den wenigsten. „Dafür braucht es vermutlich zwei richtig gut ausgebildete Charaktere“, meint Reichert. Womit sich vielleicht auch die Super-Profis angesprochen fühlen?
Prognose: Sacred 3
Hack ’n’ Slay macht einfach Spaß. Ohne sich groß Gedanken zu machen, einfach zuhauen – „Yeah baby, yeah!“ So war’s auch beim ersten Anspieltest mit „Sacred 3“. Und wer es ernst meint, der kann ja tiefer in das Fortschrittssystem, die immer noch abwechslungsreichen Ausrüstungsmöglichkeiten oder die Fähigkeiten-Upgrades einsteigen. Oder in die Story. Für alle anderen gilt: mit einem Kumpel treffen, Getränke nach Wahl auf den Tisch und immer fröhlich auf die Mütze! Oder man trifft sich eben online und versenkt Zane und seine Schergen in der Welt des WWW. Das Spiel macht also richtig Spaß, das steht fest. Und doch hat es ein Problem: Die Marke „Sacred“ sieht sich beinharten Wünschen der (immer noch existenten) Fanbase gegenüber. Und die kann „Sacred 3“ nicht erfüllen, will es auch gar nicht. Wenn es den Entwicklern gelingt, neue Fans anzusprechen oder die alten mit ins Boot zu holen, fährt diese Fortsetzung, die keine ist, den Lohn ein, den sie verdient hat. Bleibt zu hoffen, dass es gelingt.
Erscheinungstermin „Sacred 3“: 22. August 2014 für PC, PS3 und Xbox 360.
Quelle: Computer Bild Spiele. Mehr bei computerbild.de
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