Wann ist Kunst authentisch? Über solche Grundsätze streiten sich seit Anbeginn der Höhlenmalerei die Geister. Mit CHEAP LOVE enthüllen sich To The Rats And Wolves hemmungslos als Spiegel der digitalen Wegwerfgesellschaft. Vom barschen Metal-Sound, der die Jungs auf die Trancecore-Tanzflächen warf, ist fast nichts mehr geblieben. Ja, für die Zuckerwatte-Hooks standen sie schon immer. Doch jetzt sind die Essener auf den nächsten Zug aufgesprungen: Von wolkigen Avicii-Synthesizern getränkter Pop Rock der neuesten Chart-Entwicklungen ist das Reiseziel. Schlecht gemacht ist das nicht, sogar durchaus ambitioniert in seiner Form und den technisches Kniffen. Top produziert! Und rein gesanglich können Tracks wie ‘Cheap Love’ oder ‘Therapy’ locker mit dem internationalen Chart-Gedudel mithalten. Geschmeidige Club-Stampfer wie ‘Look What You Made Us Do’ hätten mit ihrem sanften Rap auch vor Jahren von Macklemore stammen können.
🛒 CHEAP LOVE bei AmazonHallo, gängiges Erfolgsrezept. Und dann, im selben Song, die Krux! Die deutliche Betonung des eigenen Wandels, vielleicht als Entschuldigung. Ein Anrufbeantworter entschuldigt die Band, die nicht ans Telefon gehen kann. Warum? „Cause they’re standing in line, wait to fuck your mind“, begründet vor einem obligatorischen Breakdown. Ein fader Kompromiss, um den alten Fans den Übergang zu erleichtern – wohlwissend, dass es schwer werden wird. Dass sie früher geiler waren, gestehen sie damit auch ein. Heute taucht ein metallisches Riff höchstens am Rand als Bridge auf. Bleibt die Frage: Wann kann man eigentlich noch Fan bleiben, wenn eine junge Band so schnell Trends hinterherjagt? Wofür stehen To The Rats And The Wolves eigentlich? Innovation und Verbundenheit bleiben auf der Strecke. Die Parallelen zu Bring Me The Horizons jüngster Entwicklung sind nicht zu übersehen. Netter Versuch, doch auf seine Länge hin wirkt CHEAP LOVE dann doch zu glatt, als dass viel hängen bleiben könnte. Das ist Musik für sorgenfreie Systemschafe. Mit Kunst hat das aber weniger zu tun.