Till Lindemann ZUNGE

Industrial Rock, Eigen-Release (11 Songs / VÖ: 3.11.)

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Frei nach Rammstein: Ich hör dich an und mir wird schlecht. Dies zumindest ist die erste Empfindung beim Einstieg in Till Lindemanns neues Soloalbum ZUNGE. Der vorne platzierte Titel-Track mutet – wenngleich bereits zuvor produziert – wie ein zynischer Kommentar der Vorwürfe aus diesem Jahr an („Doch kommt es vor, dass man sich irrt / Wenn Herz und Geist so sehr verwirrt“; „Ach mein Herz, das ist gebrochen / Doch es schlägt noch, steht nie still“; „So viele haben so viel geweint“; „Meine Zunge ist gefangen / und sie kann sich nicht befrei’n“). Von derartigen Gedanken muss man sich freimachen, um überhaupt in das Album eintauchen zu können.

Die (diesmal ohne Peter Tägtgren komponierte, nicht ganz so tanzbar ausfallende) Musik bietet nach vorn peitschenden Industrial Metal mit düsteren Riffs, klaviergesäumte bis orchestrierte Getragenheit und Minimalismus mit Electro-Akzenten. Die durch alle Höhen wandelnde Hauptstimme prallt auf meist weiblichen oder kindlichen Gesang im Hintergrund. Textlich tauchen immer wieder bekannte Wendungen aus dem Rammstein-Kosmos auf. Auch thematisch bleibt der Protagonist der Linie der bisherigen Lindemann-Werke treu und setzt auf Kontraste: Er verbindet manchmal ungewollt zum Schmunzeln bringende sexuelle Albernheiten („Ich hab’ den Schwanz wieder drin, in meiner Tanzlehrerin …“) und skurrile, sprachlich teils grenzwertige, aber bewusst naiv formulierte Körperschauen (‘Nass’, ‘Schweiss’) mit emotionalem Tiefgang.

In Letzterem liegt die klare Stärke des Werks: Geradezu philosophisch wirkt – nicht zuletzt aufgrund Lindemanns eigener Vergangenheit als Leistungssportler – die gelungene Sportkritik ‘Sport frei’ (benannt nach dem Sportlergruß in der ehemaligen DDR). Auch ‘Altes Fleisch’, in dem sich ein lyrisches Ich im Spiegel betrachtet und herzzerreißend vom menschlichen Verfall erzählt, gehört zu den stärksten Nummern. Zu bewegen wissen zudem die aufeinander folgenden Balladen ‘Übers Meer’ (welche die zuvor aufgebaute Todesahnung fortschreibt) und ‘Du hast kein Herz’. Gruselig-gut ist außerdem das mit passenden klanglichen Akzenten spielende ‘Alles für die Kinder’. Zu Recht am Ende der Platte stehen hingegen der unangenehme ‘Fat’-Nachfolger ‘Lecker’ sowie das Narzisstenstück ‘Selbst verliebt’, das als Hidden-Track allerdings noch eine hörenswerte Schlagerparodie birgt (Preisfrage: Auf wen könnte „Der Rödler“ anspielen?).

Wer Lindemanns bisherigen Werken (zumindest teilweise) etwas abgewinnen kann und dazu in der Lage ist, den Tumult der letzten Monate auszublenden, wird an (Teilen von) ZUNGE Gefallen finden. Die Unverfrorenheit, mit der nur kurz nach dem Abschmettern der Vorwürfe die Maschinerie aus lustvollem Grenzübertritt (Album) und gewinnbringender Massenverzauberung (Tournee) wieder angeworfen wird, lässt jedoch tief blicken – jede Band mit einem Funken Verständnis für die Problematik des Geschehenen hätte sich an dieser Stelle wohl zumindest noch eine Weile lang zurückgezogen.

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