Innsbruck zeigt seine Zähne und gräbt sie gleich mal richtig tief ins Fleisch der Gesellschaft. Tripsitter mögen sich nach diesen netten Typen benannt haben, die nüchtern bleiben, während andere Leute genüsslich Trips schmeißen und austilten; sie klingen aber eher wie ein Horrortrip durchs halluzinogene Land der Wahnvorstellungen. THE OTHER SIDE OF SADNESS ist deswegen ein verflucht treffender Name für das Debüt dieser Schwarzseher. Wie ein Zahnarztbohrer auf einem freigelegten Nerv tanzt der verzweifelte, aber nicht unmelodische Post Hardcore der Österreicher auf unseren Ängsten und Problemen herum und legt frei, was wir doch so gerne verborgen gehalten hätten.
🛒 THE OTHER SIDE OF SADNESS bei AmazonDabei sind Tripsitter nicht mal besonders brutal. Klar, es kratzt und stampft und rumort und schreit schon ziemlich auf THE OTHER SIDE OF SADNESS; aber eben nicht in extremum, nicht bis zum Äußersten. Eine vertonte Depression, aufgenommen in einer Waldhütte irgendwo in den Bergen und bewusst unpoliert, unbearbeitet gelassen wie ein Tagebucheintrag. Das macht diese Nummer so authentisch und ehrlich wie nur möglich, lässt das Ganze aber eben auch wirken wie ein Demotape, dem vor lauter Ecken und Kanten die Struktur flötengeht. Dabei können Tripsitter durchaus eine ähnliche Wucht entfalten wie Fjørt, wenn sie wollen. Aber zumindest auf diesem Debüt wollen sie das noch zu selten.