Ob es Blasphemie ist, das Klangkorsett des Death Metal leichtfüßig aufzuknüpfen? Venom Prison sind dahingehend konfessionslos und präsentieren mit EREBOS, ihrem dritten Album in sechs Jahren, eine moderne Melange progressiver Grenzerfahrung. Die Waliser um Larissa Stupar lassen zu, was ihnen gefällt. So schwingen im Giftgefängnis einerseits die ganz großen Gitarren. Soli, von denen die ambitioniertesten Gitarristen nur träumen können (‘Comfort Of Complicity’). Andererseits folgt mit dem fluffigen ‘Pain Of Oizys’ ein fast schon jazziges Griffbrettgefühl, das sich auf zu Pink Floyd-Sphären schwingt. Seltsam melodische Rückzugphasen befruchten dieses Genre-Gemisch immer wieder, wie auch in ‘Castigated In Steel And Concrete’. Als Gegenpol dann Larissas Geschrei, die sich selbst zu „guilty as charged“ (‘Judges Of The Underworld’) in besonderer Schwermut und anklagend hallendem Klargesang begleitet.
🛒 EREBOS bei AmazonUnd dann fetzen immer langsamer werdende Meshuggah-Breakdowns ins Gemüt. Schräge Töne begleiten die smart gesetzten Riff-Konstruktionen, die im Lauf von EREBOS immer stolpernder, aber nicht minder spannend werden (‘Gorgon Sisters’). Ähnlich aufwühlend ist Stupars Poesie am Puls der Zeit. Es geht um Unterdrückung, Schuld, Flüchtlingskinder und die Spaltung der Menschheit – brutale Themen für brutale Musik. Fazit: EREBOS ist gewitzter Death Metal dank gewaltiger Gitarrenorgien, modern vertrackter, doch stets groovender Rhythmen, flirrendem Freigeist für Experimente und brutaler Dichtkunst. Well done, folks.
Venom Prison enttäuschen nie. Die Waliser um die furiose Frontfrau Larissa Stupar liefern stets ihre ureigene, düstere, verquere Death Metal-Variante ab, die sie fortlaufend weiterentwickeln. Das ist zum Großteil verstörend und mit sonischen Tritten in die Magengegend verbunden. Doch die Formation traut sich auch, Wagnisse einzugehen, und lässt dabei sanfte Töne wie in ‘Pain Of Oizys’ zu. Lothar Gerber (5 Punkte)
Modern, hart, aufgeweckt und traditionsverhaftet: Venom Prison bewegen sich inmitten der Extreme, gehen keine Kompromisse ein, aber verflechten klassische Metal-Harmonien, -Melodien und -Song-Strukturen mit ihrem zeitgemäßen, brettharten Sound zwischen Death, Core und Prog. Ist es Zufall, dass einer der stärksten Songs wie einer der größten Hits von Arch Enemy heißt (‘Nemesis’)? Wenn so die Zukunft klingt, soll sie kommen. Sebastian Kessler (5,5 Punkte)
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