Vitja haben sich noch nie vor ihrem prächtigen Polarisierungspotenzial gescheut. Und das spielen sie auch auf MISTAKEN voll aus. Nach progressiven Frickelfantasien auf dem Debüt ECHOES ging es mit dem Nachfolger DIGITAL LOVE in eingängig-elektronische Pop-Sphären. Nun der Ausbau dieser Stufe mit zeitgemäßen Synth-Strukturen und trabenden Metalcore-Rhythmen. Die sind nicht immer leicht zu verdauen, tröpfeln mal dröge vor sich hin und bleiben im – für Vitja ungewohnten – Strophe-Refrain-Muster kleben. Wenn dann noch Grundschulpoesie wie in ‘Friends Don’t Lie’ dazukommt, wird es kritisch. ‘High On You’ mischt dafür spartanisch die Trap-Einflüsse unserer Generation ein.
Während die Strophen einen Touch von Neck Deep bekommen, bleibt die Hook atmosphärisch melodisch im Ohr. So auch ‘To The Moon’, das noch lässiger melancholische Seelensäuberung im Lil Peep-Vibe vollzieht – die beiden stärksten Stücke der Scheibe mit einem ganz eigenen Gefühl, das hängen bleibt. Im Gegenzug sind die Riff-Einstreuungen vieler Stücke etwas beliebig. Ihre Experimentierfreudigkeit in allen Ehren, nur glückt die nicht immer. Manchmal erinnert das seltsamerweise an die neuen, bemühten Tokio Hotel. Aber: MISTAKEN wächst mit jedem Durchlauf! Es gibt sicher Klangforscher, die hier ihr Stück Erfüllung erhaschen können, das steht außer Frage.
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