Keine Männer vieler Worte sind die Neuseeländer Thousand Limbs. Ihr instrumentaler Post Metal orientiert sich an den plattentektonischen Bewegungen unter unseren Füßen, er pocht und rumort, dröhnt und oszilliert wie ein atmendes Wesen, ein verlorenes Tier im Wald. Zahlreiche Singles und EPs haben über die letzten Jahre zu ihrem Debüt THE AUROCHS geführt, auf dem sich die Band entsprechend versiert und in sich ruhend präsentiert. Besonnen, wahrscheinlich eingespielt mit gesenkten Köpfen und geschlossenen Augen – THE AUROCHS ist eher Metal-Meditation als gereckte Faust. Neben der Instrumentalität auch der doomigen Langsamkeit verschrieben, darf man sich Thousand Limbs vom Narrativ ein wenig wie eine etwas lichtlosere, härtere Variante von Long Distance Calling vorstellen, durchzogen von einer Prise Lärmkatharsis, wie sie Amenra in den letzten Jahren perfektioniert haben.
Ohne Gesang ist natürlich immer die Gretchenfrage, ob Spannung und Dynamik aufrechterhalten werden können, doch diesbezüglich erweisen sich die Kiwis überwiegend als echte Könner: Sie beherrschen das Laut/Leise-Spiel, wissen, wie man Spannung aufbaut, hält und entlädt und verlassen sich vor allem auf ihre dichte, wogende, mal tosende und mal elegische Stimmung. Mehr atmosphärische Studien als Songs sind das auf THE AUROCHS, ganz klar, das aber vorgetragen mit dunkler Entschlossenheit und fast schon sehnsüchtiger Schwere. Das ist noch nicht in allen Stücken zu Ende gedacht, birgt aber überwiegend eine Menge Potenzial.
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