Was-für-ein-Aas. Dieses Vieh sitzt dir im Nacken, beutelt dich, verkeilt sich in das Gesicht und haut die gefletschten Zähne ins zuckende Fleisch. Kevin Russell hat ein fieses Biest freigesetzt, dessen Blutbild starke Züge des originären Metal und dreckigem Straßen-Rock trägt, ohne jedoch stilistisch einseitig auszufallen. Veritas Maximus scheißen mit ihrem Debüt auf den Zeitgeist, sowohl musikalisch wie auch klanglich.
Wer auf sterile Studioproduktionen geeicht ist, wird geschunden vor den Boxen verenden. Das ist eine klare Attitüde-Scheibe, sprich: Hier zählt der nachhaltige Eindruck mehr als die einzelne Hookline. Weitere Verwirrung stiftet GLAUBE UND WILLE in der Wahl der Mittel: War das jetzt ein Iggy Pop-Teil? Woher kam die luftige The Cult-Passage? Kann mir mal jemand dieses schleppende Black Sabbath-Riff aus dem Trommelfell entreißen? In den Soli zeigen die Gitarristen zudem gerne, dass sie die klassische Rock-Geschichte studiert haben; dementsprechend lockern die instrumentalen Teile die Atmosphäre auf. Kurz. Bis Kevin Russell wieder den Ton angibt.
So giftig, gallig und direkt hat man den ehemaligen Böhse Onkelz-Frontmann nur selten zu Ohren bekommen: Er frisst sich eher durch das Mikro, als in den Schallwandler zu singen. Das Album soll nachhallen, und das tut es. Welche deutsche Band hat es sich in jüngerer Vergangenheit schon rausgenommen, mit einem zwölfminütigen Geschichtsband wie ‘Des Teufels Geleit’ zu enden? Das trägt den kreativen Wahnsinn der siebziger Jahre. GLAUBE UND WILLE ist kein musikalisches Zeichen, sondern ein Ausrufezeichen! Noch nicht perfekt, aber ein herzlich willkommener Kontrapunkt und Mittelfinger an die Erwartungshaltungen von uns allen.
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