
Diese Dresdener sind wahrlich ein seltsames Phänomen – einerseits kommen Wucan mit der von Frontfrau Francis Tobolsky gespielten Querflöte als so etwas wie die deutsche Antwort auf Blood Ceremony daher, andererseits wildert das Quartett in einigen weiteren Spielarten, darunter Kraut-, Psychedelic- und Blues Rock. Das Problem an REAP THE STORM sind die beiden auf Deutsch gesungenen ‘Falkenlied’ und ‘Wie die Welt sich dreht’, während derer man sich gegen seinen Willen zwischen der Mia-Sängerin Mieze Katz und irgendeiner Mittelalterkapelle widerfindet.
‘Wie die Welt sich dreht’ eröffnet zudem das Zweitwerk, weswegen die nachfolgenden auf Englisch intonierten Stücke kritischer beäugt werden, als es hätte sein müssen. Denn ausgenommen von Tobolskys Stimme überzeugt REAP THE STORM durchaus, in musikalischer Hinsicht haben die Sachsen sogar einen Sprung gemacht – unter anderem ‘Out Of Sight, Out Of Mind’, ‘I’m Gonna Leave You’, ‘The Rat Catcher’ und das 21-minütige Epos ‘Aging Ten Years In Two Seconds’ kommen durchaus in die Gegend von Blues Pills- oder Blood Ceremony-Güteklasse. Auf dem Debüt hatten Wucan dies geschickter gelöst und das einzige deutschsprachige Stück ‘Wandersmann‘ weit hinten im Album „versteckt“. So erscheint der vorletzte Platz im Soundcheck unter Wert, hat jedoch seine Gründe.