Die Band heißt Übergas, das Album HEISS, also sollte es hier ordentlich auf die Kauleiste geben. Und tatsächlich drücken Frontmann Krispin Kirchhoff, Gitarrist Maik Ter Stal und Drummer Georg Lenhardt (Die Apokalyptischen Reiter) auf ihrem vierten Album das Pedal durch. HEISS distanziert sich von der letzten Veröffentlichung IM KREISE DER FAMILIE (2015) in einigen Punkten, verzichtet auf elektronische Ummalung oder Samples und erinnert eher an die Anfangsjahre des Trios, die bis in das Jahr 2008 zurückreichen. Die Moderne ist damit quasi Vergangenheit für Übergas.
Das tut der Musik gut, denn die zeitgeistigen Arrangements wirkten zuletzt doch etwas aufgesetzt. Vorbild für die Aufnahmen waren laut band-eigener Aussage Die Schweisser, allerdings klopft HEISS das Rock-Terrain doch sehr viel konventioneller ab als dereinst die Vorbilder von Utting am Ammersee. Dies resultiert in einem sehr schnittigen Album, dem jedoch die großen Höhepunkte oder auch – in manchen Phasen – zündenden Ideen für wendungsreiche Verzweigungen fehlen. HEISS ist eher lauwarm, aber Fans von Der W kann man guten Gewissens eine Hörempfehlung aussprechen.