Visigoth aus Salt Lake City gründeten sich im Jahr 2010. Ein Demo und eine EP später steht nun ihr Debütalbum THE REVENANT KING in den Regalen. Die nach dem germanischen Stamm der Westgoten benannten US-Amerikaner spielen Heavy Metal mit paganem Einschlag, der sich nicht nur musikalisch und im Namen, sondern auch auf dem Cover sowie einigen Song-Titeln abzeichnet.
Textlich handelt es sich bei Visigoth um einen weiteren Abkömmling aus der Manowar-Richtung, der mit ‘Blood Sacrifice’ und ‘Iron Brotherhood’ um sich wirft und kämpferisch von „warriors“, „voices of steel“, „fire and steel“, „leather and spikes“ sowie eben der eisernen Bruderschaft singt. Apropos: Auch die passagenweise gewöhnungsbedürftige Stimme von Jake Rogers ruft das Urteil „Geschmackssache“ hervor. Davon abgesehen haben Stücke wie ‘Dungeon Master’, ‘Mammoth Rider’ oder (das zumindest vorzeigbar riffende) ‘Creature Of Desire’ selbst im Suff mitgrölbare Refrains und Strukturen mit schnellen Riffs und ballernden Schlagzeugrhythmen.
Natürlich klingt diese ziemlich tieftönend dahinblubbernde Mischung ausnehmend heroisch und scheint nur dafür gemacht zu sein, sich mit geballter Faust aus einem Trinkhorn mit Bier zu bekleckern. Das mag hier und da ganz fetzig klingen, aber so richtig vom Hocker haut das eine Stunde andauernde THE REVENANT KING nicht. Wer seinen Wikingerstahl lieber eine Nummer aggressiver und durchschlagender hört, dürfte an der neuen Scheibe von Gormathon mehr Freude haben.
Katrin Riedl
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Paganer Einschlag? Dahinblubbernd? Im Suff mitgrölbare Refrains? Mit Verlaub, aber diese Spitzen schießen deutlich an der sonischen Realität und Qualität vorbei, die Visigoth abliefern. Irgendwo zwischen Judas Priest, Grand Magus und Black Sabbath haut der Fünfer eine Hit-Charge sondergleichen raus.
Das epische Titelstück, der Nackenbrecher ‘Dungeon Master’, der fett nach vorne drückende Riff-Gigant ‘Mammoth Rider’, das variantenreiche ‘Vengeance’ oder der melodieselige Single-Kandidat ‘Creature Of Desire’ – ein Song umwerfender als der andere. Alle gemein haben sie eine überragende wie unendliche Spielfreude: Die beiden Gitarristen Leeland Campana und Jamison Palmer schießen mit Riffs nur so um sich, weshalb dann auch sieben von neun Tracks die Sechs-Minuten-Grenze knacken. Zugegeben: Die Albummitte mit den drei Füllseln ‘Blood Sacrifice’, ‘Iron Brotherhood’ und ‘Necropolis’ kann auch überskippt werden. Davor und danach herrschen jedoch Trveness, Einfallsreichtum und unbestreitbare Songwriting-Skills – dargeboten in einem relativ ungeschliffenen Sound-Gewand, weshalb Liebhaber überproduzierten Schlager-Metals à la Battle Beast das vielleicht verkennen.
Und, klar: Etablierte Acts wie Grand Magus dürfen von ‘Steel Versus Steel’ und ‘Triumph And Power’ singen, aber eine sich die Szene aufzumischen anschickende Band darf um Satans Willen bloß keine Klischees bemühen. Genau. Ebenfalls hinkt der Vergleich mit den räudigen Schweden von Gormathon, die zwar definitiv auch einiges können, aber für meinen Geschmack eine andere Baustelle bespielen. (5/7)
Lothar Gerber
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