Hand aufs Herz: Das anstren-gendste an Fantasy-Epen – ob auf Leinwand, zwischen Buchdeckeln oder als Hörstück – sind lange Epiloge, bevor es ans Eingemachte geht. Twilight Force machen es einem also nicht leicht, wenn sie die Hälfte der Songs mit einem Intro versehen – zwar jeweils kurz, aber lang genug, um aus dem köstlichen Wahnwitz herauszureißen, den die Schweden in ihren besten Momenten entfachen. Dann nämlich werden in bester Rhapsody-Tradition (sieben Jahre stand Sänger Alessandro Conti an der Seite von Luca Turilli) in blitzschnellen, symphonisch überladenen Power Metal-Nummern Drachen geritten, Helden geboren und Fiesewichte zur Rechenschaft gezogen. ‘Skyknights Of Aldaria’ etwa ist (nach seinem Intro) ähnlich drüber, vollgepackt, kitschig und faszinierend wie die ‘Star Wars’-Prequel-Trilogie, und ‘Sunlight Knight’ unterhält zwischen feurigen Gitarren-, Chor-, und Orchester-Attacken mit einem Lambada-Einwurf.
🛒 AT THE HEART OF WINTERVALE bei AmazonDass zwei der neun Stücke Zehnminüter sind, wirkt dabei eher maßlos als bereichernd. Denn so willkommen und nötig Dynamik und Zwischentöne sind, zu häufig, süßlich und – vor allem beim Fokus auf Drachen ironisch – zahnlos geraten sie auf AT THE HEART OF WINTERVALE. ‘Dragonborn’ beispielsweise verbreitet eher vorweihnachtliche als epische Atmosphäre; wenngleich tolle Details etwa in der Gitarrenarbeit und die ansteckende Fröhlichkeit unterhalten. Damit steht das Lied sinnbildlich für das vierte Album der Band: Es macht Spaß, aber mehr Biss wäre wünschenswert, um mit den alten Legenden Rhapsody oder dem interstellaren Einhornkrieg von Gloryhammer mithalten zu können.
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