Thy Catafalque-Mastermind Tamás Kátai: sanfter, langhaarig gelockter Universitätsbibliothekar bei Tag, manisch-hypnotischer Sound-Tüftler bei Nacht! So könnte man die Doppelnatur des Exil-Ungarn in Edinburgh beschreiben, auch wenn das für Tamás’ Geschmack wohl zu reißerisch wäre. Seit zwanzig Jahren befindet sich der Mann auf einer Reise, die ihn vom Black Metal weg und zu Folk, Electronica, krautigem Prog und immer eleganteren Narrativen hinführt.
Seine Wurzeln vergisst er dabei nie: Seine jüngeren (Solo-) Alben RENGETEG (2011), SGÚRR (2015) und META (2016) haben alle ihr Quäntchen Schnarren und Rasen, wenn auch in variablen Gewichtsanteilen. Das neue GEOMETRIA setzt die härtere Tendenz von META fort, ist aber ansonsten ein schillerndes Kaleidoskop aus Stilen und Tonalitäten.
Jeder Track birgt ein Universum in sich – wie der hochnervöse Synthie-Opener ‘Hajnali csillag’ oder das wavige ‘Balra a nap’: faszinierend, ihren Wandel im Verlauf zu hören. Wer direkt zum Metal skippen möchte, bitte sehr: ‘Szamojéd freskó’, ‘Sárember’, ‘Lágyrész’, ‘Sík’ und ‘Ének a búzamezökröl’ bieten ausreichend Wilde Jagd für alle.
Im Zusammenspiel zeigt sich GEOMETRIA als komplexer Tanz, ein gleitender Mix aus organisch und anorganisch, cleverer Programmierung und warm agierenden GastmusikerInnen. Ja, das ist ein erworbener Geschmack – aber wer sich auf Thy Catafalque einlässt, geht reicher durchs Leben.