Stoizismus ist eine Kunst. Auf Musik angewendet, ist sie allerdings nicht jedermanns Geschmack. Windswept tun auf ihrem Zweitwerk THE ONLOOKER beispielsweise so, als würden sie einfach noch mal ihr Debüt THE GREAT COLD STEPPE spielen. Das ist immer noch wenig variantenreicher, überwiegend rasender und eiskalter Black Metal aus dem Drudkh-Umfeld (oder, besser gesagt, von derselben Band), typisch ukrainisch, was die stilistische Prägung angeht, und bewusst relativ primitiv. Sicher, diese Spielart des Black Metal braucht keine überbordende Dynamik, keine hohe Varianz und lieber echten Spirit statt Erfindergeist.
🛒 THE ONLOOKER bei AmazonEin paar mehr Riffs als ein mittelmäßiges pro Song wären dann aber doch ganz nett. Weil Windswept mit den Tempowechseln und der beunruhigenden Aura in ‘Gustav Meyrink’s Prague’ aber beweisen, dass sie auch anders können und dem Okkultisten und Autoren von ‘Der Golem’ ein stimmungsvoll fauchendes Denkmal setzen, kann man die Ukrainer auch nach dem durchwachsenen THE ONLOOKER nicht abschreiben. Vielleicht sollte Mastermind Roma Saenko aber einfach etwas mehr auf Klasse statt Masse setzen – allein mit Drudkh veröffentlichte er in den letzten 15 Jahren elf Studioalben und zahlreiche Split-Singles.