In den USA wurden Münchens Waldgeflüster nicht nur aufgrund ihrer Split mit Panopticon in einschlägigen Black Metal-Kreisen heißer gehandelt als in der Heimat – mal sehen, was MONDSCHEINSONATEN daran ändert. Ein Grund für die US-Zuneigung ist auf jeden Fall geblieben: Die Balance zwischen Atmosphärischem, Folk und Gemetzel steht klar in der Agalloch-Nachfolge. Erst einmal gilt es allerdings, eine ‘Einleitung’ genannte Einleitung von drei Minuten Windgeräuschen, Geklimper und „Ah-haaa“s zu überstehen – Beschränkung auf das Wesentliche war auch noch nie das Ding von Waldgeflüster. ‘Der Steppenwolf’ eröffnet das eigentliche Geschehen mit spürbaren Agrypnie-Vibes (vor allem durch die core-mäßigen Vocals), vielschichtigem Arrangement und Post Black Metal-Dynamik.
🛒 MONDSCHEINSONATEN bei AmazonViel hilft auch hier viel, mit mehrstimmigem Gesangs/Gebrüll-Vortrag, Spoken Word-Elementen à la Helrunar, weiterem Akustikgerupfe, wogegen sich die schön artikulierten, melodisch-melancholisch flirrenden Riffs manchmal etwas schwertun. Wie schon beim Vorgänger RUINEN glänzen Waldgeflüster dann, wenn sie auf der richtigen Langstrecke (10+ Minuten) die Kontrastschere ganz weit aufmachen und somit die Chance eröffnen, sich in der Musik zu verlieren statt holterdipolter von einem Element zum nächsten geschleudert zu werden. ‘Gipfelstürmer’ ist solch eine Reise en miniature und mein Highlight dieses Albums, das Fans von RUINEN mit Sicherheit gefallen wird, aber ein wenig den Willen zur nächsten Ausbaustufe vermissen lässt. Überdurchschnittlich, aber nicht überragend.