Bären und Bärinnen treten in unseren Breiten allenfalls noch mit dem Präfix „Problem-“ auf – wenn sie durch Gegenden streifen, die der Mensch ihnen streitig gemacht hat. Das sechste Wardruna-Album widmet sich diesem Top-Prädator nun hingegen mit allem gebotenen mythologischen Respekt: als Totemtier und numinoser Präsenz. Neben dem hypnotisch-schamanischen Bordun-Ton durchzieht auch der mächtige Herzschlag der titelgebenden Bärin diese neuen Stücke. Allerdings sind Wardruna in den vier Jahren seit KVITRAVN ein weiteres Stück aus dem Underground raus und gefühlt tiefer in die Sparte „Fantasy-Weltmusik für ‘Vikings’-Fans“ rein. Ein Spagat, der BIRNA zu einer Reise mit Höhen und Tiefen macht – etwa, wenn der Titel-Track und ‘Lyfjaberg’ sich nicht recht entscheiden mögen zwischen archaischer Wucht und Ethno-Kitsch.
🛒 BIRNA bei AmazonDas treibende ‘Himinndotter’ („Himmelstochter“) – gewidmet der Sternenherkunft der Bärin –, fällt zunächst eindeutiger aus. Sobald aber der Koret Artemis-Frauenchor dazustößt, wird der Sound üppig – und ein bisschen beliebig. Was vermutlich das Schlimmste ist, was man Kvitravn & Co. unterstellen kann; nicht umsonst vertiefen sie sich seit über zwanzig Jahren in nordische Esoterik und Überlieferung. Sagen wir salomonisch: BIRNA ist ein Gesamtkunstwerk mit eigenem Flow. Trotzdem würde ich gern festhalten: Je kleiner und nackter eine Idee (wie das brüchige ‘Hibjørnen’), desto ergreifender wirkt sie. Fanservice: die Bären-Tracks von BIRNA werden ergänzt von einem Live-Mitschnitt auf der Akropolis in Athen.
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